Heft 
Band 2 Heft 2
Seite
87
Einzelbild herunterladen

A. BRÄUNLICH& W. MÄDLOW: Avifaunistischer Jahresbericht 1993

2. Übersicht

Der Winter war trotz einiger Kälteperioden insbesondere im Januar überdurchschnittlich warm und ornithologisch wenig ereignisreich. Am 9./10.Jan sammelten sich 23 Mantelmöwen an der Oder, und Ende Januar wurden in der Niederlausitz nach Stürmen zwei Dreizehenmöwen beob­achtet(ihnen folgten im Jahresverlauf noch drei weitere). Zwischen Januar und März wurden 6 Wasseramseln beobachtet. Bemerkenswert waren im Februar große Ansammlungen von Sumpf­ohreulen(mind. 9) und.Misteldrosseln(80) in der Uckermark . Die Invasionsvögel Seidenschwanz und Birkenzeisig traten nur sehr spärlich auf. Eine Heringsmöwe am 7.Feb gehörte einer der helleren Unterarten graellsii oder intermedius an. Trotz eines Kälteeinbruchs Ende Februar fiel die erste Brachvogel-Beobachtung auf den 22.Feb.

Im Frühjahr waren der März, vor allem aber der April zu warm und zu niederschlagsarm. Dies schlug sich erneut in einigen sehr frühen Erstbeobachtungen nieder. Zwischen 13. und 15.Mär wurden die ersten Schwarzstörche, Rohrweihen, Schwarzmilane und sogar der erste Baumpieper festgestellt. Frühe Erstbeobachtungen zur Monatswende waren Ringdrossel(30.Mär), Bruch­wasserläufer(1.Apr), Odinshühnchen(3.Apr) und Rohrschwirl(3. Apr). Die ersten Dunkel­wasserläufer wurden sogar schon am 20.Mär gesehen. Andererseits waren noch am 30.Mär 350 Berghänflinge zu vermelden. Bemerkenswerterweise hielten sich am 11.Mär 350 Rauhfußbus­sarde im Randow-Welsebruch auf. Im April setzte sich die Serie früher Erstankünfte abge­schwächt fort(Temminckstrandläufer 8.Apr, Teichrohrsänger 17.Apr, Zwergstrandläufer 20.Apr). Am 23.Apr wurde bei Luckau ein Sichler gesehen, und insgesamt 7 Küstensee­schwalben wurden gemeldet. In den gleichen Gebieten wie im Vorjahr hielten sich im April/Mai Ohrentaucher und ab April den ganzen Sommer hindurch Singschwäne auf. Der Mai war wie der April deutlich zu warm, andererseits aber überdurchschnittlich regenreich. Er brachte eine große Zahl ungewöhnlicher Beobachtungen, darunter als ausgesprochene Seltenheiten einen Säbelschnäbler am 1.Mai, eine Nordamerikanische Pfeifente am 4.Mai, einen Seeregenpfeifer am 5.Mai, eine Zitronenstelze und eine Schneegans am 8.Mai und einen Löffler ab dem 23.Mai. Unter den Limikolen waren weiterhin mindestens zwei Doppelschnepfen, 6 Steinwälzer am 16.Mai, ein Triel am 17.Mai und 6 Sichelstrandläufer am 30.Mai bemerkenswert. Starker Durch­zug wurde unter anderem bei der Zwergmöwe(max. 250) und beim Bruchwasserläufer(max. 500) bemerkt. Der Wachtelkönig erreichte im Mai mit 250 Rufern im Unteren Odertal und 41 im Randow-Welse-Bruch einen bemerkenswerten Durchzugsgipfel. Zwischen Mai und Juli

wurden insgesamt 7 Weißbartseeschwalben beobachtet.

Die Sommermonate Juni-August waren durchweg zu kühl und im Juni/Juli auch überdurch­schnittlich regenreich. Ein starker Einflug von Wachteln mit 170 gemeldeten Vögel hatte in diesen beiden Monaten seinen Schwerpunkt. Ebenfalls im Juni begann ein sehr starkes Auftreten von Fichtenkreuzschnäbeln, das bis zum Jahresende anhielt. Ungewöhnliche Sommerdaten betrafen Goldregenpfeifer (im Juni max. 11 an der Unteren Havel ), Mittelsäger(27.Jun) und Zwergsäger(13.Jul). Jahreszeitlich bemerkenswert war auch ein Sumpfläufer am 17./18.Jun. An Seltenheiten waren zu vermerken: ‚der zweite brandenburgische Zwergadler am 8.Jun, ein Purpurreiher am 20.Jun, 2 Nachtreiher im Juli und August, eine singende Kappenammer am 25.­30.Jul nördlich von Berlin und zwei Säbelschnäbler am 11.Aug. Außerhalb des Brutgebietes wurden Anfang August zwei Seggenrohrsänger beobachtet, und sehr früh zeigte sich ein

Rotkehlpieper am 31.Aug.