Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 1 (1921) Die Kunstdenkmäler des Kreises Prenzlau / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Strasburg(Marienkirche, Befeſtigung, Rathaus). 347

Waͤhrend der Dachſtuhl des Chores bei Einfuͤgung der modernen Holztonne neu hergeſtellt wurde, finden wir im Schiff noch den alten kiefernen aus dem 15. Jahrhundert (Abb. 309). Dieſe ſpaͤte Herſtellung wird auch durch ſeine Konſtruktion beſtaͤtigt, in erſter Linie durch die beiden über den Laͤngsgurten der Gewoͤlbe errichteten Geruͤſt waͤnde, die durch dreifache Verriegelung der Pfoſten und eine Reihe von Laͤng sſtreben zwiſchen ihnen gebildet werden. In den Seitenſchiffsteilen iſt die Unterſtuͤtzung der Sparren durch einen kurzen Kehlbalken und eine Strebe in jedem Geſpaͤrre hergeſtellt; dazu kommen noch kleine Fußſtaffeln. Auch im Mittelſchiffsteil find nach mittelalter­licher Weiſe die Geſpaͤrre alle gleichartig behandelt, in jedem wirkt ein großes Strebenkreuz dem ſeitlichen Winddruck entgegen. Eine Zange faßt die Geruͤſtwaͤnde zuſammen, uͤber denen ein laͤngerer Kehlbalken ruht, waͤhrend ein kuͤrzerer weiter oben als Hahnenbalken erſcheint. In uͤberlieferter Weiſe iſt noch ein Strebenpaar in kurzem Abſtande von den Sparren dieſen parallel gelegt. Von den beiden Türmen hat wohl ſelbſt der allein hochgefuͤhrte ſuͤdliche nie feine urſpruͤnglich beabſichtigte Hoͤhe und Form erlangt. 1617 nach einem Brande erhielt er durch den Meiſter Elias Hartwig von Friedland Suͤrings Chronik) die bei Merian(Abb. 304) abge bildete Endigung mit einem Dachreiter, welche aber nur als eine Art Notabſchluß anzuſehen iſt, da ſie in der Hoͤhenentwicklung den Verhaͤltniſſen kaum genuͤgt. Die jetzige, i. J. 1837 errichtete Glockenſtube aus Fachwerk iſt noch viel mehr nur ein notduͤrftiger Abſchluß(Abb. 301 u. 305).

Im Jahre 1711 wurden die Gewoͤlbe wiederhergeſtellt und die Kirche inſtand geſetzt, 1748 die eingefallene Sakriſtei erneuert(Beckmanns Nachlaß). Nach einigen Ausbeſſerungen i. J. 1823 wurde 1865 die Kirche einer gruͤndlichen Wiederherſtellung unterzogen, der auch die Sakriſtei in ihrer jetzigen Form angehoͤrt.

Die geſamte innere Ausſtattung in modern gotiſchen Formen entſtammt gleich­falls dem Jahre 1865.

Ein Taufengel und eine Ka ſel mit geſticktem Ruͤckenkreuz befinden ſich im Muſeum zu Prenzlau .

Drei Glocken. Die große, 1,45 m Durchmeſſer, 1792 von Phil. Heinr. Paul Schwann in Stettin , reich verziert mit Wappen, dem Gottesauge und einer gekroͤnten Maria; die mittlere, 1,14 m Durchmeſſer,Berlin 1830; die dritte von Eiſen.

Befeſtigung. Von der mittelalterlichen, groͤßtenteils aus Feldſteinen erbauten Befeſtigung ſind nur noch ganz geringe Reſte erhalten, auch die Tore, von denen das Altſtaͤdtiſche noch zu Beckmanns Zeit ein zugemauertes Nebentor hatte, find ver ſchwunden. Die Anſicht bei Merian(Abb. 304) zeigt noch die durchweg rechteckigen Weichhaͤuſer und die Tuͤrme des Falkenberger und Juͤteritzſchen Tores, den erſteren anſcheinend mit einem Renaiſſancegiebel.

Das Rathaus, ein einfacher, laͤnglich rechteckiger, von einem Dachreiter bekroͤnter Bau(Abb. 311), zeigt am Portal der Suͤdſeite noch Reſte von Renaiſſanceformen, die wohl von dem gegen 1600 durch den Meiſter Jakobus Jodoker errichteten Bau her rühren(Inſchrift an der Suͤdſeite). Nach der Anſicht bei Merian(Abb. 304)