OTIS 7(1999); 134-153 N 143
4.2. Sonstige Feststellungen
Abseits der bekannten oder möglichen Brutplätze wurden zwischen 1984 und 1999 in 8 Jahren 22 Grauspechtbeobachtungen registriert(1984-87 n=0; 1988-90 n=2; 1991-93 n=5; 1994-96 n=6; 1997-99 n=9; ohne die bereits erwähnten Einzelfeststellungen im Einzugsbereich der Schwerpunktgebiete). Daraus ergibt sich ein spürbarer Anstieg der Beobachtungen, wenngleich für die 80er Jahre geringe Meldedefizite infolge fehlender Datensammlung auf landesweiter Ebene(z.B. ABBO-Kartei) anzunehmen sind. Diese, ebenfalls in Abb. 1 enthaltenen Einzelnachweise unterstreichen die relative Seltenheit des Grauspechts insbesondere nördlich der bekannten Vorkommen, belegen aber zugleich, daß mit dem unregelmäßigem Erscheinen praktisch in allen Landesteilen zu rechnen ist.
Alle im Folgenden aufgeführten Daten werden in Anlehnung der bis 1990 gültigen Bezirksgrenzen unter Berücksichtigung der aktuellen Verwaltungsgliederung unterteilt. Sofern eine Charakterisierung des Aufenthaltsortes vorliegt, wird diese kurz wiedergegeben.
Region Cottbus Insgesamt wurden ab 1991 sechs Grauspechtfeststellungen gemeldet, für den Zeitraum von 1984 bis 1990 gingen hingegen keine Daten ein. Die Nachweise erfolgten ausnahmslos in den stärker reliefierten Waldgebieten der westlichen Niederlausitz. In diesem Zusammenhang muß betont werden, daß deren östliche Flanke nahezu auf gesamter Länge(!) infolge devastierter Bergbauflächen und weiträumiger Ackergebiete derzeit nicht für den Grauspecht geeignet ist. Ältere Wälder mit höherem Laubholzanteil finden sich in größerem Umfang erst wieder im Umfeld der Spree -Malxe-Niederung. Neben den erstaunlich gleichmäßigen Distanzen zwischen den Beobachtungsorten fällt besonders das nordwärts gerichtete Vordringen auf. Darüber hinaus tragen die Feststellungen wesentlich zur Verdichtung des Verbreitungsbildes vom Grauspecht in Südbrandenburg bei(Abb. 1). Die von Süd nach Nord aufgeführten Daten im einzelnen: Am 04.05.1992 registrierte R. Kaminski am Hasenteich bei Schwarzbach(OSL ) ein rufendes Männchen. Während für diesen Vogel als Herkunft die nordsächsische Grauspechtpopulation naheliegt(vgl. STEFFENS et al. 1998), muß sie für ein Weibchen, das am 11.09.1991 nördlich Lauchhammer (OSL ) beobachtet wurde(T. Schneider), offen bleiben. Alle weiteren Feststellungen basieren auf Erfassungen von F. Raden, der im Rahmen einer großräumigen Kartierung des Rauhfußkauzes(Aegolius funereus ) in Südwestbrandenburg(quasi per Zufall) einzelne Grauspechte nachwies. Da die Kontrollen in größeren zeitlichen Abständen durchgeführt wurden, ist leider keine Aussage zum Status der Vögel möglich(Ausnahme Rochauer Heide s.u.). Der Beobachtung eines rufenden Männchens vom 16.05.1996 bei Lichterfeld(EE) folgten am 07.05.1998 und 30.04.1999 jeweils ein balzendes Männchen im Ursulagrund bei Babben(EE). Die Feststellungen bei Babben sind von besonderem Interesse und lassen den Verdacht aufkommen, daß es sich hierbei um einen länger anwesenden Grauspecht handelt. Zudem wurde im selben Waldgebiet(etwa 10 km südöstlich) bereits 1953 ein Weibchen registriert(EBERSTEIN 1955). Der Ursulagrund(im Mittel 120 m ü NN) läßt sich als breites, von Birken(Berula spec.) und Stieleichen gesäumtes Bachtal charakterisieren. In dessen Peripherie mischen sich ältere Rotbuchen mit Kiefern(Pinus silvestris ) und im ansteigenden Gelände geht der Wald in einen geschlossenen Kiefernforst über(R. Möckel mündl.). Den bisher nordwestlichsten VorStoß in der Niederlausitz (und womöglich einen ersten Hinweis zur Tangierung des Niederen Flämings?) liefert ein rufendes Männchen vom 14.02.1999 im NSG ARochauer Heide@ bei Altsorgefeld. Allerdings belegen mehrere Negativkontrollen bei gezielter Nachsuche(per Klangattrappe, P. Schonert) keine längere Anwesenheit. Der im Grenzbereich der Kreise TF/LDS liegende Beobachtungsort(ca. 120- 150 M ü NN ) wird von naturnahen Traubeneichen(Quercus petraea )- Kiefernwäldern dominiert(ILLIG 1980). Besonders hervorzuheben sind in dem faunistisch gut untersuchten Areal die Brutansiedlungen von Sperlingskauz(Glaucidium passerinum)(MÖCKEL& ILLIG 1995) und Rauhfußkauz(z.B. SCHMIDT 1987, MÖCKEL& ILLIG 1994). Weitere Meldungen aus der Umgebung von Forst(SPN ), wo bereits in den 70er Jahren Hinweise zu Grauspechtvorkommen vorlagen(D. Ruhle in RUTSCHKE 1983), wurden ohne Angaben mitgeteilt (1991; D. Ruhle) oder beziehen sich auf die polnische Seite der Neißeniederung(1997 und 1998; D. Ruhle).