30 Die geologischen Verhältnisse des Blattes.
b. Interglaziale Bildungen (di).
Innerhalb der glazialen Ablagerungen finden sich in Norddeutschland hier und da Schichten, die durch ihre tierischen und pflanzlichen Einschlüsse verraten, daß zur Zeit ihrer Bildung keine arktischen oder glazialen Verhältnisse geherrscht haben, sondern klimatische Zustände gleich den heutigen. Solche Schichten machen die Annahme mehrerer Eiszeiten mit dazwischen liegenden Perioden milden Klimas erforderlich; wir bezeichnen derartige Zeiten mit gemäßigtem Klima als Interglazialzeiten, die während derselben erzeugten Ablagerungen als interglaziale Bildungen.
Auch auf unserem Blatte finden sich vorzüglich aufgeschlossene Interglazialschichten, die zuerst von Herrn Prof. Dr. Roedel aufgefunden und beschrieben wurden'), in der Mendeschen Ziegeleigrube in der Lebuser Vorstadt. Hier lagert auf der fetten, tonigen Grundmoräne eine Sohichtenfolge, welche durch den Ziegeleibetrieb aufgeschlossen, aber einem raschen Abbau unterworfen ist, und zu der Zeit, wo diese Zeilen in den Druck gehen, zum größten Teile verschwunden sein wird.
Das Profil, welches sich hier bot, ist in der beigegebenen Photographie nach seinem Zustande im Frühjahr 1901 wieder- gegeben. Ueber dem dunklen Tone (dmn), der für die Ziegelei ausgebeutet wird, lagern zunächst horizontal geschichtete helle Sande (dis) in einer Mächtigkeit von mehreren Metern, welche ganz vereinzelt Schälchen von dem kleinen Krebschen Cypris führen. Die obersten 3 Dezimeter dieses Sandes sind von rötlicher Farbe und enthalten die Reste dieser Schalen-Krebschen, größtenteils mit zusammenhängenden Klappen, zu Millionen, so daß die Zwischenräume zwischen den Sandkörnern zum Teil von ihnen ausgefüllt sind. Außerdem enthält der Sand Schalen von großen Muscheln (Anodonta mutabilis), von kleinen zierlichen Pisidien s (Pisidium fossarinum) , von Valvata piscinali und contorta, und von Succinea oblonga. Prof. Roedel fand außerdem Zähne und Knochen von Equus cuballus fossilis. Ueber diesem Sande nun lagert, 2—3 Meter mächtig, ein sehr schön
') Helios, Bd. XIV, S. 100-104.