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„Ja, das darf ich eben nicht sagen und das drückt mich am meisten, daß ich mich durch dieses Versprechen selber zum Schweigen verurtheilt habe. Wir gehen einer schweren Zeit entgegen, Bensew, das ist Alles, was ich sagen kann."
Einen Augenblick schwiegen die beiden Männer. Bensew fühlte, daß jetzt die Stunde zum Sprechen für ihn gekommen war. Er blickte in die umflorten Augen des treuen Führers und sprach:
„Ob Ihr durch Euer Versprechen gebunden seid, und ob nian dasselbe nicht wie jedes andere Neder (Gelübde) lösen kann, vielleicht lösen muß, darüber steht mir keine Meinung zu„ das wisset Ihr besser, als ich. Aber nehmen wir einmal an, es gäbe kein Mittel auf der Welt, Euch von Eurem Wort zu entbinden, Ihr dürftet nicht sprechen, ich darf es doch jedenfalls. I ch wilk Euch sagen, was Euch drückt, was sich in Kassel zugetragen hat, Ihr braucht meine Worte durch kein Wort zu bestätigen, sondern mir nur zu sagen, daß ich mich geirrt habe --"
„Bensew, Bensew," sprach der Rabbiner, indem er warnend den Zeigefinger seiner rechten Hand erhob, „laßt das. Wollt Ihr mir entlocken, was ich nicht sagen darf? Das werdet Ihr nicht fertig bringen und Ihr könnt es nicht wissen, wenn Ihr auch jetzt von Kassel und nicht von Malsfeld kämet. Also lassen wir das."
„Verzeiht, Meister und Lehrer, wenn ich Euch zum ersten Male in meinem Leben zu widersprechen wage. Wir wollen den Gegenstand nicht liegen lassen, aber Ihr sollt nichts sprechen; ich will sprechen; ich will Euch Alles sagen. — — Herr Dr. Pinhas und der neue Landrabbiner haben dem Landrabbinate eine neue Synagogenordnung oorgelegt, welche