(1853) und «James Monmouth» (1854) - auf jene Prosa also, von der Fontane später (1882) seiner Frau bekannte, daß sie ihn «beständig geniert und erröten macht». Nicht aufgenommen in diese erste Abteilung unserer Fontane- Ausgabe wurden auch die bloß fragmentarisch überlieferten Werke sowie die zahlreich erhaltenen Entwürfe zu Romanen, Novellen und Erzählungen. All diese Aufzeichnungen sind meist nicht über ein allererstes Stadium hinaus gediehen ; häufig handelt es sich bloß um Stoffsammlungen oder konzeptionelle Notizen und Vorarbeiten. Materialien für 50 geplante, jedoch nicht ausgeführte oder vollendete erzählerische Werke hat Walter Keitel (auf mehr als 300 Seiten) im fünften Band der von ihm besorgten Fontane-Ausgabe (München 1966) mitgeteilt; weitere Fragmente sind unveröffentlicht. So bedeutsam diese Bruchstücke und Splitter aus der Werkstatt des Dichters für die Forschung sind, in eine Ausgabe, die sich vornehmlich an breite Kreise literarisch interessierter Leser wendet, gehören sie nicht; jedenfalls konnten sie nicht innerhalb jener Abteilung publiziert werden, die das Beste und Reifste, das Gültige und Bleibende aus dem Gesamtwerk des Dichters umfaßt.
In einem Fall allerdings haben wir einen Fontaneschen Text hier dargeboten, der nicht vom Autor selbst zum Druck befördert worden ist: die Erzählung « Mathilde Möhring», die zwar nicht in endgültiger Gestalt, wohl aber als ausgearbeitete und im wesentlichen vollendete Niederschrift aus dem Nachlaß bekannt geworden ist. Seit Josef Ettlinger im Jahre 1907 dieses Werk zuerst herausgegeben hat, ist es in der von ihm redigierten Form, d. h. mit «leichter Nachbesserung noch vorhandener stilistischer Flüchtigkeiten », sehr häufig nachgedruckt worden, meist sogar ohne einen Hinweis darauf, daß es sich um einen Text handelt, an den der Verfasser die letzte Hand nicht mehr angelegt hat. Ein Vergleich der von Ettlinger hergestellten Fassung mit Fontanes Handschrift ergab, daß die Erzählung von ihrem ersten Herausgeber nicht bloß flüchtig ediert, sondern auch in einem größeren Maße, als dies objektiv erforderlich gewesen wäre, bearbeitet worden ist. (Vgl. dazu die Anmerkungen in Band 7 unserer Ausgabe.) «Mathilde Möhring» wird daher hier erneut und zum ersten Male in authentischer Form nach der Handschrift gedruckt.
Eine historisch-kritische Edition der Werke Fontanes gibt es nicht; sie wird auch in naher Zukunft ein Desiderat der Forschung bleiben müssen, da sich handschriftliche Zeugnisse nur sporadisch und außerdem verstreut erhalten haben -- zahlreiche Originalmanuskripte sind seit dem Ende des zweiten Weltkrieges verschollen - und da Vorarbeiten für ein solches Unternehmen so gut wie völlig fehlen. Unsere Ausgabe will und kann keinen Ersatz für eine lückenlose wissenschaftliche Erschließung und textkritische Aufbereitung der Fontaneschen Romane und Erzählungen bieten. Wohl aber waren wir bemüht, im Rahmen des Möglichen einen weitgehend gesicherten Text zu ermitteln. Beim Vergleich älterer und neuerer Fontane-Ausgaben mit den ersten Drucken mußten wir feststellen, daß keine dieser Editionen - auch wenn sie
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