Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
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Prenzlau ( Marienkirche : Baugeschichte).

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Breite der jetzigen und die Gesamtbreite entsprach dem sicher damals schon geplanten Westbau, eine Beziehung, die wir in der ganzen Gegend fast allgemein durchgeführt finden. Für die Trennung der Basilika in Schiff und Chor spricht die Erwähnung eines um 1304 geweihten hl. Kreuzaltars( Riedel XXI, 104), der stets am Eingang des Chores, jedoch für den Schiffsraum, aufgestellt war. In Anbetracht der oben nach­gewiesenen Breitenverhältnisse kann auch die Långenabmessung der alten Kirche der jeßigen nicht wesentlich nachgestanden haben.

3weite Bauzeit. Der vorläufig zurückgelassene Wefbau wurde erst nachträglich allmählich weitergeführt und gelangte im Laufe des 13. Jahrhunderts nur ungefähr bis zur Traufhöhe der jetzigen Kirche. Er wurde fast ganz in vorzüglicher Feldsteinquadertechnik errichtet, in welche sich nur vereinzelt in zurůdhaltender Weise für Kanten und zartere Gliederungen Badsteinwerk mischt. Es ist ein gewaltiger, massiger Bau( Tafel 13) von höchst eindrucksvoller Erscheinung, nicht nur durch sein fast unver­gångliches, in verschiedenen Tönen von Rot und Grau mannigfach wechselndes Stein­gefüge, sondern namentlich auch durch die Großartigkeit der Abmessungen. Die Wucht der Massenwirkung verstärkte der Baumeister noch dadurch, daß er die Gewände der Hauptöffnungen in zahlreichen kräftigen Abfäßen abstufte und dadurch die mächtige Stärke der Mauern zur vollen Geltung brachte, andrerseits aber bei der reichen Aus­schmückung durch Blenden, mit denen er nach dem Vorbilde westdeutscher Haustein­bauten den Turmbau schmückte, darauf bedacht war, diese nur ganz zart einzugrunden, um die geschlossene Wirkung der Mauermasse nicht zu stören.

Der Formencharakter des Westbaus ist der einer frühen Gotik, wie ihn die zweite Hálfte des 13. Jahrhunderts schuf. Seine Gliederung besteht zunächst in einer schwachen Einziehung über jedem der fünf Stockwerke, sodann aber in breit angelegten Lisenen, durch welche schon von unten an die Entwicklung der beiden selbständigen, im Grundriß rechteckigen Westtúrme vorbereitet wird und an denen die Einziehung der Stockwerke eine stetige Breitenabnahme bewirkt. Als unterste Abstufung umzieht ein mit seichter Hohlkehle profilierter Sodel den ganzen Westbau. Das Erdgeschoß öffnet sich in der Mitte in einem mächtigen, fünffach abgestuften Spitzbogenportal. Die aufsteigenden Kanten der Gewändeabstufungen sind abwechselnd durch schmale Kehlen und Drei­viertelstäbe gebrochen, die im Kehlenprofil des Sodels spis ablaufen. Der kräftige Kämpfer ist mittels eines rundlichen Wulstes zwischen zwei Platten urwüchsig gegliedert. Bemerkenswert ist die flache Giebelform, in welcher die innere Nische des Portals nach altertumlicher Weise geschlossen ist. Das zweite Geschoß des Mittelbaus ist von einem großen Radfenster mit einfach abgestuftem, unprofiliertem Gewände durchbrochen. Im dritten Geschoß seht eine reichere Gliederung der Flächen durch flach eingetiefte Spizbogenblenden verschiedener Art ein. An der Westseite breit und schlicht gehalten, werden sie an den Seitenfronten zierlicher und mannigfaltiger unterteilt. Noch alter­tümlich, aber besonders reizvoll wirken die in Zwillingsbögen schließenden Blenden an der Nordseite; hier sah man sich bereits genötigt, zum Badstein zu greifen, um die zierlichen Pfosten und Kleeblattbögen zur Ausführung bringen zu können. Zu noch entschiedenerer Anwendung kommt der Backstein im gleichen Geschosse im Mittelbau