Teil eines Werkes 
[Neue Nr. 3747] (1876) Sect. Mittenwalde / geogn. u. agronom. bearb. durch F. Wahnschaffe
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Blatt Mittenwalde . 3

Die geognostische Gestaltung des: Blattes Mittenwalde wird im Wesentlichen durch hydrographische Verhältnisse bedingt. Unter der Annahme einer zur Diluvialzeit stattfindenden Ver­gletscherung des norddeutschen Flachlandes lassen sich die in nordwestlicher oder nördlicher Richtung tief in die Schichten des Diluviums. einschneidenden Thäler als alte Gletscherrinnen auf­fassen. Hierzu sind diejenigen zu rechnen, welche gebildet werden durch die Rinnen des Motzener Sees, Krummensees und Birk­grundes sowie durch den grösseren, in nördlicher Richtung ver­laufenden Seitenarm der wendischen Spree, in dessen Bett der Hinterste See, Vorderste See, die Todnitz und der Zeesener See liegen. 7|

Dagegen gehört die Bildung des in nordöstlicher Richtung die Seetion durchziehenden Nottethals einer späteren Diluvial­periode an. Es fanden bei dem Abschmelzen und allmählichen Zurückweichen des Gletschereises durch die dadurch veranlassten Hochwasser in dem bereits erwähnten südlichen Urstrome be­deutende Ausweichungen nach dem alten Oderthale zu statt.

Durch diese lässt sich die Bildung des Nottethals und der anderen

breiten Thalrinnen erklären, indem die Wasser das Bett des alten südlichen Hauptstroms nördlich von Golssen und Lübben ver­liessen und, nachdem sie die an Mittenwalde anstossende Section Friedersdorf mehrfach durchschnitten und durchwaschen hatten, zwischen Paetz und Korbiskrug, sowie zwischen Senzig und Königswusterhausen in die Section Mittenwalde eintraten. Man muss nun annehmen, dass diese Wasser erst später nördlich von Neue Mühle im Thale der wendischen Spree durch die anfangs wohl nur schmale Gletscherrinne einen Durchbruch nach Norden fanden, ursprünglich aber bei Königswusterhausen in einem Bogen ihre Stromrichtung ändernd, entgegen dem heutigen Lauf der Notte, in südwestlicher Richtung über Mittenwalde , Zossen , Mellen zu ihrem alten Flussbett zurückkehrten.

Ausserdem wühlte sich das Wasser bei diesen Ausweichungen unter Benutzung der alten Gletscherrinnen in die diluvialen Hoch­flächen ein und so entstanden verschiedene Durchbrüche. Abgesehen von dem schon erwähnten Durchbruch bei Königswusterhausen