T. LANGGEMACH: Fledermausjagd beim Wanderfalken
31. Mai(T. L.). Der Terzel fliegt 21.55 Uhr mehrfach mit sehr kurzen Flügelschlägen systematisch in Baumhöhe das Seeufer in Horstnähe ab, wobei er sichtlich bemüht ist, langsam zu fliegen. Über dem See zahlreiche Fledermäuse(Große Abendsegler, Wasserfledermäuse, Myotis daubentoni, Braune Langohren, Plecotus auritus).
28. Juni(B. Reuter) Zwei Jungvögel beginnen 21.45 Uhr von der Sitzwarte aus, Große Abendsegler zu jagen, welche geschickt ausweichen. Der Ausgang der Jagdstöße ist nicht wahrzunehmen.
03. Juli(N. Kenntner) Ein Großer Abendsegler fliegt 21.47 Uhr an der Sitzwarte zweier Jungfalken vorbei, die ihm sofort lahnend folgen. Der Ausgang bleibt unklar, ebenso die Ernsthaftigkeit des Jagdfluges.
14. Juli(A. Simon)
Juveniler Terzel fliegt 21.10 Uhr flach über den Wald, steigt dann höher und stößt plötzlich auf eine Beute, die für eine Fledermaus gehalten wird, fliegt nach erfolgreichem Stoß mit der Beute ab und landet unsichtbar für die Beobachterin. 21.40 Uhr überfliegen zwei Wanderfalken(Jungvögel?) die Schonung, einer davon jagt aus dem Flug eine Fledermaus an, welche ausweicht und entkommt.
3. Diskussion
Zusätzlich zu den aufgezählten Beobachtungen war an mehreren Abenden der zielstrebige Abflug des Männchens ohne bekanntes Ziel zu sehen; dem ging in mehreren Fällen wiederholtes Absuchen der Umgebung einschließlich des Himmels voraus. Hierbei bleibt unklar, ob der Vogel zu einem nicht bekannten Schlafplatz abflog oder wiederum der Fledermausjagd nachging. Letzteres ist zumindest bei einem Teil der Abflüge zu vermuten. Die Nachweisquote der Fledermausjagd an den beobachteten Abenden läßt vermuten, daß dies während der Brut- und Aufzuchtzeit eine regelmäßige Beute des Terzels war. Eine Bestätigung dieser Annahme durch Reste unter den bekannten Freßplätzen gelang nicht; scheinbar wurden die Fledermäuse meist vollständig verzehrt, wie die Beobachtung vom 22. April zeigt. In einem Fall, am 26. April, wurde allerdings der Abflug vom Horst mit einem Fledermausrest gesehen.
Eine Beteiligung des Weibchens an der Fledermausjagd ließ sich nicht beweisen; regelmäßiges Lahnen an den Abenden wurden als Aufforderung an das Männchen zur Jagd bei eigener Inaktivität interpretiert. Beim einzigen registrierten Anflug des Weibchens mit einer Fledermaus am 27. Mai kann die Beute zuvor vom Terzel übernommen worden sein. Offenbar ist die Fledermausjagd ein individuelles Charakteristikum, ebenso wie es auch für andere Beutetierarten individuelle Präferenzen gibt. Interessant ist, daß auch die Jungvögel (offenbar beiderlei Geschlechts) Fledermäuse anjagten. Dies ist wohl Ausdruck einer ausgeprägten Lernbereitschaft und einer großen Breite potentieller Beute in den ersten Wochen eigenen Jagens, was sich im mehr oder weniger spielerischen Verfolgen verschiedenster fliegender Tiere von Insekten bis zu Vögeln von Reihergröße darstellte.
Die aufgeführten Beobachtungen erfolgreicher Jagd fanden zwischen 10 Minuten vor und 22 Minuten nach Sonnenuntergang statt. Die spätesten Beobachtungen des jagenden Terzels