und der Fachaussprache. Die Sitzungen der DOG sind nach Inhalt und Anwesenheit sorgfältig protokolliert und im J. Orn. publiziert worden. Die Protokolle sind eine hervorragende Quelle für das Verständnis des ornithologischen Lebens jener Zeit. Bei den Fachsitzungen wurden die Themen in der Regel durch HEINROTH , STRESEMANN und anfangs auch SCHALOW vorgegeben.
STRESEMANN legte regelmäßig neue Literatur vor, auch fremdsprachige und wertete diese aus. HEINROTH berichtete über seine Aufzuchtergebnisse. DOG -Mitglieder aus anderen Teilen Deutschlands , gelegentlich auch Ausländer, gaben Reiseberichte oder behandelten Aspekte, die in Berlin nicht authochton vertreten waren(beispw. Vogelzugforschung).
Bemerkenswert war die Breite der behandelten Themen. Sie deckten alle Teilbereiche der sich verzweigenden Ornithologie ab und trieben dadurch die Spezialisierung voran. Die Diskussionen waren teilweise recht kontrovers. Der heuristische Wert dieser Zusammenkünfte und die Bedeutung des damit verbundenen Gedankenaustauschs läßt sich nicht hoch genug veranschlagen.
An den allgemeinen Sitzungen nahmen bis zu 50 Personen teil, darunter viele Gäste. Zu den Fachsitzungen fanden sich regelmäßig 20-30 Personen zusammen.
In den späten 20 er Jahren wurde sogar beschlossen, gemeinsame Ausflüge in die Berliner Umgebung stattfinden zu lassen. Leider fand sich darüber nichts weiteres.
Das wissenschaftliche Niveau der Sitzungen entsprach dem heutiger Workshops. Niemand konnte es wagen, unvorbereitet ein Thema zu behandeln. Über die Sitzungsprotokolle hatten die Ornithologen in Deutschland Anteil am Geschehen in Berlin . Auf diese Weise erfuhren sie, was und wer"in" waren. Wie"ansteckend“ die in Berlin erörterten Fragen waren, läßt sich an den danach im Journal für Ornithologie geführten Diskussionen erkennen(Problem der Zugstraßen, Thema"Vogelzug und Witterung" und"Farbstoffe in der Vogelfeder").
Klangvoll sind die Namen derer, die sich damals regelmäßig versammelten. Sie belegen den Aufschwung, den die Ornithologie als biologische Wissenschaft in wenigen Jahren nahm und wie rasch die Verzweigung voranschritt. Die Anwesenheitslisten sind überaus aufschlußreich. An den Herbstsitzungen 1930 nahmen WALTER ARNDT , der am Museum arbeitete und später von den Nazis hingerichtet wurde, PAUL BLASZYK, HERMAN DESSELBERGER, THEODOR ELSÄSSER, OSKAR HEINROTH , G. KRAMER, V. LUCANUS, RÜPPELL, HANS SCHILDMACHER, OTTO SCHNURRE, GUSTAV STEIN, FRIEDRICH u. GEORG STEINBACHER , STEINMETZ SEN. u. JUN., KARL STOLPE, VIKTOR WENDLAND. ERWIN STRESEMANN , G. SCHIERMANN, H. HELFER und B. RENSCH teil. STRESEMANN und HEINROTH waren fast immer dabei. Doch man findet auch die Namen anderer weltbekannter Ornithologen. HARTERT war nach seiner Rückkehr aus England regelmäßig Teilnehmer im Berliner Kreis. ERNST MAYR , einer der ersten und zweifellos der berühmteste Doktorand STRESEMANNS, lieferte Beiträge zu den verschiedensten Themen. STRESEMANN war in kurzer Zeit der Kopf der Runde geworden. Im Zusammenwirken mit HEINROTH integrierte er die sich abzeichnende Vielfalt und trieb durch die Breite seines Wissens die Differenzierung voran.
3. Differenzierung und Verflechtung
Systematik und Zoogeographie