OTIS 4(1996) 1/2: 78-143; 9
einer Brut; 1995 waren es zwei Brutpaare(SCHMIDT 1996a). Neben dem konservativen Ausbreitungsverhalten sprechen auch andere Fakten, insbesondere lokale Eigenheiten in der Nistweise, für die Ausbildung von Metapopulationen, zwischen denen nur eingeschränkter Genfluß besteht. Isolierte Vorposten sollten dennoch als potentielle Pioniere verstanden werden. Um sich dauerhaft zu etablieren, müssen sie attraktive Reviere vorfinden und sich selbst reproduzieren.
Nach den vorliegenden Daten existierte 1995 in Deutschland ein Gesamtbestand von 284 Fischadlerpaaren. Mehr als die Hälfte aller mitteleuropäischen Fischadler lebt somit heute in Brandenburg ! Zusammen mit Mecklenburg- Vorpommern finden sich hier die entscheidenden Ressourcen für die Rekolonisation des westlichen und südlichen Europas durch diese Art.
Die Siedlungsdichte des Fischadlers in der Mark Brandenburg betrug 1995 0,56 Paare/100 km? (RYSLAVY 1997). Die höchste Abundanz findet sich auf einer 916 km? großen Kontrollfläche um Fürstenberg/Havel mit 2,8 Paaren/100 km?(SÖMMER 1995). Für den angrenzenden mecklenburgischen Kreis Neustrelitz gibt HAUFF(1996) 2,3 Paare/100 km? an. Die Mecklenburgische Kleinseenplatte, in der Depressionsphase der sechziger und siebziger Jahre ein wichtiges Refugium für den Fischadler(KLAFS 1991), ist heute das Dichtezentrum in Europa . Uckermark , Havelland und Niederlausitz stellen weitere Siedlungsschwerpunkte in der Mark dar, die sich weiter auffüllen. Wegen der Gewässerarmut sind die Siedlungsdichten in der Prig nitz , im Barnim und im Fläming nur gering; lokal fehlt die Art. Selbiges gilt für das urbane Ballungsgebiet Berlin . In Abb. 4 wird die gegenwärtige Besiedelung Brandenburgs durch den Fischadler dargestellt.
Heute entsprechen die minimalen Horstabstände dem Abstand benachbarter 110-kV-Hochspannungsmasten. Das Angebot an optimalen Brutplätzen im Abstand von ca. 350 m induziert häufig kolonieartiges Brüten. Dadurch kommt es lokal zu hohen"Abundanzen". Solche Verhältnisse waren lange vor den ersten Mastbruten nicht untypisch. HOCKE(1900) kannte entlang der Havel zwischen Spandau und Potsdam 25 besetzte Horste. PEUS(1927) berichtet von vier besetzten Horsten des Fischadlers auf einer Fläche von 120x200 m auf dem Darß. Aus dem vorigen Jahrhundert wurden für die Peitzer Fischteiche 25-30 und für die Dubrow 8-10 besetzte Horste bekannt(UTTENDÖRFER 1952).
Die Reproduktionsdaten wurden vor 1990 leider überwiegend durch Kontrollen vom Boden aus gewonnen, nur lokal dagegen im Zuge der Beringung der Nestlinge. Durch ersteres Verfahren wird namentlich bei Baumhorsten der Reproduktionserfolg unterschätzt. Die mittleren Angaben für das Land Brandenburg werden mit intensiverer Beringungstätigkeit zunehmend zuverlässiger und detaillierter. Die mittlere Brutgröße beim Fischadler betrug im Zeitraum 1992 bis 1995 2,23. Die mittlere Fortpflanzungsziffer lag bei 1,69. Die Daten aus der größten zusammenhängenden Untersuchungsfläche in Brandenburg sind nahezu identisch und eine wertvolle Bestätigung der Befunde auf Landesebene. Typisch ist die geringe jährliche Fluktuation bei der Reproduktion. Der Anteil der erfolglosen Paare liegt im Mittel der Jahre bei 32%. Die Reproduktion ist auch __ im internationalen Vergleich als gut einzuschätzen(POOLE 1989, DENNIS 1995, SAUROLA 1995). Die Reproduktionsparameter sind in Abb. 5 ersichtlich.