Heft 
Band 5 Heft 1/2
Seite
61
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OTIS 5(1997) 1/2: 61-73

Vogelgemeinschaften der Städte und Wälder BERND BAUMGART

Zusammenfassung

Aufgrund der Clusteranalyse wurden aus Bestandsaufnahmen von Stadt- und Waldland­schaftstypen Gebietsgruppierungen mit ähnlichen Artenkombinationen gefunden. Mit Hilfe der Stetigkeit der Einzelarten in den Gruppierungen wurden Charakter- und Trennarten ermittelt, die für die Städte Gesellschaften und Subgesellschaften sowie für die Wälder Gesellschaften anzeigen. ı

Die Stadtavizönosen werden durch die Faktoren Hemerobie und Kontinentalität, die Waldavi­zönosen einerseits durch Pflanzengesellschaften, den Durchfeuchtungsgrad und die Beleuch­tung(Lichtverhältnisse) und andererseits durch Hemerobie und Großflächigkeit bestimmt.Für die Städte wurde in Gartenstadt und Grünanlagen eine scharfe Trennung zwischen subatlanti­schen und subkontinentalen Avizönosen festgestellt, die in den Waldavizönosen nicht vorhan­den ist. Als Grund könnten unterschiedliche Synanthropiegrade zwischen Ost- und West­deutschland angenommen werden.

1. Einleitung

Eine Vielzahl von Gebietsbestandsaufnahmen der Avifauna in Mitteleuropa vermitteln ein Bild vonderVielgestaltigkeit der Avizönosen und ihrer ökologischen Valenz und Potenz.

In neuerer Zeit wird versucht, daß umfassende Datenmaterial zu sichten und zu ordnen. Zu nennen sind in Deutschland die Arbeiten von DEGEN& OTTO(1988), PASSARGE(1991) und FLADE(1994). DEGEN& OTTO(1988) erarbeiteten aufgrund verschiedener mathemati­scher Verfahren Kommunitäten, Zentral- und Kontaktgemeinschaften und ökologische Arten­gruppen für Vogelbestände Ost-Berlins . PASSARGE 1991 bestimmte in Anlehnung an die Pflanzensoziologie Avizönosen in Mitteleuropa nach einem hierachischen System. FLADE (1994) ermittelte für das nördliche Mitteleuropa Leitarten für Landschaftstypen.

Allen Arbeiten gemeinsam ist die Darstellung einer ordnenden Gliederung der vorgefundenen Avifauna. Die Gliederung soll in angewandten Fragestellungen wie etwa der Bioindikation regionaler Umweltschäden und dem wirksamen Schutz bedrohter Arten sichere Beurteilungs­maßstäbe liefern. Sinn dieser Arbeit ist es, mit Hilfe spezifischer Verfahren(z.B. Clusteranaly­se) zu versuchen, die ursächlichen Verknüpfungen in der Bildung von Gemeinschaften zu erforschen, um so Veränderungen im Gefüge der Arten verstehen zu lernen.

Diese Arbeit bildet eine Fortsetzung des ArtikelsHemerobie und Hemerobieindikatorvogelar­ten von Berlin (West) und gibt eine umfassendere ornithologische Interpretation der Cluster­analysen, indem die qualitative Zusammensetzung der Vogelgemeinschaften beschrieben wer­den. Insbesondere zur Habitatbindung ergeben sich neue Erkenntnisse. Um die Habitatbindung allerdings besser verstehen zu können, sind bedeutend mehr Brutvogelaufnahmen erforderlich, als derzeit zur Verfügung stehen.