142 B. BAUMGART.: Hemerobie und Hemerobievogelarten
hängt. So besitzen z.B. Neubauviertel am Stadtrand hohe Hemerobie-Werte. Die Stadt ist hinsichtlich der Hemerobie als heterogen einzuschätzen.
Die Clusterananlyse von Stadtlandschaftstypen in Hamburgs , Kiel , Rostock , Eberswalde , Berlin , Dortmund , Göttingen und Chemnitz ergab eine scharfe Trennung der atlantischsubatlantischen Vogelgemeinschaften(Hamburg , Kiel , Rostock , Dortmund , Göttingen ) von den subkontinentalen Gemeinschaften(Berlin , Eberswalde ) mit Übergängen der Chemnitzer Ergebnisse. Für die Wohnblockzonen Deutschlands ist allerdings keine Trennung der Avizönosen erkennbar.
Es handelt sich hierbei um Ergebnisse, die nicht mit den Vogelgemeinschaften der Waldlandschaften korrespondieren. Eine Trennung nach Klimaräumen ist in diesem Fall nicht feststellbar(BAUMGART, in Vorber.). Die Gründe für die Aufteilung könnten in den vergleichsweise kurzen Zeiträumen der Synanthropie liegen, d.h. daß durch die stärkere Zersiedelung Westdeutschlands im Vergleich zu der Ostdeutschlands eine verstärkte Verstädterung (Urbanität) von Arten stattgefunden hat.
6. Ökologisch-landschaftsplanerische Anwendbarkeit(Operationalisierung) der Hemerobie-Indikatorarten
Die Anwendungsmöglichkeiten der Hemerobie-Zeigerwerte werden mit der Berechnung von Mittelwerten für Avizönosen Berlins aufgezeigt. In Verbindung mit anderen methodischen Ansätzen z.B. synökologische Beschreibungen, Leitartenmodelle usw. können mit HemerobieZeigerwerten ornithologische Grundlagenforschung, Ökosystemanalyse sowie planerische Anwendungen(Naturschutz, Erholungsplanung, Umweltverträglichkeitsprüfung) erschlossen werden.
Ornithologische Hemerobie-Zeigerwerte haben gegenüber floristischen Hemerobie-Zeigerwerten den Vorteil, daß generell Tiere schneller auf Veränderungen reagieren als Pflanzen. Sie zeigen somit schneller dynamische Prozesse an.
In FUGMANN ET AL. 1993 beschreibt Baumgart, wie mit Hilfe der angewandten Methoden Artenspektrumsanalyse, Habitatnutzung und Hemerobie-Zeigerwerte, der Kultureinfluß sich stärker und schneller auf Vögel als auf Pflanzen auswirkt.
Die Hemerobie-Zeigerwerte erschließen in Verbindung mit der Clusteranalyse vorallem Einblicke in die Anpassungsfähigkeit und Veränderungen von Arten und Artengruppen.
Die ökologische Planung ist bestrebt den Kultureinfluß, der ab einer bestimmten Grenze zu Artenrückgängen bzw. nicht arterhaltenden Reproduktionen(pessimale Habitate) führt, zu mildern.
7. Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurden mittels der Clusteranalyse die Ähnlichkeit von Vogelgemeinschaften Berliner Stadtlandschaftstypen erfaßt. Im Zusammenhang mit Ähnlichkeit der Avizönosen, der Habitatstruktur, Stetigkeit der Eukonstanten und Leitarten wurden Hemerobie-Indikatorarten und Hemerobiewerte für Gebiete bestimmt.
Die Stadt mit ihren vielfältigen Strukturen ist hinsichtlich der Hemerobie heterogen.
Mit nachlassenden Kultureinfluß steigen in städtischen Landschaftstypen generell die Artenzahlen von Avicönosen.