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Band 4 Heft 1/2
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OTIS 4(1996) 1/2: 78-143 7

Jenseits davon befinden sich lediglich Inselvorkommen: 25 bis 27 Paare auf Korsika (THIBAULT 1996), fünf bis sechs Paare in Zentral-Frankreich, 17 Paare auf den Balearen (SCHMIDT 1996 c), ein letztes portugiesisches Paar(PALMA 1996) sowie 104 Paare in Schottland (DENNIS mdl.). Dort ist der Fischadler heute genauso im kräftigen Aufwind wie in Fennoskandien(SAUROLA 1995). Dies kann als sicheres Indiz für steigende Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Greifvögeln gelten. Der polnische Fischadlerbestand ist mit 50-60 Paaren als stagnierend einzuschätzen. MIZERA(1995) macht dafür anhaltenden Abschuß an Fischteichen verantwortlich, die unter diesen Umständen als Fallen wirken. SAUROLA und SCHMIDT(1996) geben den europäischen Fischadlerbestand mit 7000-9000 Brutpaaren an. Das entspricht 25-30% der Weltpopulation.

Den märkischen Fischadlern blieben Abschuß, Tellereisen, Horstvernichtung und Eiersammelei nicht erspart, auch wenn das eigentliche Ziel, die Ausrottung von Pandion haliaetus , nicht er­reicht wurde. Während in Mecklenburg- Vorpommern nach KÖHLER(1995) etwa 25-30 Paare die ersten zwanzig Jahre dieses Jahrhunderts überlebt hatten, dürfte die Zahl in Brandenburg , wo der Bestand stets etwas niedriger geschätzt wurde, bei 20-25 gelegen haben. Offenbar in der Folge von Schutzbestimmungen hat sich der brandenburgische Fischadlerbestand in den dreißiger und vierziger Jahren spürbar erholt. In den beiden folgenden Jahrzehnten soll, wie in Mecklenburg-Vorpommern , wieder eine gebietsweise Abnahme erfolgt sein(KLAFS 1991, FEILER 1983). KÖHLER(1995) vermutet die Ursache hierfür in der Anwendung von DDT . Während der Fischadler nach 1960 die deutsche Ostseeküste- offenbar infolge besonders großer Schadstoffanreicherung- quasi räumte, hielt sich der Brutbestand im Müritzgebiet auf gleichem Niveau und hatte in Brandenburg einen leicht positiven Trend(FEILER 1983). Nach Recherchen von SÖMMER(1995) wird sich der Fischadlerbestand in den jetzigen Grenzen von Brandenburg in den Jahren 1960 bis 1983 zwischen 50 und 60 Paaren bewegt haben,

Für Brandenburg läßt sich ab Mitte der achtziger Jahre eine zunächst langsame Zunahme des Fischadlerbestandes darstellen. Der Erfassungslücke 1989/90 schließt sich ein steiler Anstieg an, der wohl zum Teil der verbesserten Dokumentation geschuldet ist. Es ist zu erwarten, daß sich der scheinbar lineare Anstieg in den nächsten Jahren bei verbesserter Datenlage als Teil einer logistischen Wachstumskurve, wie sie für sich entwickelnde Greifvogelpopulationen typisch ist, darstellt. 1991 wurden in Brandenburg 88 Paare nachgewiesen; 1995 waren es nach RYSLAVY (1997) schon 166, womit sich die Zahl der Fischadlerreviere in nur fünf Jahren fast verdoppelt hätte. Die Entwicklung in Mecklenburg- Vorpommern verlief, unter Berücksichtigung der gleichen methodischen Mängel, weitgehend parallel. Bei wesentlich flacherem Anstieg führte sie bis 1995 zu einem Bestand von 108 Paaren(SCHMIDT 19960).

Im benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt brüteten 1995 vier Paare. Erste Ansiedlungen in Sachsen blieben bisher erfolglos, doch die nachhaltige Besiedlung Sachsens von der Niederlausitz aus ist in absehbarer Zeit zu erwarten. In größerer Distanz zum geschlossenen Verbreitungsgebiet kommt es nur ausnahmsweise spontan zu Reviergründungen, da Fischadler eine ausgeprägte Brutplatz- und Geburtsorttreue zeigen(z.B. RUHLE 1995). In Finnland wurden Mittlere Ansiedlungsentfernungen 39-55 km vom Geburtsort ermittelt(SAUROLA 1995); wenige Ringfunde und erste Ergebnisse des Farbberingungsprogramms lassen erwarten, daß hiesige Verhältnisse vergleichbar sind(D. SCHMIDT, mdl.). Eine Brutansiedlung von 1988 bis 1990 in Thüringen erwies sich als Episode. Diese Gefahr besteht auch bei einem Brutplatz in

Bayern , der seit 1992 besteht. 1995 brüteten hier zwei Paare. In Niedersachsen kam es 1991 zu