Heft 
Band 5 Heft 1/2
Seite
75
Einzelbild herunterladen

OTIS 5(1997) 1/2: 74-87

Brutverdacht in denJessener Feuchtwiesen.

Die Kernfrage der gesamten Vision einer ökologisch-ökonomischen, arten- und strukturreichen Bergbaufolge-Agrarlandschaft Welzow-Süd ist, hierfür die richtigen Flächennutzer zu gewin­nen. Die überzogenen Projekte zu den größten brandenburgischen Windkraftparks gerade in diesem Gebiet sollten keine Lobby und Realisierung finden.

1. Einleitung

Der Südosten Brandenburgs ist wie kaum eine andere Region in Deutschland in den letzten

- Jahrzehnten von tiefgreifenden Veränderungen in der Kulturlandschaft durch den Braunkohle­tagebau betroffen gewesen. In der Niederlausitz , die für einen ganzen ehemaligen Staat die Energiebasis sichern mußte, daneben per politischer Vorgaben auch Selbstversorgerfunktion mit landwirtschaftlichen Produkten diktiert bekam, waren besonders intensive Flächennutzun­gen an der Tagesordnung. Neben dem Tagebauumland betraf dies auch die rekultivierten Tage­bauflächen. Großflächig wiedernutzbargemacht wurde sie ebenfalls nach streng ökono­mischen Aspekten. Grundlagen für eine artenreiche Flora und Fauna wurden so kaum gelegt. Biotopverbund und-vernetzung spielten keine Rolle. Es verblieben dennoch regelmäßig kaum oder nur mit unvertretbar hohem Aufwand nutzbar zu machende Flächen. Diese Bereiche besit­zen durch z.T. sich frei und sukzessiv entwickelnder Biotopstrukturen besondere Bedeutung für die Förderung von Artenvielfalt im Gebiet. Auch heute hat sich am Grundsatz- Verlust von einmaliger Kulturlandschaft und Ersatz/Ausgleich durch eine Bergbaufolgelandschaft ­nichts geändert. Lediglich die Dimension ist überschaubarer geworden. Gesetzliche Vorgaben garantieren heute, auch Ansprüche zur Schaffung von Grundlagen für höhere Artendiversität in der Bergbaufolgelandschaft umzusetzen. Die Rahmenbedingungen zur ausgewogeneren Gestaltung der Hauptzielnutzungen von Tagebauflächen sind heute entscheidend günstiger auch für die Durchsetzung von Naturschutzzielen. Vor diesem Hintergrund besitzt ein konse­quenter und aktiver Arten- und Naturschutz in der Bergbauregion der Niederlausitz eine sehr wichtige stabilisierende und regulierende Funktion. Besonders nach der deutschen Wiederver­einigung wurde die Bedeutung und die Chance im Umgang mit der Bergbaufolgelandschaft für den Biotop- und Artenschutz endlich auch in Form von überzeugenden Projekten und Forde­rungen zur Ausweisung von Naturschutzvorrangflächen deutlich gemacht(z.B. MÖCKEL 1993). Meist beziehen sich diese Forderungen auf die sogenanntenSanierungstagebaue. Am Beispiel eines laufenden Tagebaues sollen hier weitere Potentiale aufgezeigt werden. Unter Beachtung der regionalenSensibilitäten können auch hier wesentliche Beiträge zum Biotop­und Artenschutz erwartet und erfüllt werden.

Brandenburgs größter Tagebau ist der Tagebau Welzow-Süd, und sicher bricht er viele berg­bautechnolgische Superlative. Er kann aber auch auf eine erfolgreiche und kontinuierliche Wiedernutzbarmachung verweisen. Hinsichtlich floristischer und faunistischer Entwicklungen ist er in Teilgebieten äußerst interessant. Im kurzen Untersuchungszeitraum von Januar 1994 bis August 1997 wurden 151 Vogelarten(Artnachweise) im Tagebaugebiet festgestellt. Davon sind immerhin 88 Arten als Brutvogel bzw. wahrscheinlicher Brutvogel anzusehen. Besonders beachtenswert unter den Brutvögeln sind 23 Arten-der-Roten Liste Brandenburgs (DÜRR et al. 1997). Eine bedeutende Insektenfauna und das längst überwundene-initiale Stadium für eine reiche Amphibienwelt sind gleichrangig zu betonen. Vielleicht eine der größten Kreuzkröten­