2 KABUS., A.:Farbberingter Löffler am Gülper See- Anmerkungen zum aktuellen Auftreten in Brandenburg
Es entspricht einer der Zugstrategien dieser Art, Strecken bis 500 km zusammenhängend zu überfliegen und anschließend längere Zeit in einem Zwischenrastgebiet zu verweilen. Auch Langstreckenflüge bis zu 2000 km kommen vor und sind für den sehr guten Flieger nicht ungewöhnlich. Geradezu spektakulär mutet jedoch ein anderer gleichfalls durch Ringablesungen belegter Fall an, bei dem eine Distanz von über 2000 km zwischen der Coto Dofnana(Südspanien) und Nordholland in nur 36 Stunden überwunden wurde (Angaben nach OVERDUK briefl.)!
In die Avifauna Brandenburgs ist der Löffler als„Irrgast“ und nur mit einem undatierten Nachweis aus Eberswalde vom Ende des vorigen oder Beginn unseres Jahrhunderts sowie einer Beobachtung vom Herbst 1975 bei Eisenhüttenstadt eingegangen(Grummt in RUTSCHKE 1987). Ergänzt wurden diese Daten später durch KOLBE& NEUMANN(1991) um eine ältere Feststellung aus dem Jahr 1823 im Oderbruch . Drei weitere Herbstbeobachtungen aus der Zeit von 1975- 1979 sind erst neuerdings bekannt geworden(DITTBERNER 1996, ZECH mündl.).
Infolge seines sehr seltenen Auftretens waren alle Beobachtungen bisher gegenüber der Seltenheitenkommission dokumentationspflichtig(DEUTSCHE SELTENHEITENKOMMISSION 1993). Auf Grund der Zunahme sind die brandenburgischen Beobachtungen heute nur noch bei der Avifaunistischen Kommission in Brandenburg und Berlin - AKBB- einzureichen(ABBO 1998). Auch vorgelegte frühere Daten konnten durch die AKBB nachträglich bestätigt werden. Nicht zuletzt wegen seines arttypischen Schnabels ist der Löffler nicht zu verwechseln.
Bei der Sichtung der Meldungen aus dem Land Brandenburg fällt auf, daß die Art viele Jahrzehnte gar nicht und dazwischen nur äußerst sporadisch auftrat. Je einem Nachweis zu Beginn und einem gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgten erst Mitte/Ende der 70er und danach wieder Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts die nächsten Beobachtungen. Erst seit 1993 veränderte sich grundlegend die Situation, denn Löffler konnten neuerdings regelmäßig in jedem Jahr beobachtet werden:
In den letzten 7 Jahren gelangen mindestens 12 Nachweise mit 17 Vögeln. Insgesamt sind für das Land Brandenburg zum gegenwärtigen Zeitpunkt 19 Löffler-Feststellungen bekannt. In 13 Fällen kamen Einzelexemplare zur Beobachtung, 6 x erschienen zwei Vögel gemeinsam. Die Nachweise verteilen sich, soweit datiert, relativ gleichmäßig auf die Zeit von Ende Mai bis Mitte November. Ein Anstieg deutet sich Anfang/Mitte August an und spricht für verstärkte Zersteuungswanderungen zu dieser Zeit(siehe Abb.). Die früheste Beobachtung stammt vom 23. Mai, die späteste vom 17. November.
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Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov
zeitliche Verteilung nach Dekaden
Individuensummen
Individuensummen der Löffler-Nachweise in Brandenburg 1975-1999 (Summe der Dekadenmaxima; zwei ältere ungenau datierte Meldungen nicht gewertet)