FAN KABUS., A.:Farbberingter Löffler am Gülper See- Anmerkungen zum aktuellen Auftreten in Brandenburg
Farbberingter Löffler(Platalea leucorodia) am Gülper See- Anmerkungen zum aktuellen Auftreten in Brandenburg
ANDRE KABUS
Zusammenfassung
Der Löffler galt im 19. Jh. sowie bis in die Mitte des 20. Jh. für Brandenburg als Irrgast. Nun gibt es seit den 70er Jahren zunehmend Nachweise. Sie verdichten sich ab 1993 zum alljährlichen Auftreten. Die Statusveränderung von einer typischen Ausnahmeerscheinung zu einem regelmäßigen seltenen Gast wird in diesem Aufsatz dokumentiert und im Rahmen der europäischen Bestandsentwicklung diskutiert.
Ein beringter Löffler wurde im Sommer 1999 am Gülper See/HVL beobachtet. Er stammte von den westfriesischen Inseln und bestätigt damit den direkten Zusammenhang mit der expandierenden niederländischen Population. Der Nachweis stellt den ersten Wiederfund eines Löfflers im ostdeutschen Binnenland dar. Beachtlich ist der durch Ringablesungen belegte kurzfristige Ortswechsel von der Nordsee nach Brandenburg innerhalb nur einer Nacht.
1. Einleitung
Im August 1999 weilte der Verfasser eine Woche lang zu ganztägigen Beobachtungen am Gülper See bei Rathenow , Krs. Havelland. Anlaß waren der Fang und die Beringung von Limikolen im Rahmen des WWI-Programmes(SEEGER 1999). Am 16.08.99 fielen gegen 10.00 Uhr bei einem Kontrollgang zwei weiße reiherartige Vögel auf. Sie standen reglos in Schlafhaltung unter Graugänsen und Höckerschwänen im knietiefen Wasser. Schließlich zeigten sie ihre unverkennbaren Schnäbel und gaben sich damit eindeutig als Löffler(Platalea leucorodia) zu erkennen.
Danksagung
Für die Mitteilung unveröffentlichter Beobachtungsdaten danke ich herzlich den Herren H. Haupt, W. Mädlow und R. Zech. Mir nicht verfügbare Literatur stellten freundlicherweise die Biologische Station Neusiedler See in Illmitz , das Landratsamt Dahme-Spreewald in Lübben , die WWF -Wattenmeerstelle in Husum sowie Herr M. Putze bereit. Zu besonderem Dank bin ich Herrn O. Overdijk(Schiermonnikoog ) verpflichtet, der brieflich umfangreiche Informationen zum Löffler-Projekt in den Niederlanden gab und mir dort erschienene Literatur sowie weitere Ringablesedaten des im Text beschriebenen Vogels übersandte. Herr Dr. U. Köppen gab Auskünfte zu Daten aus dem Wiederfundarchiv der Vogelwarte Hiddensee und Herr H.-J. Knußmann(Wetterservice Frankfurt/O .) machte Angaben zum Wettergeschehen. Das Manuskript sah dankenswerterweise Herr H. Haupt durch.
2. Beschreibung, Verhalten und Aufenthalt
Die unterschiedliche Schnabelfärbung wies einen als adulten, den zweiten als diesjährigen Vogel aus. Bei ihrem Abflug waren die typischen Flugbewegungen zu sehen: gestreckter Hals, schnelle Flügelschlagfrequenz, zwischenzeitliches Gleiten. Die Handschwingen des Jungvogels hatten schwarze Spitzensäume. Als dieser in geringer Entfernung vom Betrachter im Uferbereich landete, konnten zwei über den Intertarsalgelenken angelegte grüne Farbringe und ein zusätzlicher Metallring erkannt werden. Die Ablesung des weißen Buchstabencodes„N P*““ gelang im Laufe des Tages vom Beobachtungsturm am Südufer des Sees. Später stellte sich heraus, daß unabhängig vom Verfasser und voneinander zwei weitere Beobachter die Ringinschrift gleichfalls am Erstbeobachtungstag identifiziert hatten(G. FIEDLER und N. N./ Zool. Mus. Helsinki ).
Beide Löffler hielten sich an den folgenden Tagen ständig tagsüber am flachen Südufer auf, meist ruhend unter Graugänsen. Hier konnten sie von zahlreichen weiteren Ornithologen gesehen werden. Erst gegen Abend nahm jeweils ihre Aktivität zu. Die schaukelnden Pendelbewegungen der Schnäbel im flachen Wasser verrieten, daß sie der Nahrungssuche nachgingen. Zum Nächtigen flogen sie in größere Entfernung vom Ufer in tieferes Wasser vor einen Altweidenbestand. Mit der Rückkehr zum Südufer am