OTIS 5(1997) 1/2: 133-134 33
MARTIN FIDDICKE
Das Durchzugsgeschehen der Sumpfohreule(Asio flammeus) in Brandenburg spiegelt sich für die einzelnen Jahre zumeist nur in spärlichen Meldungen wider(z.B. BRÄUNLICH& MÄDLOW 1993, 1994a, 1994b, BRÄUNLICH et al. 1996), wozu auch die nächtliche Aktivität des Beutefanges beiträgt. Ein gehäuftes Erscheinen und die Bildung größerer Rastgemeinschaften ist bisher selten registriert worden(z.B. RICHTER 1955, DITTBERNER 1996). Voraussetzung dafür ist, daß eine ausreichende Nahrungsbasis vorhanden ist, also eine Massenvermehrung von Kleinnagern in Feld- und Wiesengebieten erfolgte.
Untersuchungen zu den Beuteanteilen, basierend auf umfangreichem Gewöllematerial, existieren für die Mark Brandenburg praktisch nicht.
Nachfolgend werden zunächst eigene Beobachtungsdaten aus dem Oderbruch aufgelistet:
10.01.1987- 1 Ind. Bahndamm bei Bliesdorf abfliegend; anschließend an einer Chaussee in einem Mehlbeerbaum landend.
18.12.1988- 1 Rupfung(frisch) neben mehreren Waldohreulenrupfungen im Kiefernforst Vevais; Maße: längste Steuerfeder= 161 mm, längste Handschwinge= 250 mm.
14.01.1989- 1 Ind., Zuckerfabrikteiche Thöringswerder.
19.02.-12.03.1989- max. 9 Ind. am 25.02., Zuckerfabrikteiche Thöringswerder.
28.03.1990- 1 Totfund(frisch), Zuckerfabrikteiche Thöringswerder; Maße: längste Steuerfeder= 167 mm, längste Handschwinge= 262 mm.
03.02.1991- 1 Ind., Zuckerfabrikteiche Thöringswerder.
26.02.-17.03.1991- max. 5 Ind., Zuckerfabrikteiche Thöringswerder.
05.04.1992- 1 ältere Rupfung(sowie Rupfungen von Waldohreuelen) im Waldgebiet an der Eichendorfer Mühle(NSG Stobbertal); Maß der längsten Steuerfeder= 153 mm.
Gekennzeichnet war der Rastplatz Thöringswerder durch reich strukturierten Bodenbewuchs.
Neben stehengebliebenen, trockenen Grasbülten wechselten Zonen, die kahlgeweidet waren,
oder Wind bzw. Niederschläge hatten die abgestorbenen Pflanzenteile niedergedrückt und so
ihre Verrottung eingeleitet. Die Tagesruhe verbrachten die Eulen unter dichten Grasbüscheln,
die Hanglage von Erdwällen und Dämmen bevorzugend. Von hinten und oben waren die
Ruheplätze sichtgedeckt, einseitig war den Vögeln jedoch ein weiter Rundblick gewährt.
In den Monaten Februar/März 1989 und 1991 wurden bei Thöringswerder insgesamt 98 Gewölle von Sumpfohreulen aufgelesen. Die Nahrungsreste wurden nach CORBET& OVENDEN(1982), GÖRNER& HACKETHAL(1987) und MÄRZ(1987) bestimmt. Sie enthielten:
175 Feldmäuse(Microtus arvenalis)- im Februar ausschließlich diese und im März zusätzlich:
13 Brandmäuse(Apodemus agrarius), 2 Zwergmäuse(Micromys minutus) sowie 3 Wiesenpieper(Anthus pratensis), 2 Rohrammern(Emberiza schoeniclus), 2 Feldlerchen(Alauda arven sis ), 1 Drossel(Turdus spec.).
Die Beuteliste bestätigt die große Bedeutung von Wühlmäusen, besonders von Microfus arvalis(GLUTZ& BAUER 1980) im sonst nahrungsarmen Winterhalbjahr. Brandmäuse werden erst, nachdem sie ihren winterlichen Aufenthaltsraum in unmittelbarer Gebäudenähe verlassen