6 Oberflächengestalt und geologischer Bau des weiteren Gebietes
‘setzt, die beim Transport vom Eis abgerundet und gekritzt sind. An der‘ Stirnseite des Gletschers flossen zumeist aus Gletschertoren die Schmelzwässer ins Vorland, sie brachten Kiese und Sande mit, die in schwach zum Vorlande hin geneigten Sander-Flächen abgelagert wurden. In der Nähe des Gletschers ist das Material grob-kiesig, mit zunehmender Entfernung wird es allmählich feiner. Die Wassermassen flossen in gemeinsamer Richtung in großen Tälern, den Urstromtälern, nach NW ab. Durch die Gewalt des strudelnden Wassers wurden tiefe Rinnen ausgekolkt. Das unter dem Eise fließende Wasser häufte gleichfalls Gesteinsschutt auf; dieser Schutt blieb besonders in den Eisspalten liegen, er wurde je nach der Größe und Ausdehnung der Spalten zu Rücken, Os er genannt, aufgehäuft. Daneben stürzten Wassermassen in die Gletscherspalten, die von der Oberfläche des Eises bis zum Grunde durchgingen. Dem Rückzug des Eises folgte jedesmal eine wärmere Klimaperiode. Das Land überzog sich mit einer Vegetationsdecke, und in den Gewässern spielte sich wie heute ein reges Leben ab. Diese Zeit wird als Interglazial bezeichnet. Durch das wieder vordringende Eis wurde die Vegetationsdecke größtenteils vernichtet und nur an wenigen günstig gelegenen Stellen blieb sie unter der neuen Überlagerung von Moränenmaterial erhalten. So ist es verständlich, daß die Gliederung des Diluviums selbst in genau untersuchten Bohrungen in den meisten Fällen nicht durchführbar ist, weil eben an den meisten Stellen die Interglazialbildungen zerstört wurden(F. KAUNHOWEN& J. STOLLER 1926).
Nach dem letzten Rückzuge hinterließ das Eis eine Landschaft von Moränenanhäufungen, Rinnen, Sandflächen und Tonbecken, die durch Auswaschung, Abtragung oder Umlagerung der Gesteine nur wenig verändert ist. Die Geländeformen sind frisch, die Gesteine haben noch bis dicht unter der Erdoberfläche ihren Kalkgehalt bewahrt. Die Ufer, der Seen und der Rinnentäler fallen steil ab. Kurz, die Landschaftsformen sind noch nicht durch lang anhaltende Erosion und Auffüllung ausgeglichen worden(P. WoLDSTEDT, 1935b). Die im Bereich des Grundwassers liegenden- Niederungen wurden mit alluvialen Bildungen, hauptsächlich mit Moor erfüllt. Die Seen„verlandeten‘“ von ihren Uferrändern aus durch. die immer weiter seewärts vordringende Vegetation. In geringem Maße wurden Abschlämmassen von den Höhen in die Täler gespült.
In Berlin und in der weiteren Umgebung stehen fast ausnahmslos die lockeren Bildungen des Diluviums und in geringem Umfange des Alluviums an. Nur bei Sperenberg und bei Rüdersdorf ragen das alte Gebirge und an einigen anderen Stellen die Schichten des Tertiärs unter dem Diluvium hervor.|
Die oberflächlichen diluvialen Ablagerungen unseres Gebietes gehören der dritten Vereisung, d. h. der Weichseleiszeit an. Durch verschiedene Rückzugstadien ist das Gebiet der Weichseleiszeit,