Heft 
Band 4 Heft 1/2
Seite
129
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OTIS 4(1996) 1/2: 78-143

HAHN, E.& K.(1991) wiesen in Mauserfedern von im Altkreis Gransee brütenden Fischadlern hohe Rückstandswerte von Methyl-Quecksilber nach. Diese waren durchschnittlich eine Zehnerpotenz höher als bei allen anderen untersuchten Vögeln verschiedener Arten und Lokalitäten und wurden nur von nordostdeutschen Seeadlern übertroffen. Als Haup­teintragsquelle werden die in der DDR flächendeckend verwendeten Saatgutbeizmittel genannt, die in Westeuropa verboten waren. Diese spezifische Situation stellt aufgrund der Persistenz von Quecksilber noch lange Zeit eine potentielle Gefahr dar. Die Wirkung anderer Substanzen, etwa Cadmium und PCB, auf den Fischadler ist bisher kaum untersucht. Derzeit sind auf Populationsebene keine Reproduktionsstörungen erkennbar, die den Verdacht auf Schadstoffwirkungen lenken. Akute Vergiftungen wurden nicht bekannt.

Die Diskussion um den Einfluß von Elektrosmog (ANHÄUSER 1994) auf die Kondition der Individuen und die Reproduktion muß spekulativ bleiben, auch wenn es ernstzunehmende Hinweise für negative Wirkungen gibt(z.B. FERNIE& BIRD 1996). Auf Hochspannungsmasten brütende Fischadler erscheinen extrem exponiert, ohne daß sich in der Praxis Anhaltspunkte für derartige Effekte fänden.

5.4. Schutzkonzeption und Monitoring

Ein wirksamer und dauerhafter Schutz der Art in Mitteleuropa erfordert, daß eine internationale Zusammenarbeit das gesamte historische Areal im Auge hat. Aufgrund der Situation des Fischadlers in Brandenburg hat ein brandenburgisches Artenschutzprogramm einer großen internationalen Verantwortung gerecht zu werden! Die hierfür notwendigen Bedingungen sind heute günstiger denn je. Eine überregionale Kooperation zwischen den am Fischadler Interessierten bewährt sich seit Jahren.

5.4.1. Horstschutz

Der Horstschutz verdient beim Fischadler vorrangige Beachtung, da die Art außerhalb des direkten Horstbereiches recht anspruchslos und wenig empfindlich ist. Eine nachhaltige Siche­rung der Horstplätze kann nur gelingen, wenn sich die Eigentümer von Grund und Boden bzw. die Rechtsträger den Schutz"ihres" Fischadlers zum Anliegen machen. Selbst bei weitgehender Toleranz kann nur so auf Störungsquellen von außen Einfluß genommen werden.

Neben der Abwendung von Störungen haben Erhalt und zielstrebige Entwicklung potentieller Horstbäume im Vordergrund zu stehen, denn in vielen Revieren findet sich keine Alternative zum Horstbaum. Neue Angebote müssen sowohl als Ersatz für verlorene Horstbäume als auch als Basis für einen realen Bestandsanstieg sowie Arealerweiterung geschaffen werden. Zu diesem Zweck müssen, auch in der aktuellen Phase des Waldumbaus, in jedem geeigneten Waldbestand vitale Kieferüberhälter in störungsarmer Lage erhalten werden. Den Bestand überragendes Totholz ist auch als wertvoller Ruhe- und Kröpfplatz für Fischadler zu erhalten. Zu den Aufgaben und Möglichkeiten des Revierförsters und zum Horstbetreuersystem des Landesumweltamtes sei auf das Kapitel Seeadler verwiesen. Mit dem zunehmenden Privatwaldanteil steigt auch die Verantwortung der Waldeigentümer für den Fischadlerschutz. Hier wird es möglicherweise künftig schwieriger, bestimmte Entwicklungen zu beeinflussen. Dies gilt auch für die J agdausübung außerhalb von Verwaltungsjagden. Als Minimalforderung