Heft 
Band 7 Heft 1/2
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OTIS 7(1999); 134-153 145

wohl ausnahmslos auf umherstreifende Vögel zurückzuführen, verdient die folgende Beobachtung aus dem äußersten Norden Brandenburgs besondere Aufmerksamkeit: Am 14.07.1998 wurde westlich des Nehmitzsees/OPR ein(kurz) rufendes Grauspechtweibchen registriert(T. Langgemach). Obgleich hier (infolge des relativ späten Datums?) anschließende Nachsuchen negativ ausgingen(T. Langgemach), soll­ten hier zukünftig unbedingt systematische Erfassungen(per Klangattrappe) durchgeführt werden. Für das ausgedehnte Waldareal im Bereich des Nehmitzsees/Großen Stechlinsees(Gebietsbeschreibung bei SCHEFFLER 1998) ist bereits in den Jahren 1966-1968 die Anwesenheit eines unverpaarten Grauspecht­männchens(jeweils über mehrere Wochen im Frühjahr) dokumentiert worden(FLÖSSNER 1967, D. Flößner in RUTSCHKE 1983). Erneute Beobachtungen in der von alten Rotbuchen­Traubeneichenwäldern charakterisierten Endmoränenlandschaft(SCHEFFLER 1998) ergaben sich schließlich im Rahmen der Brutvogelkartierung 1978-1982(BLOCK et al. 1989, NICOLAI 1993). Be­merkenswerterweise kartierten H.-J. Gerndt und H.-R. Jacobsen auf 4(!) angrenzenden Rasterfeldern Grauspechtreviere(in NICOLAI 1993). Zieht man nun die aktuelle Beobachtung heran, so erscheint die Nachweisreihe, auch unter dem Aspekt der Etablierung eines festen Brutbestandes in Brandenburg , in besonderem Licht und läßt im Stechlinseegebiet durchaus ein isoliertes Grauspechtvorkommen vermuten. Allerdings ist zu beachten, daß angesichts des langen Zeitrahmens während der Brutvogelkartierung(5 Jahre), wie auch fehlender Kenntnis über Umstände und Einzelheiten(z.B. Anzahl der Vögel, Ge­schlecht), der mehrfache Ortswechsel eines unverpaarten Grauspechts nicht ausgeschlossen werden kann. Folglich wäre eine wiederholte Aufnahme in benachbarte MTB möglich.

Ferner sei noch auf einen offensichtlichen Druckfehler bei BLOCK et al.(1989) hingewiesen. Die Auto­ren führen irrtümlicherweise einen D-Nachweis für den Altkreis Luckenwalde auf(Kartierer: B. Nicolai), welcher später in der Kartendarstellung von NICOLAI(1993) keinen Eingang fand. Darüberhinaus wurde im Kartierungszeitram 1978-1982 jeweils ein B- und C-Nachweis für den Altkreis Königs Wusterhausen gemeldet(G. Deckert bzw. H. Schneider in BLOCK et al.. 1989, NICOLAI 1993), wobei letzterer im Grenzbereich zum Altkeis Lübben erfolgte und daher von RUHLE(1988) gleichzeitig für den ehemaligen Bezirk Cottbus aufgenommen worden ist. Beide Feststellungen lassen sich aufgrund fehlender Detail­kenntnisse nicht mehr kommentieren.

5. Phänologie im Jahresverlauf und Geschlechterverhältnis

An dieser Stelle soll das jahreszeitliche Muster der Grauspechtfeststellungen kurz umrissen werden.

Die Grundlage der Auswertung bilden alle datierten brandenburgischen Nachweise aus dem Zeitraum von 1984-1999(n=122). Es wurden neben den Einzelbeobachtungen auch sämtliche Registrierungen von (Brut)paaren und Familienverbänden aufgenommen. Diese Vorgehensweise erschien zweckmäßig, da es im landesweiten Rahmen derzeit nicht möglich ist, in größerem Umfang territoriale Vögel von Grauspech­ten ohne Revierbindung zu trennen. Deshalb wurden alle Feststellungen von zwei, gleichzeitig in einem Gebiet anwesenden Grauspechten, die nicht zweifelsfrei als Paar deklariert werden konnten, auch als zwei Beobachtungen gewertet. Nachweise sicherer Paare und Familien hingegen erscheinen lediglich als eine Recheneinheit im Diagramm.

Leichte Verzerrungen beinhaltet die vergleichsweise intensive Beobachtungsfrequenz zur Balzzeit im Spreewald. Dort sind Feststellungen von März bis Mai überrepräsentiert, während das Gebiet im übrigen Jahresverlauf nur sporadisch(und mit negativem Ergebnis) auf Grauspechtvorkommen kontrolliert wurde. Bezogen auf das Gesamtbild dürfte dieser Umstand jedoch nur einen unwesentlichen Einfluß ausüben. Dasselbe gilt für theoretisch mögliche Doppelerfassungen von Grauspechten ohne Revierbindung. Offenbar besteht hinsichtlich der Rufaktivität und Nachweishäufigkeit ein sehr enger Zusammenhang, denn von den 120 Daten sind für 102 Nachweise(85%) Lautäußerungen angegeben worden. Darüber hinaus wurden vermutlich weitere Grauspechte erst durch ihre Rufe bemerkt, da bei lediglich 9(!) Fest­Stellungen ausdrücklich auf Sichtbeobachtungen hingewiesen worden ist. Daraus läßt sich ableiten, daß der reale Umfang des Auftretens bei rein visuellen Nachweisen- also insbesondere im Winterhalbjahr ­nur bruchstückhaft bekannt ist. Demzufolge erweist sich diese kurze Analyse eher im Sinne einer Darstel­lung der akustischen Aktivität brandenburgischer Grauspechte.