Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 29, Blatt 60 [Neue Nr. 2957] (1901) Bernstein : geologische Karte / geognostisch und agronomisch bearb. durch R. Michael 1899
Entstehung
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16 Die geologischen Verhältnisse des Blattes.

Geschiebemergel ist ursprünglich ein durchaus un­geschichtetes, kalkiges Gemenge von thonigen und sandigen Theilen, auch grandigen Beimengungen, die, selbst innig ver­bunden, noch ganz unregelmässig von grossen und kleinen Geschieben des mannigfaltigsten Gesteinscharakters durchspickt sind. Die Gesteine stammen aus weit von einander getrennten Gebieten und sind von dem verschiedenartigsten geologischen Alter; es sind Granite und Gneisse aus Schweden , Finnland und Bornholm, Kalke mehrerer älterer Formationen aus Schweden und Estland , sowie auch Gesteine, die durch ihren petrographischen Charakter und ihre Versteinerungen auf deutsches Gebiet, auf die Odermündungen, hinweisen(Gesteine der Jura- und Kreideformation).

Es kommt auch vor, dass das heute unter dem Geschiebe­mergel liegende Gestein derartig in die Grundmoräne hinein­gearbeitet worden ist, dass die Menge seiner Trümmer bei Weitem das von N. hergeschaffte Material überwiegt; man spricht dann von einer Lokalmoräne. Fast alle Gesteine tragen die Spuren eines weiten Transportes zur Schau; sie sind kanten­gerundet, geglättet und mit Kritzen und Schrammen versehen.

Die Farbe des Geschiebemergels ist nach der Tiefe zu dunkelgrau bis grünlichgrau, soweit der Einfluss der Atmo­sphärilien reicht, braun, letzteres infolge der Oxydation der die grünlichgraue Färbung erzeugenden Oxydulsalze. Seltener ist er im Gesammtcharakter von sandiger, vielmehr überwiegend von thoniger Beschaffenheit, daher besitzt er im. feuchten Zustande eine zähe und widerstandsfähige Consistenz.

In den. oberen Schichten ist auch stellenweise der Kalk­gehalt in der Nähe von Spalten und Rissen concentrirt; es hat also eine theilweise Umlagerung des Kalkes stattgefunden.

Der Obere Geschiebemergel gleicht dem Unteren in seiner Beschaffenheit durchaus. Deshalb sei bezüglich seiner anderen Eigenschaften auf das beim Oberen Geschiebemergel weiter unten Gesagte verwiesen; es gilt dies namentlich für die Ver­witterungsschichten desselben. Sie sind beim Unteren Ge­schiebemergel nicht derartig von Belang, weil derselbe in grösseren Flächen im Allgemeinen nicht an die Oberfläche tritt.