Heft 
Band 4 Heft 1/2
Seite
52
Einzelbild herunterladen

52 BESCHOW, R.& R. KAMINSKI: Seetaucher in Südost-Brandenburg

ist das Datenmaterial zwangsläufig hinsichtlich zeitlicher und räumlicher Aspekte sehr inhomogen und fast ausnahmslos nach 1965 angefallen.

Brandenburg ist reich an natürlichen Gewässern, sein Südosten ist es nicht. Noch in historisch naher Zeit waren hier lediglich die Niederlausitzer Teichgebiete und die wenigen im Pleistozän entstandenen Waldseen im Norden des Untersuchungsgebietes die einzigen größeren Wasserflächen. Die Teiche wiederum waren zu den Hauptzugzeiten meist weniger attraktiv(zu flach, zu kleinflächig und zu ca. 80-90% Flächenanteil ohne Bespannung). Auch die zahlreichen kleinen Tagebaurestseen im Muskauer Faltenbogen (Raum Döbern/Tschernitz ) und die kleineren Restseen im Raum Lauchhammer -Schwarzheide (ca. 60-70 Gewässer) verbesserten die Atraktivität des Untersuchungsgebietes für die Wasservogelrast kaum. Die Situation des Rastflächenangebots mit großen, lange auch eisfreien Gewässern hat sich erst nach 1965 grundlegend geändert. Diese postive Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Mit der verstärkten industriellen Gewinnung von Braunkohle in Großtagebauen bestand für die errichteten Großkraftwerke die Frage nach kontinuierlicher Kühlwasserversorgung. So wurde im Einzugsgebiet der Spree ein Talsperrensystem konzipiert und errichtet, dessen erstes Element mit der Fertigstellung der Talsperre Spremberg 1965 entstand. Es folgten die Talsperren auf sächsischem Gebiet(Quitzdorf 1972 und Bautzen 1975). Andererseits erzeugte die langjährige Kohlegewinnung im Lausitzer Braunkohlerevier ein Massendefizit für die Verkippung in den einzelnen Kohleförderräumen, das zwangsläufig mit der Entstehung von großen Tagebaurestseen einherging. So sind im Kernrevier der Lausitz , im Senftenberger Raum, riesige und z. I. jetzt bereits attraktive Seen entstanden bzw. im Entstehen. Der Senftenberger See als derzeitig größtes Gewässer ist hier an erster Stelle zu nennen. Insgesamt werden in der Bergbaufolgelandschaft Brandenburgs ca. 140 km? Wasserflächen entstehen, die sich auf wenige Tagebaue konzentrieren. Ein nicht unbedeutender Anteil davon liegt im Untersuchungsgebiet(101 km?2).

Insgesamt hat die Region zweifelsfrei für durchziehende Seetaucher an Attraktivität gewonnen. Die Entwicklung des UG hin zu einem regelmäßigen Durchzuggebiet für Seetaucher soll durch die komplexe Darstellung des zusammengetragenen Faktenmaterials der letzten 30 Jahre im Folgenden untermauert werden.

3. Allgemeines zu Seetauchervorkommen in Südost-Brandenburg

Bis Ende 1996 wurden im Untersuchungsgebiet Seetaucher in drei Arten nachgewiesen: Sterntaucher, Gavia stellata; Prachttaucher, Gavia arctica und Eistaucher, Gavia immer.

Es liegen Beobachtungen aus allen Monaten vor. Auf Differenzierungen im Gastvogelstatus der einzelnen Arten wird noch eingegangen. In Abb. 2 ist die quantitative Entwicklung des Jahresdurchzuges ab 1965 ersichtlich. Im Diagramm mit enthalten sind auch die unbestimmten Exemplare(n= 49 mit 75 Ex.). Ca. jede 9. Seetaucherbeobachtung kann unter kritischen Maßstäben nicht bis zur Artansprache gebracht werden. Diese Quote erscheint dennoch zunächst relativ niedrig. Im Untersuchungsgebiet bestehen jedoch sehr gute Beobachtungsgrundbedingungen an den Großgewässern. Blick von erhöhten Punkten und Beobachtungsentfernungen gewöhnlich deutlich unter 1000 m zum Vogel sind anderswo oft nicht vorhandene Vorteile. In beiden behandelten Landkreisen ist die Größenordnung unbestimmter Exemplare etwa äquivalent und unabhängig voneinander ermittelt worden(8-13% der Gesamtbeobachtungen).