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Band 4 Heft 1/2
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76 BECKER, J.: Große Rohrdommel und Zwergrohrdommel im Altkreis Gransee

wurden ohne Einsatz der Klangattrappe ein balzrufendes Männchen und zusätzlich der Flugruf eines zweiten Exemplars verhört. Bei weiteren Begehungen im Gebiet konnte später allerdings nur noch ein Exemplar festgestellt werden. Durch den Einsatz der Klangattrappe konnte dieses Männchen zu jeder beliebigen Tageszeit zum Rufen bewegt werden. Es bestand eine deutliche Revierbindung. Ein Weibchen ließ jedoch nie eindeutig bestätigen. Anfang Juli verstummte die Zwergdommel und konnte dann nicht mehr nachgewiesen werden.

Folgende Vorkommen sind bisher aus dem Altkreis Gransee bekannt geworden:

1959- Lindesee(Gentz 1983) - Thymensee(FIEDLER& HÖBEL 1959) - Paulsee(FIEDLER& HÖBEL 1959) - Großer Schwaberowsee(FIEDLER& HÖBEL 1959) 1963- 66- 1 bis 2 BP am Kinderstich und am Havellauf(LITZBARSKI et al. 1967) 1967- Zehdenick und Havel - 3 BP(GENTZ 1983) 1995- 1 Revier in den Tonstichen bei Zehdenick (J. Becker) 1996- 1 Revier in den Tonstichen bei Zehdenick (J. Becker)

Stolpsee

bis 1986 Vorkommen am Stolpsee(Zückler)

Havel / Schwedtsee bis 1988 Vorkommen an Havel in Höhe Schwedtsee(Zückler)

4. Diskussion

Betrachtet man die Untersuchungsergebnisse für die Große Rohrdommel und die letzten geschätzten Bestandszahlen für das Land Brandenburg von mindestens 76-85 rufenden Männchen(RYSLAVY 1994, 1995), so muß man feststellen, daß rund 15% des Gesamtbestandes im Altkreis Gransee vorkommen. Allerdings kann man durch den Umstand, daß nicht alle Gewässer untersucht wurden, nichf sagen, inwieweit alle Dommelreviere erfaßt worden sind.

Weiterhin waren die Bedingungen für diese Erfassung relativ schlecht, da durch den lang anhaltenden Winter 1995/ 96 sicherlich auch nicht alle ansonsten besetzten Reviere durch die Rohrdommeln wieder besetzt wurden(z.B. Thymensee). Dies könnte einerseits mit einer jahreszeitlich bedingten erhöhten Mortalitätsrate unter den im Gebiet verbliebenen Großen Rohrdommeln, andererseits auch mit der Unattraktivität der Lebensräume zusammenhängen. Häufig waren zum Zeitpunkt der eigentlichen Besetzung die Röhrichte von liegendem und geknicktem Schilf geprägt und boten damit auch keine Deckung mehr.

Große Bedeutung für die Großen Rohrdommeln besitzen die Tonstiche bei Zehdenick . Hier erreicht die Bestandsdichte einen Spitzenwert in Brandenburg . Allerdings ist das zukünftige Vorkommen der Großen Rohrdommel in diesem Umfang stark gefährdet, da dieses Gebiet keinem angemessenen Schutzstatus unterliegt. Es besteht ein hoher Investorendruck, dem wohl auch in den meisten Fällen Rechnung getragen werden wird. Bestrebungen, dieses Gebiet