Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
175
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Prenzlau(Marienkirche : Baugeſchichte). 175

Man legte die neue Kirche den veränderten Beduͤrfniſſen entſprechend in moͤg lichſt einheitlicher und freier Raumgeſtaltung an, d. h. den Chor in gleicher Breite mit dem Langhauſe und die Seitenſchiffe nach Art der Hallenkirchen in annaͤhernd gleicher Höhe mit dem Mittelſchiff(Abb. 143 u. 144). Der zunaͤchſt ausgeführte oͤſtliche Teil umfaßt außer den Altarniſchen der drei Schiffe in der Laͤnge drei Joche, von denen das oͤſtliche eine erheblich geringere Spannweite hat als die ſpaͤter fuͤr die ganze Kirche durchgefuͤhrte der beiden anderen. Die Verhaͤltniſſe des Innern im Grundriß ſowohl wie in der Hoͤhenentwicklung des Querſchnittes find von tadelloſem Ebenmaß und ergeben eine herrliche Raumwirkung Tafel 14. Von den drei Chorniſchen bildet die mittlere von geringer Tiefe(die im 16. Jahrhundert unter dem Namen Bucht vorkommt) einen unregelmäßigen Polygonteil aus drei Seiten, einer ſehr breiten oͤſtlichen und zwei ganz ſchmalen ſchraͤgen. Noch flacher find die beiden Altarniſchen der Seitenſchiffe, die aus zwei Seiten des Sechsecks mit oſtwaͤrts gew en­deter Ecke gebildet find. Die verhältnismäßig ſchwachen Laͤngsmauern der Kirche werden verſtaͤrkt durch teilweiſe nach innen gezogene und hier durch breite ſpitze Schildbogen verbundene, zum groͤßeren Teil aber doch noch nach außen vortretende Strebepfeiler. Die Mauer iſt innen im unteren Teile mit den Verſtaͤrkungspfeilern bündig, aber durch Spitzbogenniſchen erleichtert und bildet in Höhe der Fenſter­ſohlbank einen um die ganze Kirche laufenden inneren Umgang, der mittels kleiner Spitzbogenoͤffnungen durch die Verſtaͤrkungspfeiler hindurchgefuͤhrt iſt. Vor dieſe legt ſich als Gewoͤlbetraͤger ein ziemlich ſtarker Runddienſt. Er findet an den Mittel ſchiffspfeilern ſein Gegenſtuͤck und wiederholt ſich, zur Vollendung einer ſymmetriſchen Anlage der Pfeiler, auch an deren drei anderen Seiten, um die Gurt⸗ und die Diagonal­rippen des Mittelſchiffs zu tragen; nach Oſten und Weſten bildet er das Hauptglied der breiten Gurtboͤgen, welche in der Laͤngsrichtung der Kirche die Kreuzpfeiler mit einander verbinden und aus ihnen ihr kraͤftiges reiches Profil herleiten(Abb. 142). Das Sockelprofil ſowohl wie die Kaͤmpfer der Pfeiler ſind ſehr knapp und zuruͤckhaltend gebildet und letztere nur über den ſtarken Runddienſten des Mittelſchiffes kapitellartig mit Blattwerk geſchmuͤckt(Abb. 142). Quergurte fehlen bereits. Das Rippenprofil beſteht aus einem Birnſtab mit vorderem Plaͤttchen an einem ſteilabgefaſten Grund koͤrper(Abb. 142). Im Maßwerk der hohen vierteiligen Fenſter herrſcht namentlich ein Entwurf vor, deſſen Hauptlinienfuͤhrung auf dem Schuppenmotiv beruht, das zunaͤchſt zu einer Zweiteilung fuͤhrt und damit eine Unterſcheidung der Pfoſten in alte und junge zur Folge hat(Abb. 142).

Im Außeren zeigt die maͤchtig aufſtrebende Architektur einen noch geſteigerten Hochdrang, der bei der verhältnismäßig geringen Länge der Kirche um ſo ſtaͤrker zur Wirkung kommt. Er zeigt ſich außer in dem gewaltigen Giebel der Oſtſeite

bekleidete. Andrerſeits iſt dagegen zu bemerken, daß das Wortmurmester auch als Eigenname vorkommt, ſo z. B. 1384 für einen Pfarrer in Landsberg (Riedel XVIII, 408) und 1487 für einen Werbener Pleban(Riedel VI, 70). Darnach iſt zwar die Adlerſche Annahme an ſich möglich, aber durchaus nicht ſicher.