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ſondern erhielt nur ihre durch leider verſchwundene Meifterinfchriften belegte Einwölbung(1503/1517). Ahn⸗ 186
lich ging es vielen Dorfkirchen, die bei der räumlichen Neugeſtaltung im 15./16. Ih. mehrfach durch einge:
ſtellte Mittelpfeiler bereichert wurden. Die Ruͤckſichtnahme auf die Abmeſſungen der alten Feldſteinkirchen
führte hier auch zu weniger gebräuchlichen Gewoͤlbeloͤſungen. Im weſentlichen neuerrichtet wurden die Kirchen
von Basdorf , Loͤhme, Wenſickendorf, Lichtenow, Kleinſchoͤnebeck, Eiche, Schoͤnerlinde(? und die beim 445 Huſſiteneinfall gänzlich abgebrannte Bernauer Georgenſpitalkirche. Zugleich mit den Einwoͤlbungen find.
bei vielen Landkirchen die wohl ebenfalls oft abgebrannten oder zerſtoͤrten Turmoberbauten in Ziegeln neugeſtaltet worden; fuͤr die Bauecken wird dabei anſtatt des alten Granits nun meiſt Ruͤdersdorfer Kalk
ſtein verwendet(z3. B. Rüdersdorf, Werder , Krummenſee). 653 Der Wohnbau der Spaͤtgotik iſt nicht belegt, es ſei denn, daß man die mit reichen Netzgewoͤlben geſchmuͤckten
beiden Räume des Gaſthauſes„Zum ſchwarzen Adler! in Bernau dazu rechnen will, die nach der Uberlie⸗ 78 ferung der Kalandsgilde gedient haben. Burgen und Ritterſitze(Liebenwalde , Krummenſee, Prenden , Boͤtzow
u. a. find durch Veränderungen ſpaͤterer Jahrhunderte ſaͤmtlich ſoweit abgetragen, daß nur wenige Grundmauerreſte auf ihr ehemaliges Vorhandenſein hinweiſen. Aus der Geſchichte weiß man, daß im 15. Ih. das Anwachſen der Ritterguͤter und die Entſtehung groͤßerer Adelsherrſchaften auf Koſten der durch die Kriegsdrangſale veroͤdeten Bauerndoͤrfer von den Landesherren(ſeit 1412 die Hohenzollern ) bewußt gefoͤrdert wurden. Die weſentlichen Adelsgeſchlechter der Zeit find die v. Krummenſee, v. Loͤben, v. Hoppenrade , v. Roͤbel ,
v. d. Groͤben und v. Pfuel . Zahlreich find als Grundbeſitzer Berlin⸗Coͤllner Bürger, wie die Blankenfelde , Garnkeufer, Glinicke, Rike, Trebus, Wardenberg, Wins belegt.
Holzbildnerei und Malerei der Spaͤtgotik find an dem Hochaltar der Bernauer Marienkirche vom Anfang des 263— 289 16. Ih. beſonders ſtattlich vertreten. Hier iſt es weniger kuͤnſtleriſche Qualitaͤt, als vielmehr die alte Farbigkeit
und die Erzaͤhlfreudigkeit, die den hohen Reiz des Werkes ausmachen. Wie in einem aufgeſchlagenen Rieſenbilderbuch kann man aus den im Inhalt vielfach fremdartigen Darſtellungen das zeitgenoͤſſiſche Leben in Kleidung und Hausgeraͤt ableſen. Kuͤnſtleriſch bedeutſamere Werke ſind die beiden Leuchterengel der gleichen 291, 292 Kirche und die ſchoͤnen Schnitzfiguren aus Basdorf im Maͤrkiſchen Muſeum; auch die Triumphkreuzgruppe 211, 212 von 1520 in Bernau und die Gottesmutter von einer ſolchen in Wenſickendorf verdienen beſonders hervor⸗ 293, 648 gehoben zu werden.— Kelche aus dem 15. und 16. Ih. ſind haͤufig, ebenſo Glocken mit feinen Minuskelumſchriften; ein Einzelſtuͤck dagegen iſt der nicht einheimiſche Altarbehang im kirchlichen Muſeum zu Bernau 296
mit den geſtickten Wappen franzoͤſiſcher Adelsgeſchlechter. Der Adel hat ſich, abgeſehen von Inſchriften und Wappen an allerlei Kleingeraͤten, fein Denkmal in ganzfigurigen Grabſteinen geſetzt(Rüdersdorf , Schoͤn⸗ 580 – 582 eiche, Loͤhme), die bereits bis in das hohe 16. Ih. hineinreichen. Noch ehrwuͤrdigere Zeugen dieſer Sitte ſind 447 leider uͤberall verſchwunden, bis auf eine faſt abgetretene Schriftplatte aus der Zeit um 1300 in Blum berg
. Schon aus dem 16. Ih. find aber auch Beiſpiele buͤrgerlichen Totengedenkens erhalten, zunaͤchſt als
bemalte Holztafeln(Bernau , aus den Jahren 1521 und 1561) mit Darſtellungen der Stifter und ihrer 314 Hausmarken, dann vor allem der Grabſtein des Nikolaus Leutinger in Alt Landsberg (geſetzt 1581), der auch 199 durch ſeine Perſoͤnlichkeit in das Zeitalter der Glaubensſpaltung hinuͤberfuͤhrt.
Die Glaubens ſpaltung brachte dem Beſtand der Kunſtdenkmaͤler keine weſentlichen Bereicherungen. Nur
das Bild der Innenraͤume veränderte ſich entſprechend dem neu aufkommenden Predigt⸗Gottesdienſt durch den
Einbau zahlreicher Sitzplaͤtze, für deren Vermehrung ſpaͤter auch die Emporen errichtet wurden. Die Abſchlie
ßung der Turmraͤume gegenüber dem Schiff geht wohl vielfach ſchon in dieſe Zeit zurück, wie das Beiſpiel
von Birkholz erkennen laͤßt.— Beſonders ſchoͤnes Geſtuͤhl iſt noch in Bernau erhalten; die dortigen Emporen
ſtuͤtzen find prächtige Werke der Zimmermannskunſt. Vielerorts find Reſte von damals angeſchafften Ge: zoo ſtuͤhlen als Bruͤſtungen mit Flachboͤgen und Zahnſchnittleiſten vorhanden. Das weſentlichſte neue Ausſtattungsſtuͤck des 16. und 17. Jh. iſt die Kanzel, jedoch reicht keine in das Reformations⸗Zeitalter ſelbſt zurück
(ie fruͤheſten find in Alt Landsberg , Zinndorf, Loͤhme[1620], Bollensdorf 1621], Bernau , Birkholz(1681. 184 Zunaͤchſt diente die uͤbernommene alte kirchliche Ausſtattung weiter dem gottesdienſtlichen Gebrauch; neue 332, 333 Taufen wurden in Seefeld (1597), Rüdersdorf (1598), Bernau (1606), Birkholz, Blumberg und Basdorf 667, 521 aufgeſtellt, neue Altaͤre in Zinndorf(1606), Prenden (1611 und Bollensdorf .