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Band 7 Heft 1/2
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60 LANGGEMACHL.T.: Vogelverluste durch Erntebindegarn- ein kaum bekanntes Problem

Turmfalke(Falco tinnunculus )

Insgesamt 16 Fälle wurden in Brandenburg registriert, wobei für 13 Altersangaben vorliegen: 6 Nestlinge und 7 Altvögel. Überwiegend hingen die Vögel an Nestern, die von der Nebelkrähe stammten. In zwei Fällen hing ein Altvogel am Fuß in einem Baum ohne Nest. Einer der Verluste betraf ein Knäuel Binde­garn mit eingewickeltem Koppeldraht. Weitere 17 Fälle außerhalb Brandenburgs sind publiziert(‚REUSSE & SCHNEIDER 1985, REUSSE 1989, MARTIN 1990, HERING 1994) oder es liegen unveröffentlichte Angaben vor; darunter waren 7 Nestlinge und 5 Altvögel sowie 5 ohne Altersangaben.

Baumfalke(Falco subbuteo )

Bisher wurden 23 Fälle in Brandenburg erfaßt, davon 16 Nestlinge und fünf adulte Weibchen sowie zwei ohne Altersangabe. Fast stets war nur ein Vogel je Nest betroffen, nur ausnahmsweise zwei Jungvögel gleichzeitig. Außerhalb Brandenburgs wurden 25 Bindegarnopfer erfaßt, wovon 20 im Nestlingsalter wa­ren(u.a. HERING& KRONBACH 1987, REUSSE 1989 und unveröff., BACHMANN& PRÖHL 1991, HERING 1994, MEYER 1994). Soweit bekannt, stammen alle Fälle aus Aaskrähen - oder Kolkrabennes­tern, wobei in einem Fall sogar ein Verlust in einem von Krähen überbauten Kunsthorst stattgefunden hat (S. HEROLD, mdl.). REUSSE& SCHNEIDER(1985) schreiben, daß sie erst seit 1978 Baumfalkenver­luste durch Bindegarn registriert hätten, in den 6 Jahren zuvor hingegen nicht. Relativzahlen finden sich bei REUSSE(1993): bei 82 kontrollierten Bruten wurden 6 verstrickte Jungvögel gefunden; in weiteren 10 belegten Baumfalkennestern war Bindegarn enthalten. Nach HERING& KRONBACH(1987) ist ein nestjunger Baumfalke an einem Beutevogel(Mehlschwalbe) erstickt, da er ihn wegen seiner durch Garn gefesselten Beine nicht mehr zerlegen konnte. Insgesamt fällt auf, daß in ausgedehnten Waldgebieten sowie im Stadtgebiet von Berlin auch bei intensiver Beringungstätigkeit bisher keine Verluste registriert wurden.

Wanderfalke(Falco peregrinus )

Aus Nordrhein-Westfalen liegt das Foto eines mit den Beinen stark in einem Bindegarnknäuel verstrickten Nestlings vor. Der synthetische Nestinhalt machte etwa 30% des Krähennestes dieser Gebäudebrut aus. Eine Gebäudebrut in Sachsen-Anhalt blieb ohne Zwischenfall, obwohl etwa die Hälfte des Krähennestes aus Bindegarn bestand. Aus Brandenburg liegen bisher keine Fälle vor- die meisten Wanderfalken brüten in Nistkästen oder Kunsthorsten.

Großtrappe(Otis tarda)

Die Großtrappe als"Laufvogel" des Agrarraumes sammelt offenbar regelmäßig im Gelände Bindegarn mit den Beinen ein. Mindestens sieben Beobachtungen von Vögeln mit Bindegarnknäueln an den Beinen lie­gen vor. Von diesen Vögeln sind zwei daran bzw. an den Folgen verendet, ein weiterer mit festverschnür­ten Beinen konnte eingefangen und von den Fesseln befreit werden.

Ringeltaube(Columba palumbus)

REUSSE(1989) nennt die Ringeltaube als Garnopfer ohne nähere Angaben. Nach REUSSE& SCHNEI­DER(1985) waren es mindestens zweimal Ringeltaubennestlinge, die sich in nachgenutzten Krähennes­tern verstrickt hatten. Tauben neigen dazu, beim Laufen jegliches faserartiges Material mit den Füßen aufzulesen; dies ist regelmäßig vor allem bei Haustauben zu beobachten. Daher ist auch auf diesem Wege mit Verlusten durch Bindegarnreste zu rechnen, auch wenn es für derartige Fasern noch nicht nachzuwei­sen war.

Waldohreule(Asio otus)

Bei dieser Art scheinen im Gegensatz zu den meisten anderen Arten bereits die Altvögel zur Brutzeit be­sonders gefährdet zu sein: unter 6 Funden waren mindestens 4 adulte Individuen. Brutplatz waren Nester der Nebelkrähe oder des Kolkraben. Bindegarnverluste werden ferner bei REUSSE& SCHNEIDER (1985) sowie HERING(1994) erwähnt.

Mauersegler(Apus apus ) Je ein Alt- und Jungvogel wurden stranguliert an zwei verschiedenen Nestern gefunden. Mehrere Opfer durch Angelsehne sind am Rande zu erwähnen.