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Band 1 Heft 1
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zeisig

Otis, Berlin 1(1993) 1, S. 49- 62

Ungenutzte Quellen zur Geschichte der märkischen Avifauna

Von GOTTFRIED MAUERSBERGER , Berlin

Viele meinen, der Blick auf die Geschichte sei zumeist eine Neigung der älteren Jahrgänge; Gegenbeispiele wie ERWIN STRESEMANN , RICHARD HEYDER oder LUDWIG BAEGE fallen da nur wenigen ein.

Wenn es Ihnen die Mühe des Zuhörens wert ist, wird Ihnen(spätestens) deutlich werden, daß Vergleiche und"Trendanalysen" ohne diesen Blick keine rechte Basis haben können.

Für die märkische Avifauna- wenn auch in anderen Grenzen als heute- hat HERMAN SCHALOW ein Bild entworfen, das damaligen Ansprüchen wohl durchaus genügt hat, als Vergleichsgrundlage aber eben doch nicht ausreicht. Sein mit Recht gelobtes Buch erschien 1919. Darin hat er die ihm vorliegenden Quellen, seine eigenen Tagebücher eingeschlos­sen, zusammenfassend genutzt, wobei viele damals als eher belanglos angesehene Einzel ­heiten unerwähnt bleiben mußten. Das sehen wir heute doch anders. Die Vergleichsbasis ist einfach zu schmal, schon gar, wenn man die von solchen Einzelangaben weitgehend oder ganz freien Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts zu Rate ziehen möchte.

Die gewaltigen Veränderungen, die sich im Gefolge der so fortschrittlichen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft- in West wie in Ost letztlich graduell, doch nicht prinzipi­ell verschieden- eingestellt haben, sind grundsätzlich von zweierlei Art: zum einen wurden Wälder, Sümpfe oder parkartiges Land zu Bauland, gerade in Berlin und im Zuge der Gründerzeit; zum anderen aber veränderten sich grobe und feine Strukturen von Landschaf­ten und(häufig unter chemischen Einflüssen ebenso unübersehbarer wie lebhaft abgestritte ­ner Art) damit die Lebensumstände seltener wie verbreiteter Arten, die ihr Fortbestehen in der Mark Brandenburg mehr und mehr ausschlossen, so von Schwarzstorch, Blauracke und Rotkopfwürger.

Die"Geschichte der märkischen Avifauna": das ist durchaus doppeldeutig, denn unter 'Fauna' verstehen wir gleichermaßen den Bestand an Tieren und seine schriftliche Wieder­gabe. So ist auch der Titel dieses Beitrages zu begreifen; denn die angedeuteten Quellen beziehen sich auf beides. Ich zähle sie erst einmal auf. Es sind:

A: Die Sammlungen des Zoologischen Museums Berlin

B: Die TRESKOWsche und andere Eiersammlungen im Berliner Museum

C: Das Archivmaterial des Zoologischen Museums

D: HERMANN Hockes überliefertes Manuskript"Die Vögel der Mark Brandenburg"

E: Die Tagebücher HERMAN SCHALOWS

F: Andere Aufzeichnungen

)) Nach einem Vortrag auf der 1.Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen am 16.11.1991 in Berlin