Heft 
Band 5 Heft 1/2
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121
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OTIS 51997) 1/2: 121

Brutnachweis der Spießente(Anas acuta) im Nuthe-Nieplitz-Tal 1997

LOTHAR KALBE

Die Spießente gilt im Land Brandenburg als seltener Brutvogel in den Niederungen der Unte­ren Havel und des Unteren Odertals bei Schwedt . Nachweise außerhalb dieser Gebiete sind Ausnahmen(RUTSCHKE 1987). Aus den letzten Jahren liegen jedoch nur ein Brutnachweis 1992 aus der Unteren Havelniederung(RYSLAVY 1993) und 3 Brutnachweise(davon 1 Weibchen mit 7 juv.) 1996 aus dem Unteren Odertal (W. Dittberner in RYSLAVY 1997) sowie wenige Brutverdachtsangaben(vgl. RYSLAVY, 1993, 1994, 1995) vor. Diese machen deutlich, daß wohl immer noch die früher gegebene Einschätzung gilt. Offensichtlich ist es schwierig, in den relativ großräumigen potentiellen Brutgebieten Nester zu finden oder junge­führende Weibchen zu beobachten.

Letzteres gelang im Nuthe-Nieplitz-Tal am 12. Juli 1997. An einem erst 1991 entstandenen Überflutungsgewässer bei Stangenhagen (Schwanensee /Straßgrabenniederung) wurden 2 Weibchen mit 8 juv. bzw. 5 pull. beobachtet. Das Alter der Jungen wurde auf 12 Tage bzw. 3 Tage geschätzt. Obwohl die Pulli gerade der Spießente sehr typisch gefärbt und gezeichnet sind, gelang die Beobachtung eher zufällig, da sich die Familien in unübersichtlichen Randbe­reichen des Gewässers aufhielten. Eine mit T. Ryslavy zwei Tage später durchgeführte Nach­suche bestätigte die Feststellung durch Beobachtung eines Weibchens mit jetzt nur noch 4 pull. Es war eine gezielte Suche erforderlich, weil sich die Vögel gut gedeckt ufernah aufhielten. Die zweite Familie konnte nicht wieder beobachtet werden.

Bei den Gewässern handelt es sich um eine nach Ausfall des Schöpfwerkes am Pfefferfließ gebildete flachgründige Wasserfläche von 63 ha mit durchschnittlicher Wassertiefe von 50 cm. Die.ehemalige Grasvegetation wurde permanent überflutet und ist zwischenzeitlich abgestor­ben, so daß ein relativ fester Untergrund vorliegt. Unterwasserpflanzen fehlen weitgehend, weil die Lösung von Huminstoffen aus abgestorbenen Pflanzen und dem Torfuntergrund eine intensive Braunfärbung des Wassers hervorrief. Dagegen entwickelt sich zeitweilig eine Schwimmpflanzendecke(hauptsächlich Lemna trisulca), die die atmosphärische Belüftung ein­schränkt und das Sauerstoffdefizit verstärkt. In den Uferzonen siedelte teilweise in kräftigen Beständen 7ypha angustifolia et latifolia. Speziell im Südteil, wo die Spießenten sich aufhiel­ten, sind zwischen den Rohrbeständen zahlreiche kleinere Blänken sehr flachen Wassers mit Schlammbänken vorhanden. Hier befanden sich vermutlich die Neststandorte.

Obwohl danach vereinzelt immer wieder Spießenten gesehen wurden, fehlen Beobachtungen über den Verbleib der beiden Familien. Für das Nuthe-Nieplitz-Gebiet handelt es sich bei den Feststellungen meines Wissens um den ersten Brutnachweis der Spießente.

Literatur

RUTSCHKE, E. 1987: Die Vogelwelt Brandenburgs. 2. Aufl. Fischer-Verlag Jena :131-132

: RYSLAVY, T.(1993/94/95/97): Zur Bestandssituation ausgewählter Vogelarten in Branden­ burg - Jahresbericht 1992, 1993, 1994, 1996. Naturschutz Landschaftspflege Brandenburg 2(3): 4- 10, 3(3): 4-13, 4(4): 4-13, 6(4)

DR. LOTHAR KALBE, Am Weinberg 26, 14547 Stücken