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Band 7 Heft 1/2
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OTIS 7(1999); 1-55 3

Sandregenpfeifers, bei Prenzlau brütete wie schon im Vorjahr ein Paar Säbelschnäbler. Der kleine Sing­schwan-Bestand im Südosten des Landes nahm auf 4 Paare zu, und der Sperlingskauz scheint sich als Brutvogel in der Niederlausitz zu etablieren. Dagegen ist der Steinkauz mit nur noch 5 Paaren akut vom Aussterben bedroht. Bemerkenswert ist ferner ein leider erfolgloser Brutversuch des Bienenfressers in der Uckermark sowie die Beobachtung einer revieranzeigenden Zitronenstelze an der Unteren Havel . Bemer­kenswerte Ansammlungen im Sommer betrafen unter anderem Kolkraben(498) und Schwarzmilan(46) im Juli im Spreewald und bis zu 7 Wiesenweihen im Havelländischen Luch, denen sich auch eine Step­penweihe zugesellte. An den Peitzer Teichen wurde im August eine Rotflügel-Brachschwalbe bestimmt. Das herausragende ornithologische Ereignis des Jahres wurde durch überdurchschnittliche Niederschläge im Juli eingeleitet, die in Teilen Polens und Tschechiens katastrophenartige Ausmaße annahmen. Da­durch kam es zu einem Oderhochwasser, das die Flutung der Poldergebiete an der Unteren Oder ab Mitte Juli und die Überschwemmung der Ziltendorfer Niederung bei Eisenhüttenstadt nach einem Deichbruch Ende Juli sowie der Odervorländer im Oderbruch zur Folge hatte. Nach dem Rückgang des Wassers bil­deten sich ab August bis weit in den Herbst hinein große Schlickflächen, die zu Rastvogelkonzentrationen bei Limikolen, Enten, Reihern und Schwarzstörchen in bisher nicht gekannten Größenordnungen führten. Herausgegriffen seien an dieser Stelle nur einige Seltenheiten-Beobachtungen: Brandenburgs erster Pazi­fischer Goldregenpfeifer in der Ziltendorfer Niederung, Steppenkiebitz und Rosenstar ebendort, bis zu 11 Seidenreiher, mehrere Zitronenstelzen in der Ziltendorfer Niederung und an der Unteren Oder. Für die Einzelheiten und den chronologischen Ablauf des Rastvogelgeschehens wird auf die ausführlichen Arbei­ten von DITTBERNER(1998) für die Untere Oder und von HAUPT& NOAH(1998) für die Ziltendorfer Niederung verwiesen. Eine erläuternde Bemerkung sei zur Handhabung der Rastzahlen von der Unteren Oder gestattet. Dort konnte aufgrund der Größe und Unübersichtlichkeit des Gebiets der Gesamtbestand rastender Vögel in der Regel nicht an einem Tag erfaßt werden. Vielmehr wurden in vielen Fällen bis zu drei Teilgebiete an verschiedenen, häufig aufeinanderfolgenden Tagen erfaßt; die Zählergebnisse sind dann bei DITTBERNER(1998) als Summe über mehrere Zähltage angegeben. Diese Vorgehensweise beinhaltet die Möglichkeit, daß es zwischen den Zähltagen zu Verlagerungen der Rastbestände und damit zu Doppelzählungen kommt. Aus diesem Grund sind unseres Erachtens die zum Teil außerordentlich hohen Zählsummen bei DITTBERNER(1998) nicht ohne weiteres mit Gebietsmaxima gleichzusetzen. Diesen Vorbehalt haben wir im Jahresbericht durch eckige Klammern deutlich gemacht. Aus unserer Sicht wäre es günstiger gewesen, wenn zusätzlich zu den Zählsummen die Tagesmaxima der Teilgebiete publiziert worden wären.

Im Herbst war der Limikolenzug außerhalb der Oderregion nur schwach ausgeprägt. Der Sep tember und der erste Teil des Oktober waren recht warm, trotzdem zeigten sich die erstenWintergäste früh: ein Merlin am 6. September und ein Ohrentaucher am 8. September. Die Ziltendorfer Niederung zog nicht nur Wasservögel an, sondern am 11.9. auch einen Zugtrupp von 75 Steinschmätzern. Außer gewöhnlich waren ein Wellenläufer Ende September in Berlin , ein Graubruststrandläufer im Spreewald und ein Gelbbrauenlaubsänger(der erste seit 1982) Anfang Oktober an der Alten Spreemündung. Am 7. Oktober war starker Zug von Ringeltauben(Gebietsmaximum 6857), Feldlerchen(5712) und Buch finken(21030) zu beobachten. Jeweils über 10000 Kraniche suchten im Oktober die Schlafplätze bei Nauen und im NSG Borcheltsbusch bei Luckau auf. Ein Sonnenblumenfeld bei Reichenberg lockte bis zu 6000 Grünfinken und 2500 Stieglitze. Überdurchschnittlich war im Herbst das Auftreten von Rothals- und Kurzschnabelgänsen. Ungewöhnliche Spätbeobachtungen betrafen: Temminckstrand läufer(10.10.), Sichelstrandläufer(18.10.), Wachtel(23.10.), Bruchwasserläufer(4.11.), Grünschenkel (14.11.), Löffler(10.-17.11) und Neuntöter(ein verletzter Vogel noch bis zum 23.11.). Ein Kälte­einbruch Ende Oktober mit kurzzeitiger Bildung einer geschlossenen Schneedecke leitete die Spät­phase des Wegzuges ein. Erneut wurde ein großer Zugtrupp des Prachttauchers mit 143 Vögeln Mitte November auf dem Helenesee beobachtet. Gut vertreten waren auch Ohrentaucher und Mittelsäger, die ihre Höchstzahlen mit 6 Ex. bzw. 36 Ex. auf dem Müggelsee in Berlin erreichten. Hingegen blieb das Auftreten von Bergente und Trauerente weit unter dem Durchschnitt. Weit verschlagen hatte es einen