Teil eines Werkes 
Bd. 3, Teil 4 (1939) Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim / bearb. von Heinrich Jerchel ...
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fielen die bis dahin errungenen und gefeſtigten Grenzgebiete des Markgrafentums wieder an die Pommern zuruck; 1326 brachen die Polen ins Land ein die Anhänger der neuen bayeriſchen Markgrafen ſtießen auf den Widerſtand der Stände, und uneinigkeit ſchwaͤchte alle Verſuche zur Gegenwehr nach außen wie nach innen, als 1348 der Streit um den falſchen Woldemar!/ immer neue Verwirrungen und Noͤte entfeſſelte. Die am Schickſal des Landes wenig intereſſierten bayeriſchen Ludwige entzogen ihm fuͤr eigenſuͤchtige Zwecke ſeine Geldmittel, und nur die Staͤdte konnten durch geſchickte Geldleihpolitik ihre Rechte in dieſer Zeit erhalten oder gar vermehren. Als Anzeichen bürgerlicher Initiative iſt auch die 1325 erfolgte Gruͤndung des Bernauer Georgenſpitals ſowie die Stiftung neuer Altaͤre in der dortigen Stadtkirche in den Jahren 1339 und 1345 zu werten. Zu dem 1349 zuſammengeſchloſſenen Staͤdtebund gehörten außer Bernau auch Liebenwalde und Alt Landsberg. Erſt 1355 durch den Verzicht der Anhaltiner auf die Mark kamen dieſe Unruhezeiten zu einem gewiſſen Abſchluß. Eine ganz neue Epoche der Gebietsgeſchichte ſchien mit dem Ubergang der Marken von den Wittelsbachern an den Luxemburger Karl IV. von Boͤhmen 1373 anbrechen zu ſollen. Von ſeiner ſtaatsmaͤnniſchen Fuͤrſorge zeugt das 1375 in Angriff genommene Landbuch, deſſen Angaben fuͤr viele Kreisorte die aͤlteſte Quelle darſtellen. Schon aber nach Karls Tode(1378) wurde die Mark infolge Verpfaͤndung an Joſt von Maͤhren neuen Wirren und ſchonungsloſen Schaͤdigungen ausgeſetzt; vor allem erhob jetzt der Po ßuueo Swantibor Anſpruͤche und verbuͤndete ſich dazu auch mit Teilen der Barnimer Ritterſchaft. Unter anderem eroberte er Boͤtzow und brandſchatzte außer der Stadt Strausberg 22 Barnim⸗Doͤrfer . An dieſen Fehden war auch Dietrich v. Quitzow beteiligt, der zeitweiſe im Bündnis mit Berlin , ſpaͤter wieder als deſſen Gegner, zu einer Kette ihm gehörender Burgen auch Boͤtzow den Pommern abgewann. Auf den Beſtand der Kunſtdenkmaͤler muß ſich weiterhin verhaͤngnisvoll der wild⸗fanatiſche Plunderungszug der Huſſiten ausgewirkt haben, der im Jahre 1432 ebenſo ſchnell, wie er kam, wieder zuruͤckebbte. Allerdings wurde davon nur ein Teil des Kreisgebietes beruͤhrt, auch Bernau konnte die Zerſtoͤrung von ſich abwenden. Gerade in Bernau liegen fuͤr die Kunſtuͤbung des 15. Ih. eine Reihe von Belegen vor. Fuͤr die erſte Jahr­hunderthaͤlfte bleibt der Denkmaͤlerbeſtand noch dünn; hervorzuheben iſt hier eigentlich nur das ſchöͤne ſtei­290 nerne OSlbergrelief in der Marienkirche, das bisher kunſtgeſchichtlich noch nicht ſeinem Rang entſprechend ge­wuͤrdigt wurde. Es iſt ein gutes Beiſpiel fuͤr die neue Art, die alten heiligen Geſchichten zu verlebendigen und

19 196 mit liebevoller Wirklichkeitsbeobachtung zu bereichern. Für die Goldſchmiedekunſt iſt der reichgravierte Kelch

628630 vom Jahre 1452 in Alt Landsberg bezeichnend. Teile des

Altars in Schwanebeck zeigen die laͤndliche Schnitz­weiſe dieſer Zeit. Am Sakramentshaus in Bernau , das nach dem Stil ſeiner Malereien um 1440 errichtet 310 wurde, fallen beſonders die ſchoͤnen ſchmiedeeiſernen Schmuckbeſchlaͤge auf.

Für die Bauten ſcheint erſt nach der Jahrhundertmitte und im frühen 16. Ih. eine ent! cheidende Neubelebung eingeſetzt zu haben. Die in den Huſſiten wirren zerſtoͤrten und vielfach ſicher nur notduͤrftig wiederhergeſtellten Kirchen wurden nun dem neuen Raumgefuͤhl entſprechend umgeſtaltet und erhielten dabei ihre noch heute beſtehenden Gewölbe, die jedoch zum Teil erſt im 16. Ih. fertig geworden ſind. Der Hallenbau der Marien­

224= 263 kirche von Bernau gehort mit feinen fünf Schiffen und ſeinem Hallenchor zu den großartigſten Zeugniſſen

des maͤrkiſchen Bauwillens. Schon von weither beherrſcht ſein maͤchtiges Dach, deſſen Stühle auch noch die mittelalterlichen find, das Stadtbild. Beim Naͤherkommen enthüllt ſich an den feinen Ziergiebeln und den vielfaͤltigen Profilen eine Menge von Einzelformen. Die kunſtgeſchichtliche Hauptbedeutung kommt jedoch dem Innenraum zu, der gerade infolge ſeiner uneinheitlichen Entſtehung Teile davon reichen bis ins 13. und 14. Ih. zuruͤck dem ſpaͤtgotiſchen Raumwollen mit feinen vielfältigen Durchblicken in hervorragendſtem Maße gerecht wird. Vier bzw. fünf verſchiedene Arten von Pfeilern und Gewoͤlben bezeichnen in ihrer Ab­wandlung den ganzen Formenreichtum, der damals zur Verfuͤgung ſtand. In dieſem prachtvollen Kirchbau hat ſich die reiche Buͤrgerſchaft das Hauptdenkmal ihres Kulturwillens geſetzt. Wie ihr auch in dieſen Jahren neu errichtetes Rathaus ausgeſehen hat, wiſſen wir leider nicht mehr. Nur ein kleiner Gewoͤlbereſt im Keller­

219-= 223 geſchoß hat ſich letzthin gefunden. Von den Stadttoren iſt nur noch das ſchöͤne Koͤnigstor erhalten, das von 181, 182 den gleichen Werkleuten wie die Marienkirche errichtet ſein mag. Die ſchlichteren Toranlagen von Alt Lands­ berg

ſind nur noch durch zwei Türme vertreten. Die dortige Stadtkirche wich damals keinem volligen Neubau,

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