Teil eines Werkes 
Grad-Abtheilung 60, Blatt 27 [Neue Nr. 4454] (1928) Muskau / bearb. durch F. Kaunhowen ..
Entstehung
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Geologische Verhältnisse des Blattes

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erster Anlage noch während der Anwesenheit des Eises. Diese erste Anlage muß durch Wasser erfolgt sein, die dem Eisrande nach Süden entströmten, also in einer der heutigen Flußrichtung entgegengesetzten. Es mußten hier zwei Gletschertore vorhanden gewesen sein, die beim allmählichen Rückzuge des Eises dicht unter­halb Muskaus zu einem verschmolzen. Als dann das Eis die Mus­ kauer Gegend verließ, benutzten die vor seinem früheren Rande auf­gestauten Schmelzwasser die Rinne des ehemaligen Gletschertores in entgegengesetztem Lauf und räumten sie weiter aus.

Es ist bereits vorher darauf hingewiesen worden, daß sich in der Umgebung von Quolsdorf und Gebersdorf , im Nordwesten des Blattes, die Spuren zweier in der Diluvialzeit bestandener Wasser­ansammlungen erhalten haben, Staubecken. Dieselben wurden gespeist von den dem Eisrande entströmenden Schmelzwassern, die an den davorliegenden Endmoränen-Rücken und -Kuppen unüberschreitbare Dämme fanden und sich daher in den Vertiefungen zwischen dem augenblicklichen Eisrande und den etwas älteren Staffeln ansammeln mußten. Es entstanden dadurch vielgelappte Wasserflächen, deren letzte Spuren die heute in den tiefsten Senken vorhandenen Moore sind. In die so entstandenen Seen schütteten die Schmelzwasser vom Eisrande her Sandmassen, welche durch die Wasser der Seen ausgebreitet und eingeebnet wurden. Gleichzeitig nagten die See­wasser die höher liegenden Landteile an, nagten Hohlkehlen hinein und breiteten die entnommenen Sandmassen ebenfalls auf dem See­grunde aus. Auf die Weise entstanden in den Seen mehr oder minder ebene, sanft gegen die alten Seeränder ansteigende Sandflächen, die Beckenterrassen, welche auf der Karte in den grünen Flächen mit Ringen, Punkten und Kreuzen von gebrannter Terra dargestellt und mit der Einschreibung dag versehen sind. Als das Hinterland der Endmoräne eisfrei geworden war, schufen sich die Wasser der Stauseen Kanäle zum tiefer liegenden Gebiete und vereinigten sich schließlich zu dem Bache, der heute durch Groß-Särchen zur Neiße fließt. Er hat in der Grundmoränenfläche östlich von Groß-Särchen ein tiefes, steilwandiges, mit Anschnittsterrassen der Grundmoräne ausgestattetes Tal eingeschnitten. Dieses Tal enthält oberhalb Klein- Särchen landschaftlich ganz hervorragende Partien. Die Terrasse des Quolsdorfer Beckens geht bis über 150 m, die des Gebersdörfer bis über 145 m hinauf.

Im Gegensatz zu den Terrassen der Staubecken, deren Terrassen­oberkanten, soweit es die Beschaffenheit der Ufer erlaubt, stets die gleiche Höhe innehalten, zeigen die Terrassen der fließenden Gewässer ein mehr oder minder scharfes Fallen in der Fließrichtung. Gerade­zu modellartig sind die Terrassen der Neiße ausgebildet, von denen es zwei diluviale und zwei alluviale gibt.

Die ältere, obere diluviale Neißeterrasse (die hellen grünen Flächen der Karte mit der Einschreibung das 2 ) ist am besten und schärfsten ausgebildet und hat die flächenhaft größte Verbreitung. Ihre Oberkante senkt sich von rd. 126 m in der Südostecke des Blattes