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Band 4 Heft 1/2
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OTIS 4(1996) 1/2: 147-161 155

Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, daß im Jahre 1986, als erstmalig im UG eine größere Anzahl(34) von Nistkästen zur Verfügung stand, 16 Paare brüteten, davon 14 erfolgreich. Ein kurzfristiges Angebot an günstigen Nistplätzen wurde sofort angenommen.

Wo hätten diese 16 Paare gebrütet, wären keine Nistkästen im UG vorhanden gewesen? Oder hätten sie überhaupt nicht gebrütet?

Die Ansiedlung der 22 TF, die im UG erbrütet wurden und im selbigen zur Brut schritten, erfolgte in einer Entfernung von 0,5 bis 18 km. Der Median der Ansiedlungsentfernungen liegt bei 6,5 km. Die größte Entfernung zwischen zwei im UG angebrachten Kästen beträgt 21,5 km(2 Kästen wurden nicht berücksichtigt). Die größte festgestellte Ansiedlungsentfernung von 18 km liegt relativ nahe an der theoretisch möglichen von max. 21,5 km.

Wurde eine Ansiedlungsentfernung bevorzugt?

Jeder der 22 TF hatte theoretisch die Möglichkeit sich in einem der im UG vorhandenen Kästen anzusiedeln. Die Spanne der möglichen Ansiedlungsentfernungen lag zwischen 0 km(TF siedelte sich in seinem Erbrütungskasten an) und max. 21,5 km und ist abhängig von der Nistkastenverteilung im UG. Die durchschnittliche Entfernung zwischen den Erbrütungskästen der 22 njg. beringten TF und allen theoretisch möglichen Ansiedlungskästen im UG (78 betrachtete Nistkastenstandorte) beträgt 8,0 km. Dieser Wert liegt nur 1,5 km über dem Durchschnitt der tatsächlichen Ansiedlungsentfernungen der 22 kontrollierten TF(s.0.).

Um zu überprüfen ob die 22 Ansiedlungen zufällig verteilt sind oder nicht, wurde der Chi-Quadrat­Anpassungstest angewendet. Der Test ergab, daß die Ansiedlungsentfernungen der 22 TF zufallsverteilt sind(T=2,57;Chi2,g005s=18,3). Das bedeutet, die TF bevorzugten keine Ansiedlungsentfernung. Sie siedelten sich zufallsverteilt, entsprechend dem Angebot der im UG angebrachten Nistkästen an. Abb. 4 soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ansiedlungsentfernung konnten nicht festgestellt werden.

Geburtsorttreue im engsten Sinne konnte nicht festgestellt werden. In keinem Fall wurde ein im UG erbrüteter TF im Geburtskasten in späteren Jahren selbst brütend angetroffen. Geburtsgebietstreue im Sinne der näheren Umgebung um den Geburtsort(1-2 km Umkreis) konnte mehrfach festgestellt werden. Wie oben dargestellt, ist dies im UG von der Verteilung der ‚angebotenen Nistkästen abhängig.| x Alle Ansiedlungen(5) mit einer Entfernung über 20 km erfolgten im Altkreis Potsdam . Die betreffenden TF wurden dort in Kästen als Brutvogel kontrolliert.

Die durchschnittliche Ansiedlungsentfernung der nestjung im UG beringten TF(n=27) beträgt 9,1 km. Nimmt man zu diesen 27 Ansiedlungen noch die 5 TF hinzu, die sich im UG ansiedelten aber außerhalb erbrütet wurden, kommt man auf eine durchschnittliche Ansiedlungsentfernung von 1 1,9 km. Diese Ansiedlungsentfernungen liegen deutlich unter den von PÖRNER(1983) mitgeteilten Werten, die für 15 sichere Brutvogelkontrollen einen Median der Ansiedlungsentfernungen von 37 km und für alle 111 WF während der Brutzeit(16.5.-31.7.) einen Median von 38 km ergaben. PÖRNER spricht von einer Zweiteilung des Ansiedlungsgebietes in eine nähere bevorzugte(bis 50 km) und eine fernere(51-140 km) schwächer frequentierte Ansiedlungszone.|) Turmfalken, die njg. im UG beringt wurden, siedelten sich fast ausnahmslos in der näheren Ansiedlungszone an. Die weiteste Ansiedlung von im UG njg. beringten IF betrug 51 km.

Der Unterschied zwischen dem Median der Ansiedlungsentfernung bei PÖRNER(1983) und dem in dieser Auswertung mitgeteilten Median(s.0.) kann durch zwei Umstände wenigstens teilweise

erklärt werden: