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Sonderheft 3, Theodor Fontane: Reisen in Thüringen
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strengere Richtung) und Justus Perthes der an der Spitze des berühmten geographischen Instituts steht.*

Ebenso berühmt sind dieGothaischen Kalender: Fürstenhäuser, Grafen, Barone. Immer drei Bände.

Und schließlichdie Gothaer Wurst.

Es leben jetzt (1873) in Gotha:

A. Bube.

G. Freytag.

Fr. Gerstäcker.

Astronom Hansen (bei d2m sein Schwiegersohn Bayard Taylor oft anwesend ist).

A. Petermann.

Oberhofprediger Schwarz.

Tempeltey.

Apfelweindoktor Petsch.

Walesrode.

Maler Gurlitt.

Historisches.

In derkleinen Siebleber Gasse, nach dem Markte, befindet sich das Haus das Lucas Kranach und nach ihm sein Schwiegersohn der Kanzler Brück bewohnte. Dieser letztre wurde 1567 während der Grumbachschen Händel hingerichtet.

DasSchloß (Schloß Friedenstein) ist reich an Sammlungen. Die Bilder­sammlung ist nicht gerade ersten Ranges, enthält aber doch eine Anzahl ausgezeichneter Arbeiten aus der deutschen und niederländischen Schule. ((Das Schloß ist sehr groß aber reiner Kasernenstil mit 2 häßlichen Pavillons; nur die Lage ist schön und eine Art Pfeilerkolonnade, die den ganzen Hof umzieht.))

Der Blick vom Schloß aus ist sehr hübsch, namentlich nimmt sich auch die treppenförmig niedersteigende Stadt von dieser Höhe sehr gut aus. Man blickt zunächst auf den auch schon hochgelegenen, schräg am Abhang liegenden Hauptmarkt, dann auf Neumarkt und angrenzende Straßen, dann auf dieAllee und dann auf die dahinter gelegene Vorstadt.

Mitten auf dem Hauptmarkt erhebt sich das Rathhaus; ebenfalls auf dem Hauptmarkt, an der Ecke der kleinen Siebleber-Gasse (links an der höchsten Stelle des Marktes) steht das Lucas-Kranac/i-Haus, jetzt ein­fach aussehend wie ein Haus aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts. Es ist groß und geräumig, gelbgetüncht; neben dem niedrigen Rundportal, so daß man es erreichen 5 kann, das Doppelwappen von L. Cranach u. Frau. Das seine eine gekrönte Schlange.

((Inschrift (ohngefähr) auf einer weißen Marmortafel über dem Portal: dem Maler der Reformation zum Gedächtniß an seinem 400 jährigen Geburtstag errichtet durch den Kunstverein zu Gotha 1872.))

* Dies Institut befindet sich in einer Seitenstraße derAllee, rechts wenn man vom Bahnhof kommt.

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