senheit in den Vorjahren kann zwar nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden, doch dürfte sie infolge häufiger Kontrollen bis zum Frühjahr 1996(insbesondere durch S. Weiß) als eher unwahrscheinlich angesehen werden. Zudem deutet die registrierte“Vorlaufphase‘ 1997, die ausschließlich Einzelbeobachtungen ergab(vgl. Kap. 3.1.) ebenfalls auf eine Neugründung hin(vgl. SIEVERS& SÜDBECK 1990). Im Oberspreewald kann ein sichtbarer Einfluß des Grünspechts als limitierender Faktor für die Bestandsgröße des Grauspechts allerdings nicht bestätigt werden(vgl. Kap. 3.2.). Von beiden Arten wurden im engeren Untersuchungsgebiet für die Jahre 1998/99 jeweils drei Reviere kartiert. Möglicherweise erlangt die etwas‘“verstecktere‘“ Lebensweise des Grauspechts, der ja insbesondere die Waldkerne besiedelt, eine gewisse Bedeutung. Zu interspezifischen Überschneidungen der Territorien kommt es lediglich in den Randzonen(=Nahrungsflächen), während die Revierzentren des Grauspechts offensichtlich nicht vom Grünspecht genutzt werden.
Bei detailierteren Untersuchungen am Arealrand des Grauspechtes fehlten gleichfalls Hinweise auf Verdrängungseffekte durch den Grünspecht(z.B. SIEVERS& SÜDBECK 1990, BRANDT& SÜDBECK 1998). Im Gegenteil, am Steinhuder Meer stieg der Bestand beider Arten binnen weniger Jahre steil an (BRANDT& SÜDBECK 1998), was die Autoren auf ein verbessertes Lebensraumangebot zurückführen. In sehr flexiblen Reaktionen der Art auf das Raumangebot, begleitet von der gegenwärtigen Ausbreitung, liegt primär auch der Schlüssel für die, oberflächlich betrachtet, so breitgefächerte Habitatnutzung brandenburgischer Grauspechte. Von größter Bedeutung für erfolgreiche Grauspecht-Ansiedlungen ist neben dem Angebot an strukturreichen alten Laubwäldern vor allem die Nahrungsbasis. Ameisenvorkommen im hügeligen Gelände weisen besonders sonnenexponierte Hänge, Waldränder und Wege auf. Im Spreewald, wie am Steinhuder Meer (BRANDT& SÜDBECK 1998) oder
am Oberrhein(SPITZNAGEL 1993) sind dies in erster Linie Dämme, Wege und Saumstrukturen. Wenn auch aus den meisten Regionen genauere Angaben zu den Lebensraumverhältnissen fehlen, belegen Brutnachweise und wachsende Bestände in den Schwerpunktgebieten, daß sie diese Bedingungen für eine erfolgreiche Besiedlung in sich vereinigen.'
Ferner ergeben sich daraus Artkonstellationen, die den bisher bekannten Rahmen definierter Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands(FLADE 1994) nicht unbedingt entsprechen. So rufen in der Liebenwerdaer Heide Grauspechte neben Rauhfuß- und Sperlingskauz, Ziegenmelker, Wiedehopf und Schwarzkehlchen(U. Albrecht, mündl.). Dagegen teilt der Grauspecht im Spreewald sein Brutgebiet mit Schwarzstorch, Kranich , Bekassine, Sprosser und Schlagschwirl. Sollte sich die nördlich gerichtete Ausbreitung fortsetzen, überrascht uns der Grauspecht vielleicht bald als Brutnachbar von Gänsesäger, Schreiadler oder Zwergschnäpper.
7. Schlußbemerkungen
Der Grauspecht zählt gegenwärtig zu den seltensten Brutvögeln Brandenburgs (DÜRR et al. 1997), weshalb in den meisten Regionen jede Feststellung Beachtung findet. Gleichwohl verwundert das gebietsweise eher geringe Interesse an diesem weniger spektakulären Waldbewohner. Das ist umso bedauerlicher, könnte doch Brandenburg aufgrund seiner räumlichen Lage im Arealgrenzbereich einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation dieses länderübergreifenden, tiergeographischen Phänomens liefern. Daher erfährt die möglichst lückenlose Bestandserfassung eine große biologische Relevanz, nicht zuletzt um den räumlichzeitlichen Verlauf der Ausbreitung in seinen Einzelheiten nachvollziehbar darzustellen und ferner die aufgeworfenen Fragestellungen gemäß ihrer Komplexität einer großräumigen Lösung zu unterziehen. Aus dieser Betrachtungsweise heraus erscheint es geboten, kurz einige wesentliche Eckpunkte darzulegen, die als Orientierung für zukünftige Untersuchungen am Grauspecht zu verstehen sind.
Zunächst sollte grundsätzlich jede, auf den ersten Blick auch unbedeutend erscheinende Beobachtung unbedingt der ABBO bzw.dem LUA(Vogelschutzwarte) für die Archivierung zugeleitet werden; auch ältere, in dieser Arbeit nicht erwähnte Feststellungen sollten nachgemeldet werden. Von größter Relevanz sind umfangreiche Bestandserhebungen in den bisher nur lückenhaft kontrollierten Schwerpunktregionen(vgl. Kap.4) und auch in den potentiellen Vorkommensgebieten(z.B. Stechlinsee, Schorf heide). Desweiteren sollten die Kartierungen immer von Erfassungen des Grünspechtes und der Dokumentation der Lebensräume beider Arten begleitet werden. Unter Zuhilfenahme einer Klang