Teil eines Werkes 
[4149 = alte Nr.] Grad-Abth. 59, Bl. 10 (1923) Lübbenau / ... bearb. durch F. Kaunhowen ...
Entstehung
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Bodenkundlicher Teil

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Der Lehm- und lehmige Boden

ist im Bereiche der Lieferung durch die Verwitterung des Oberen Geschiebe­mergels und des alluvialen Lehmes (Wiesenlehm) entstanden. Seine Haupt­verbreitung besitzt der Lehm- und lehmige Boden des Oberen Geschiebe­mergels auf dem westlichen Ufer des Spreewaldes, wo er von der Stadt Lübben an nach Süden in zahlreichen bald kleineren bald größeren Flächen auf den Blättern Lübben, Lübbenau und Straupitz zutage liegt; auf dem' östlichen tritt er dagegen stark zurück und im Spreewald selbst kommt er nur als kleine Inseln bei Leipe und Mühlendorf (Blatt Burg) vor. Auf den Blättern ist er in den mit dm bezeichneten, hellbraun schraffierten Flächen dargestellt.

Der Verwitterungsvorgang, durch den der lehmige Boden aus dem Geschiebemergel hervorgeht, ist ziemlich verwickelt und läßt sich in eine Reihe von einzelnen Vorgängen zerlegen, die aber nicht nacheinander auftreten, sondern gleichzeitig wirken. Die verschiedenen Zustände der Verwitterung lassen sich in jeder Mergelgrube erkennen und unterscheiden.

Der erste und am schnellsten vor sich gehende Verwitterungsvorgang ist die Oxydation der im ursprünglichen Gestein vorhandenen Eisen­oxydulverbindungen in Eisenhydroxyd, kenntlich an der Verfärbung des ursprünglich blaugrauen Geschiebemergels in gelblichbräunlichen. Vom bodenkundlichen Standpunkte aus besitzt die Oxydation die geringste Bedeutung, reicht aber im Vergleich zu den übrigen Verwitterungs­vorgängen am weitesten in die Tiefe hinab und hat sehr oft den Geschiebe­mergel in seiner ganzen Mächtigkeit betroffen.

Weit wichtiger für den Landwirt ist die zweite Stufe der Verwitterung, die Entkalkung des Geschiebemergels und damit die Entstehung des Geschiebelehms. Das Wasser, das als Regen und Schnee auf den Boden niederfällt, hat der Luft eine gewisse Menge von Kohlensäure entnommen. Diese wird noch vermehrt durch die in der obersten Bodenschicht aus der Verwesung pflanzlicher Reste entstehenden Kohlensäuremengen. Die mit Kohlensäure beladenen Niederschläge dringen nun in den Boden ein und lösen die ursprünglich bis zur Oberfläche vorhanden gewesenen kohlensauren Salze von Kalk und Magnesia. Durch diesen Vorgang wird von oben nach unten millimeterweise der kohlensaure Kalk beseitigt, gleichgültig, ob er in Form von feinstem Kalkstaub oder von kleinen und größeren Kalksteinen im Boden vorhanden ist. Der aufgelöste Kalk wird teils seitlich weggeführt und als Kalktuff, Wiesenkalk oder kalkige Beimengung des Moormergels an anderen Stellen wieder abgesetzt, teils auf Spalten in die Tiefe geführt und dort in einer schmalen Zone erheblich angereichert. Gleichzeitig mit der Entfernung des Kalkes geht eine Ver­färbung des Bodens vor sich und es entsteht aus dem hellen gelblichen Mergel ein rotbrauner, völlig kalkfreier Lehm. Da die Entkalkung wegen des ungleichen Kalkgehalts und der je nach dem Sandgehalt größeren oder geringeren Durchlässigkeit ungleichmäßig vorwärts schreitet, so verläuft die Grenze zwischen Geschiebelehm und -mergel durchaus un­regelmäßig. Der Entkalkungsvorgang reicht meist nicht so weit in die Tiefe, wie die Oxydation, hat aber auf unseren Blättern doch in den meisten Fällen die oberen IV 2 bis 2 1 /, m des oberen Geschiebemergels ergriffen.