Spätes Nachgelege beim Mäusebussard(Bufeo buteo)
Im Rahmen der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Greifvogelschutz Potsdam kontrolliert der Verfasser seit 1984 eine 68 km? große Teilfläche, die im Südosten des Kreises Potsdam-Mittelmark (Land Brandenburg ) gelegen ist. Die Untersuchungen beinhalten die flächendeckende Erfassung aller Greifvogelbrutpaare, um Aussagen zu Siedlungsdichte und Bruterfolg treffen zu können.
Im Jahr 1992 wurde in der Gemeinde Kleinmachnow erstmals eine Brut des Mäusebussards direkt innerhalb des Siedlungsgebietes festgestellt. Der Horststandort befand sich in einem kleinen Kieferngehölz(ca. 500 m?) auf einem ungenutzten Grundstück inmitten einer dicht bebauten Einund Mehrfamilienhaus-Siedlung. Aufgrund der individuellen Färbung der Altvögel(die vom Verfasser für alle Brutvögel regelmäßig kartiert wird) konnte mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, daß es sich bei diesem Brutpaar um keine Neuansiedlung handelte, sondern um eine Umsiedlung aus einem ca. 2 km entfernt gelegenen Revier(auwaldähnlicher Erlenbruch mit kleinen Weideflächen). Aus dem auf einer Altkiefer in ca. 18 m Höhe direkt am Stamm angelegten Horst kam trotz der intensiven menschlichen Beunruhigung und der sehr starken und andauernden Störung durch Rabenvögel ein Jungvogel zum Ausfliegen.
Auch im Jahr 1993 wurde der Horst wieder durch dasselbe Brütpdär besetzt. Die Anwesenheit der Altvögel im Horstbereich konnte aufgrund der erneut sehr starken Auseinandersetzungen mit Rabenvögeln fast täglich beobachtet werden. Am 5. Mai wurden die Altvögel letztmalig am Horst verhört; bei einer wenig später durchgeführten Kontrolle des Horststandortes konnte nur noch ein ausgehacktes Ei unter dem Horstbaum gefunden werden.
Da die Altvögel nach Verlust des Geleges nicht mehr in Horstnähe beobachtet werden konnten, war der Verfasser um so erstaunter, als er in der ersten Septemberdekade aus einem nahegelegenen Waldstück(etwa 200 m entfernter Laubmischwald, ca. 1,5 ha groß) einen heftig lahnenden Jungvogel hörte. Eine etwas später durchgeführte Nachsuche ergab einen fast flüggen Jungvogel auf einem neugebauten Horst. Anhand der Gefiedermerkmale konnten die Altvögel als diejenigen der oben geschilderten erfolglosen Brut identifiziert werden. Der bei der Revierkontrolle im späten Frühjahr noch nicht vorhandene neuerrichtete Horst war auf einer Eiche angelegt. Bei späteren Nachkontrollen konnte das erfolgreiche Ausfliegen des Jungvogels bestätigt werden.
Diskussion
Setzt man als durchschnittliche Bebrütungszeit 35 Tage und als durchschnittliche Nestlingszeit weitere 46 Tage an(vgl. GLUTZ 1971), ergibt sich ein vermutlicher Eiablagetermin um den 15. Juni. Der Vergleich mit den wenigen Literaturangaben(z.B. WITTENBERG 1964) sowie den Daten der AG Greifvogelschutz bestätigt, daß es sich somit um ein extrem spätes Nachgelege handelt, das zudem noch erfolgreich aufgezogen werden konnte.
Es ist bemerkenswert, daß die Altvögel nach dem Verlust des Erstgeleges in so einem späten Stadium der Bebrütung nochmals zur Eiablage geschritten sind. Auf der untersuchten Kontrollfläche konnte während eines Beobachtungszeitraumes von 10 Jahren bei ähnlich späten Gelegeverlusten bisher nur die Aufgabe des Brutgeschäftes beobachtet werden; lediglich der Verlust der Brut