Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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174 Prenzlau (Marienkirche : Baugeſchichte).

eine Vorhalle von bedeutender Höhe. Eine Anzahl Stufen vermittelt hier den nicht unbetraͤchtlichen Hoͤhenunterſchied des anſteigenden Erdreichs und zugleich den zwiſchen Portal und Kirchenfußboden. Im uͤbrigen iſt wohl die ehemalige Erſcheinung durch den Wiederherſtellungsbau im 19. Jahrhundert einigermaßen verändert. Der Raum uͤber der Vorhalle, der jetzt zur Aufſtellung der Orgelbalgen dient, wurde erſt in neuerer Zeit mit gerader Balkendecke abgeſchloſſen. Er war urſpruͤnglich bedeutend höher beabſichtigt und zu feiner Überdeckung waren Gewoͤlbe vorgeſehen, deren Wandſchilde noch ringsum erhalten ſind. Das Geſchoß ſollte, wie die darunter liegende Vorhalle, durch zwei der äußeren Stockwerke reichen und wahrſcheinlich das letzte des Zwiſchenbaus werden. Wenige Schichten daruͤber unterbrach man, wie ſchon geſagt, den Bau.

Dritte Bauzeit. Es liegt kein Grund vor, etwa Baufaͤlligkeit der alten Kirche als Anlaß fuͤr den Beginn der neuen anzunehmen, vielmehr werden die beengten Raumverhaͤltniſſe des wahrſcheinlich nur einſchiffigen Chores, die nur einen Altar zuließen, zu einer Neuanlage von groͤßerer Weitraͤumigkeit und bedeutenderen Hoͤhen­verhaͤltniſſen gedraͤngt haben.

Bereits ſeit 1289 Hören wir von Ablaͤſſen und Schenkungen zugunſten eines Kirchenbaus, von denen der erſte, ein Ablaß des Biſchofs von Brandenburg , allerdings vielleicht noch zur Vollendung der fuͤr die alte Baſilika begonnenen Weſtfront beſtimmt war. Die vier Ablaͤſſe von 1304 und 1310 knuͤpfen ſich hauptſaͤchlich an den Beſuch des heiligen Kreuzaltars, alſo des Hauptaltars des Kirchenſchiffs, und ihrem reichlichen Erfolge entſprang vielleicht der Entſchluß, nach noch nicht hundert Jahren einen ganz neuen Kirchenbau zu beginnen. Über Anfang und Abſchluß der Arbeiten ſind wir durch eine heute nicht mehr erhaltene,auf Grund alter Stadtbriefſchaften verfaßte und um 1627 an der Weſtwand angebrachte Inſchrift einigermaßen zuverlaͤſſig unterrichtet(String, Chronik im Geheimen Staatsarchiv, Prov. Brandbg. Rep. 16 III p. 4a 1 u. 2). Sie gibt als Zeit des Abbruchs der alten Kirche das Jahr 1325 an und als Geſamtzeit der Ausfuͤhrung der neuen ſamt dem Turmbau 14 Jahre, wonach alſo der Bau etwa in die Zeit von 1325 40 geſetzt werden muß. In dieſe Zeit fallen auch tatſaͤchlich eine Reihe von Altarausſtattungen und Stiftungen, allen voran, gleich zu Beginn des Baues, die eines der Jungfrau Maria geweihten Altars, offenbar des Hochaltars. Schon darin liegt ein Hinweis, daß man die neue Kirche wie üblich mit dem Chore begann, was durch den Baubefund beſtaͤtigt wird. Auf dieſen bezog ſich alſo auch zunaͤchſt nur der oben erwaͤhnte Abbruch, da ja ein Teil der Kirche für den Gottesdienſt einſtweilen erhalten bleiben mußte.)

9 Adler hat auf einen Mann hingewieſen, der in einer Urkunde von 1335(Riedel XXI, 152) unter der BezeichnungThydericus murmester alsRatsherr und Proviſor der Marienkirche auftritt, und ihn als den mutmaßlichen Erbauer der neuen Kirche bezeichnet. Dafür würde außer der Bezeichnung murmester allenfalls ſprechen, daß auch der Meiſter der Katharinenkirche in Brandenburg , ſowie der vermutliche Schöpfer der Jakobikirche in Stettin , Hinrich Brunsberg , ſeit d. J. 1400 in ſeinem Wohnort Stettin öffentliche Amter, u. a. das des Proviſors von Kirchen,