58 BESCHOW, R.& R. KAMINSKI: Seetaucher in Südost-Brandenbur: BA DE, DAAD RAR: Deelaucher ın Südost-Brandenburg
damaligen Einflug ein, wie er für die südlich gelegene Talsperre Bautzen und den Knappensee publiziert wurde(Ulbricht 1980). Bisher sind im UG in 7 Jahren größere Zuggruppen festgestellt worden, die wohl eher die Zufallswahrscheinlichkeitsrate nebst Wochenendeffekt dokumentieren. Zieht man weitere regionale Feststellungen heran, so liegen seit 1974 für mind. 13 Jahre Hinweise auf Massendurchzüge vor. Es ist anzunehmen, das eine hohe Dunkelziffer im Erfassungsgrad der kurzzeitigen Massenrasten existiert und in Zukunft mit dem Enstehen von ca. 250 km? Großwasserflächen im Lausitzer Braunkohlerevier solche phänologischen Ereignisse weiter zunehmen werden. Zu erwarten sind solche Ereignisse praktisch in der gesamten Hauptwegzugzeit der Art. Bisheriger Höhepunkt an Massendurchzug ist jedoch mit dem Jahr 1995 und besonders den Tagen 17.-20.12.1995 verbunden. An dieser Stelle sei der
kurze Abriß des Ereignisses dargestellt:
Am Vormittag des 17.12.1995 zählte R. Kaminski auf dem Kleinkoschener See die bisher größte Ansammlung von Prachttauchern mit mind. 312 Ex.. T. Schneider konnte mit schwindendem Licht am gleichen Tag abends noch mind. 250 Ex. ermitteln. Der tägliche Weg zur Arbeit führt R. Beschow unmittelbar bei Geierswalde an dem Kleinkoschener See vorbei, wo am 18.12.1995 folgendes mit aufgehendem Dämmerlicht zu sehen war:
7.15 Uhr: Noch im Dunkeln bei leichtem Dämmern am See angekommen. Wenig später ließen sich schemenhaft 3 Gruppen Wasservögel erkennen, aber keine Art ansprechen(Gänse wären zu dieser Zeit auch möglich gewesen). 7.28 Uhr: Eine große Gruppe Wasservögel erhebt sich von der Wasseroberfläche(Wasserspiegel liegt ca. 10 m unter Gelände) und fliegt in großen Runden mit Höhengewinn auf. Wenig später wird Verfasser in etwa 20 m Höhe direkt überflogen(zweimal) und kann dabei einige Ex. eindeutig als Prachttaucher erkennen. Die Anzahl der Exemplare ließ sich jeweils mit ca. 170 Vögeln schätzen. Es wurden keinerlei Lautäußerungen vernommen. Danach schien die Großgruppe endgültig abgeflogen zu sein.
7.35 Uhr: Verfasser beginnt bei nunmehr besser werdenden Lichtverhältnissen die noch anwesenden zwei Gruppen von Wasservögeln zu mustern, die zweifelsfrei auf ca. 500 m als Prachttaucher bestimmt werden konnten. Die Zählungen ergaben für Gruppe 1 immerhin 58 Ex. und für Gruppe 2 nochmals 26 Ex. Beide Gruppen waren gut getrennt, jedoch bereits von Unruhe befallen, zeigten Wasserlugen und vereinzelt wurde getaucht. Einschließlich der Schätzung könnten somit noch ca. 254 Ex. Prachttaucher als morgendlich anwesend gerechnet werden. 7.50 Uhr: Zur Überraschung entdeckte Verf. im Westuferbereich bei einem"Abschlußschwenk" abermals zwei Gruppen Prachttaucher, die offensichtlich unbemerkt nochmals zurückgekehrt waren, so daß eine nochmalige Zählung mit folgendem Ergebnis erzielt wurde: Insgesamt somit vier Gruppen und jede viermal gezählt und den durchschnittlichen Wert angenommen. Gruppe 1: 31-33 Ex.= 32 Ex. Gruppe 2: 47-49 Ex.= 48 Ex. Gruppe 3: 129133 Ex.= 131 Ex. Gruppe 4: 21 Ex. Somit waren dies nochmals durchschnittlich 232 Ex.. Nachmittags zählt T. Schneider nur noch 99 Ex. auf dem Gewässer.
Folgetage im Gebiet: 19.12.1995, 15.30 Uhr: 77-84 Ex.(Eintrag Tagebuch 81 Ex.). H. Michaelis teilt für den 19.12.1995 die Beobachtung von 83-84 Ex. mit.
20.12.1995, 12.00 Uhr werden exakt 81 Ex. gezählt(alle schlafend). H. Michaelis gibt für den Klein Koschener See ca. 77 Ex.(morgens) an und was noch bemerkenswerter ist, ebenfalls für den 20.12.1995 noch ca. 50 Ex. am Senftenberger See . Also müssen immerhin noch 131 Ex. im Gebiet verblieben sein. Fazit bleibt, der Einflug erfolgte massiv am 17.12.1995(oder wenig davor) und der Abzug erwies sich unter Nutzung der sich bietenden noch eisfreien Großgewässer als gestaffelt. Zieht man unser Ereignis und den sicher auch noch nicht ganz vollständig erfaßten Einflug im Erzgebirge des Freistaates Sachsen für den Zeitraum mit heran, so dürfte in der Zeit 15.-20.12.1995 ein sehr kräftiger Einflug stattgefunden haben, der weite Teile Südostdeutschlands erfaßte.
1995 ist insofern auch bemerkenswert, da im Vorfeld zum Ereignis vom 17.12.1995 bereits im November einige größere Zuggruppen im UG vermerkt wurden, ähnlich dem Jahr 1974 bei Ulbricht(1980). Bestimmte Aspekte zu Großwetterlagen dürften auch hier Bedeutung besessen haben, da vor allem starke Niederschläge und diesiges Wetter die Tiere zum Wassern veranlaßt
haben können und einen zögerlichen Weiterzug bewirkten.
Truppgrößen: Die festgestellten Truppgrößen entsprechen dem allgemein bekannten Bild. Mit einem 90%-Anteil an den Beobachtungen dominieren Einzelvögel und kleine Trupps bis 5 Ex.. Die Verweildauer der ziehenden Vögel beträgt gewöhnlich 1-3 Tage, seltener mehr. Die