Bodenbeschaffenheit. 21
Die hier hintereinander beschriebenen Verwitterungsvorgänge treten natürlich nicht etwa nacheinander auf, sondern gehen nebeneinander her. Sie werden unterstützt durch die Eigenschaft des Geschiebemergels, in parallelepipedische Stücke zu zerklüften, zwischen denen die mit Kohlensäure beladenen Wässer und die Pflanzenwurzeln den Zerstörungsvorgang leichter bewirken können.
So entstehen von unten nach oben in einem vollständigen Profile folgende Schichten: dunkelgrauer Mergel, braungelber Mergel mit einer kalkreichen oberen Lage, Lehm, Lehmiger Sand. Die Grenzen dieser Gebilde laufen jedoch nicht horizontal, sondern im allgemeinen parallel den Böschungen der Hügel, und im speziellen wellig auf und ab, wie dies bei einem so gemengten Gesteine, wie dem Geschiebemergel, nicht anders zu
erwarten ist.
Auf ebenen Flächen wird man als Ackerboden des gewöhnlichen Geschiebemergels einen einheitlichen lehmigen bis lehmigen Sandboden antreffen, der durch die Beackerung und verweste Pflanzenstoffe mehr oder weniger humos geworden ist. Kin
anderes Bild gewährt der Boden, wenn die Oberfläche wellig oder stark bewegt wird. An den Gehängen führen die Regen- und Schneeschmelzwässer jahraus jahrein Veile der Ackerkrume abwärts und häufen sie am Fuße des Gehänges und in den Senken an. So kann die Decke lehmigen Sandes über dem Lehme auf den Höhen bis auf Null verringert, anderseits in den Senken bis auf mehr als einen Meter erhöht werden. da, es kann sogar auf diese Weise der Lehm völlig entfernt und der Mergel frei gelegt werden. Kin solches Gebiet bietet sehon in der Färbung des Bodens ein sehr mannigfaltiges Bild, das namentlich bei frisch gepflügtem Acker sehr deutlich wird. Auf den Kuppen auch ganz kleiner Bodenanschwellungen ist oft der helle Mergelboden!) sichtbar, umgeben von einem Ringe
1) Die Mergelkuppen sind als sogenannte Brandstellen dem Landwirt wohlbekannt und können ausgespart und für einzelne Leguminosen, zum Beispiel Esparsette und Luzerne, verwertet werden. Als Brandstellen werden aber ferner auch kleine Sandkuppen bezeichnet, die als Durchragungen in den Geschiebemergelflächen auftreten.