68 CH. DOPICHAY& U..LABITZKE: Steppenkiebitz(Chettusia gregaria)
wir uns gemeinsam auf die Suche, jedoch ohne Erfolg. Am frühen Nachmittag entdeckte U. Labitzke das Exemplar noch einmal neben ca. 20 Kiebitzen an einer überfluteten Senke im Kerngebiet des Trappenschongebietes in der Nähe des Baitzer Baches.
Am 30. März gelang es noch einmal, den Irrgast ausfindig zu machen. Gegen 18.00 Uhr ruhte er auf einer vernäßten Grünlandfläche zwischen dem Großen Kanal und der Plane inmitten einer Gruppe von ca. 100 Kiebitzen, einigen Bekassinen(Gallinago gallinago ), drei Großen Brachvögeln(Numenius arquata ), einem Stockentenpärchen(Anas platyrhynchos ) und einem Kampfläufer(Philomachus pugnax). Mit der untergehenden Sonne im Rücken konnten wir uns gemeinsam mit P. Schubert an dem seltenen Gast erfreuen, der sich in Ruhestellung und bei der Gefiederpflege präsentierte. Eine Meldung an den Seltenheitsauschuß erfolgte im April.
Nach der ausführlichen Beschreibung der Beobachtungen in den Belziger Landschaftswiesen soll eine kurze Zusammenfassung der in der Literatur‘ publizierten Nachweise und Lebensgewohnheiten des Steppenkiebitzes die Schilderung ergänzen:
Der, Steppenkiebitz(Chertusia gregaria, Syn. Vanellus gregarius) gehört zur Familie der
Regenpfeifer(Charadriidae) und brütet in trockenen Steppenflächen Mittelrußlands und Kasach stans . Er gehört zu den Vögeln, die sich erheblichen Veränderungen von Landschaft und Vegetation offenbar nicht so schnell anpassen können. So brütet er zwar auf extensiv genutzten Steppenflächen, nicht aber auf intensiv bewirtschaftetem Kulturland. Durch ausgedehnte Neulandgewinnung und Kultivierung der Steppe hat die Art in den letzten Jahren Bestandseinbußen erlitten.; In Mitteleuropa ist der Steppenkiebitz ein sehr seltener und unregelmäßiger Gast. BEZZEL (1985) gibt insgesamt vier Nachweise für das Gebiet der ehemaligen DDR und 12 für die alten Bundesländer an. Beobachtungen in Mitteleuropa kommen gehäuft in den Monaten April und Oktober vor, wobei in den letzten Jahren sehr viel weniger Exemplare im Frühjahr als im Herbst gesehen wurden(P.H. Barthel, briefl.). In manchen Gegenden tauchen die Vögel alljährlich auf (vgl. LIMICOLA 7(1993) 6, S. 326), sind häufig mit Kiebitztrupps vergesellschaftet und verweilen manchmal wochenlang. Nachweise aus jüngster Zeit sind unter"Bemerkenswerte Beobachtungen" in der Zeitschrift Limicola zusammengefaßt. Für das Land Brandenburg liegt eine Beobachtung von K. Morling vor, der vom 18.06. bis zum 25.06. 1974 ein Exemplar bei Heinersbrück im Kreis Forst/Bezirk Cottbus beobachtet hat(vgl. RUTSCHKE 1983).
Der Wegzug des Steppenkiebitzes aus seinem Brutareal beginnt Anfang August, die Rückkehr erfolgt im März oder Anfang April. Er überwintert hauptsächlich in West-Indien , Pakistan , Beludschistan, Irak und in Nordostafrika. In dieser Zeit sucht. er sandiges oder grasbewachsenes Gelände, brachliegendes Kulturland, gepflügte Äcker und Stoppelfelder auf.
Über das Sozialverhalten der tagaktiven Tiere und deren F. ortpflanzung liegen noch relativ wenig Erkenntnisse vor. Bekannt ist, daß sich während der Balzzeit Gruppen versammeln, wobei es zu Auseinandersetzungen zwischen den Männchen kommen kann. Die Rivalen springen sich an, rufen aufgeregt und teilen mit Füßen und Flügeln Schläge aus. Die Brut erfolgt meist in lockeren, kleineren Kolonien, von 3-15 Paaren in flachen Mulden auf nacktem Boden oder in kurzer Vegetation. Vier bis fünf Eier werden in etwa 25 Tagen vermutlich vom Weibchen ausgebrütet, während sich das Männchen in der Umgebung des Nestes aufhält. Die Jungvögel werden 35-40 Tage geführt. Die Nahrungssuche erfolgt visuell, wobei Insekten die Hauptbeute sind und Pflanzenteile gelegentlich gefressen werden.