Heft 
Band 7 Heft 1/2
Seite
94
Einzelbild herunterladen

94 BESCHOW, R.: Limikolenwegzug 1998 an der Talsperre Spremberg im Vergleich zu den Jahren 1990-1997

Odinshühnchen(Phalaropus lobatus): Sehr seltener Durchzügler. Für das Gebiet sind bisher insgesamt in 34 Jahren nur 5 Nachweise bekannt geworden. Im Berichtszeit­raum trat die Art nur 1992 auf. Da die meisten Daten bisher nicht publiziert sind, werden sie alle aufge­führt.

24.08.-27.08.1972 1 dj.(H. Haupt, N. Vintz, W. Hansel; KRÜGER& VINTZ 1974)

15.08.1974 1 gefangen und beringt(G. Minack in litt.)

06.09.1987 1(N. Vintz)

22.08.1992 1(N. Vintz)

27./28.09.1992 1 dj.(S. Rasehorn, Verf.)

5. Diskussion

In einem multifunktionalen genutzten Feuchtgebiet wie der Talsperre Spremberg(Wasserwirtschaft, Frei­zeitsport, Erholung, Tourismus) scheint kaum Raum für Naturschutzfunktionen. Die seit dem Enstehen des Großgewässers wirkende, ungebrochene Anziehungskraft auf Flora und Fauna im noch gewässerar­men Süden Brandenburgs ist so groß, daß trotz erheblicher Stör- und Zerstörungsfaktoren auf Grund sei­ner hohen Eigendynamik sich im Gebiet eine große Biotopvielfalt insbesondere im subaquatischen Be­reich entwickelt hat. Der Südteil unterliegt einer permanenten Verlandung. Hier entwickelt sich eine arten­reiche Weichholzaue. Gemeinsam mit der Westuferzone sind das potentielle FFH-Flächen. Einige Teilge­biete sind seit Jahre nicht mehr von Menschen begangen worden. Nicht minder wichtig ist in seiner Ge­samtheit die Wasserfläche und der dazugehörige Gewässeruntergrund mit seinen verschiedensten Stand­ortverhältnissen. Mangels Hartsubstraten am Gewässerboden besitzen die im Staubereich verbliebenen Stubbenfelder eine herausragende Bedeutung als Siedlungspunkte für die Dreikantmuschel. Seit etwa drei Jahren sind steigende Überwinterungsbestände an Tauch- und Meeresenten zu verzeichnen. Im Schutz der Stubbenfelder rastet eine Vielzahl an Möwen, Seeschwalben, Gründelenten und Limikolen.

KRÜGER& VINTZ(1971) bezeichneten die strukurreichen Rastplatzverhältnisse als ideal für Limikolen und nannten die Talsperre alswohl größten und bedeutendsten Limikolenrastplatz in der Lausitz . Wäh­rend der Hochzeit des ostdeutschen Braunkohlebergbaus ab etwa 1980 bis 1990 fanden Limikolen kaum Rastbedingungen vor. Auf Grundlage der hier zusammengestellten Daten ist für den Folgezeitraum ab 1990 für das Feuchtgebiet die wiedererlangte Funktion eines wichtigen Wegzugrastplatzes für Limikolen in der Niederlausitz und wohl ganz Brandenburgs nachgewiesen. Dieser Fakt gewinnt noch an Bedeutung, wenn man insgesamt die Limikolenrastbedingungen für Brandenburg betrachtet(NOAH 1996). In den letzten Jahren sind viele Rastgebiete wie Rieselfelder, Absetzbecken von Zuckerfabriken und auch natür­liche Gewässer durch Sukzession als potentielle Rastflächen verloren gegangen bzw. befinden sich in schlechtem Zustand(MÄDLOW 1993; FIDDICKE 1996). Einige derzeitig wichtige Rastgebiete in Bran­ denburg sind durch aufkommende Vegetation sehr wahrscheinlich nicht dauerhaft ohne Pflegemaßnahmen als Rastplatz zu erhalten. Für die Talsperre Spremberg sind für die nächsten Jahre dagegen permanent gute Rastplatzstrukturen zu erwarten. Wegen der nachgewiesenen ganzjährigen großen Bedeutung der Talsper­re Spremberg für die Vogelwelt ist die Schutzgebietsverordnung zum Naturschutzgebiet endlich abzu­schließen. Damit sollte der gesetzliche Rahmen gegeben sein, auch aktiven Einfluß auf den Erhalt und die Verbesserung der spätsommerlichen Rastplatzbedingungen zu nehmen. In letzter Zeit gefährden Forde­rungen vonBürgerinitiativen mehrere Hauptfunktionen des Gebietes aus Naturschutzsicht. Ursächlich verantwortlich ist die angespannte Wasserbilanz der Spree . Damit verbunden ist insbesondere ein Einfluß auf die Ausübung der touristischen Aktivitäten und des Freizeitsports im Gebiet. Als Ausgleich für diese Situation sollten massive Eingriffe bis hinein in aus Naturschutzsicht sensible Teilbereiche erfolgen(groß­flächige Rodung von Stubbenfeldern auf dem Gewässergrund, Schaffung von Vertiefungen im Gewässer durch Ausbaggerungen, Installation einer stationären, seilgetriebenen Wasserskianlage und Erweiterung touristischer Nutzungen). Diese Projektinitiativen sollten im Gesamtinteresse des Gebietes sehr kritisch gesehen werden, zumal die Notwendigkeit hierfür Steuergelder ausgeben zu wollen, sehr fragwürdig sind. Mittel für eine Stabilisierung des Wasserrückhaltevermögens in der Region einzusetzen, wäre dagegen eine echte Alternative.

Als einer der aktuell bedeutendsten Limikolenrastplätze Brandenburgs besitzt die Talsperre Spremberg mehrere positive Grundvoraussetzungen für eine dauerhafte Funktion. Die Rastflächen sind: