Heft 
Band 7 Heft 1/2
Seite
161
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OTIS 7(1999); 161-167 161

Zwergammer(Emberiza pusilla) am Rietzer See- ein Irrgast?

ANDRE KABUS

Zusammenfassung

Der Fang einer Zwergammer im April 1999 am Rietzer See/PM stellt den ersten sicher belegten Nachweis der Art für Brandenburg dar. Dieser Tatbestand wird unter räumlichen und zeitlichen Gesichtspunkten einer Wertung unterzogen. Als binnenländischer Frühjahrsnachweis wirft er erneut Fragen nach einem veränderten Wanderungsverhalten auf, die unter den Aspekten der Bestandsausbreitung in Skandinavien sowie der Zunahme von Zugzeitbeobachtungen(vor allem in Westeuropa ) betrachtet werden. Im Rahmen dieser Überlegungen wird der aktuelle Fang als nicht zufälliger, sondern zugbedingter Heimzugsnachweis interpretiert und der Gedanke eines Schleifenzuges diskutiert.

1. Einleitung

Am 24. April 1999 fing der Verfasser Kleinvögel am Nordostufer des Rietzer Sees bei Brandenburg , Landkrs. Potsdam-Mittelmark . Anlaß war eine Gemeinschaftsberingungsaktion im Rahmen des bundes­weiten, Bartmeisen-Beringungsprogramms. Dabei ging gegen 16.30 Uhr eine Zwergammer(Emberiza Pusilla) ins Netz. Der für unsere Region überraschende Nachweis wirft die Frage auf: zufälliger typischer Irrgast oder äußerst seltener Durchzügler?

Danksagung: Für die Bereitstellung mir nicht verfügbarer Literatur danke.ich herzlich den Herren A. Bräunlich, H. Haupt, S. Müller, T. Noah, M. Putze, K. Steiof und Dr. D. Robel. Herr Dr. Köppen übersandte mir freundlicherweise die Datensätze der Zwergammerberingungen aus dem Archiv der Vogelwarte Hiddensee und gab hierzu Informatio­nen. Weitere Auskünfte zu Nachweisen der Zwergammer erteilten dankenswerterweise die Herren A. Hoene, D. Heyder, R. Gnielka, S. Müller und Dr. R. Steffens. Herr D. Heyder sandte mir eine Kopie eines Videobeleges für seinen Fangnachweis. Zu Dank verpflichtet bin ich weiterhin Herrn H.-J. Knußmann(Wetterservice Frankfurt/O .) für die Überlassung von Informationen zum Wettergeschehen und einer Wetterkarte vom Fangtag. Für die Durch­Sicht des Manuskriptes danke ich den Herren H. Haupt sowie H. Wawrzyniak, der auch mehrere Belegfotos zur Ver­fügung stellte.

2. Beschreibung

2.1. Äußere Merkmale

Das Japannetz stand im Übergangsbereich der Schilfflächen zum ufersäumenden Weiden- und Erlenge­hölz. Bei der Entnahme des Vogels fielen sofort seine Zierlichkeit, der hänflingsartige Habitus, die mar­Kant-kontrastreiche Kopfzeichnung, der leuchtend-helle Augenring sowie die fleischfarbenen Beine auf. Die Bestimmung des Vogels erfolgte gemeinsam mit Herrn H. WAWRZYNIAK, dem Beringer am Nach­barfangplatz. Mittels der vor Ort verfügbaren Bestimmungsliteratur(SVENSSON 1984, HARRIS et al. 1991) bestätigte sich die Vermutung, daß es sich nur um eine Zwergammer handeln kann. Folgende cha­Takteristischen Merkmale wurden unter Verwendung desMeldebogens für seltene Fänglinge (VOGELWARTE HIDDENSEE 1996) erkannt und notiert(s.a. Abb. 1- 4):

7 Schlanker spitzer Schnabel mit schwach konkavem Oberschnabelfirst, Länge ab Stirnbefiederung 9,5 mm, Oberschnabel dunkelgrau, Unterschnabel hell hornfarben und zur Spitze hin dunkler werdend Öhrdecken fast einheitlich kastanienbraun, am Hinterrand vor der schwarzen Ohrdeckeneinfassung etwas rötlicher werdend und mit deutlich hellem cremefarbenen Fleck, Zügel einfarbig rotbraun