OTIS 7(1999); 161-167 163
Ohrdeckenumrahmung schwarz und wangenseitig bis knapp unter das Auge reichend, dann übergehend in creme-weißlichen Wangenstreif bis zum Schnabel, kein dunkler Bartstreif, Kinn hellbräunlich und Kehle weißlich
auffälliger cremeweißer geschlossener Augenring
schmaler rötlichbrauner Scheitelstreif, der beidseitig durch scharf kontrastierende breitere schwarze Scheitelseitenstreifen eingefaßt ist
zwei creme-beige Flügelbinden(große und mittlere Armdecken mit hellen Säumen), kleine Armdecken grau- bis olivbraun
Unterseite weißlich mit unverwaschenen, sich scharf absetzenden sehr schmalen schwarzbraunen Längsstrichelungen auf Vorderbrust und Flanken
Beine rosa fleischfarben, Tarsuslänge 17,0 mm.
Neben den bereits genannten Maßen wurden folgende biometrische Daten festgehalten: Flügellänge 73,0 mm, Teilfederlänge 56,5 mm 3. Handschwinge(HS)= längste HS, danach 4. HS, dann 2. HS= 5.HS, Einkerbung der Außenfahne der 6. HS= 8,0 mm Gewicht 15,0 g, mit Depotfetteinlagerungen an Abdomen und Furculargrube(Fettklasse 3 nach KAISER 1993).
2.2. Verhalten
Bei der Entnahme des gefangenen Vogels aus der Netztasche bzw. dem Transportbeutel sowie bei seiner Freilassung konnten prägnante Lautäußerungen vernommen werden. Sie waren einsilbig-kurz, zart, aber scharf und sind mit“tsick“ umschreibbar.
Interessant gestaltete sich das Abflugverhalten bei der Freilassung: Die Zwergammer startete nicht aufwärtsstrebend und in Richtung Schilf, sondern entwich in entgegengesetzte Richtung in Manier einer Heckenbraunelle. Blitzschnell suchte sie in Bodennähe Deckung und verschwand im Unterholz der nächststehenden Holunderbüsche. Trotz Nachsuche konnte sie dort nicht mehr gesehen werden.
3. Bestimmung
Die detailliert beschriebenen Merkmale und das arttypische Verhalten weisen den Kleinvogel zweifelsfrei als Zwergammer aus. Er wurde als adultes Männchen im Brutkleid angesprochen und mit dem Ring Hiddensee ZA 47313 markiert. Eine sehr starke Abnutzung von Steuerfedern, Hand- und Armschwingen deutet auf ein vorjähriges Exemplar hin.
Die nachträglich eingesehene spezielle Fachliteratur am Tag des Fangs, GLUTZ v. BLOTZHEIM& BAUER(1997), später SVENSSON(1975, 1992), KÖNIGSTEDT& ROBEL(1985, 1987) sowie KÖNIGSTEDT& MÜLLER(1988), bestätigte die Artdiagnose in allen Einzelheiten. Das bereits bei SVENSSON(1975) durch Abbildung sehr anschaulich gezeigte Merkmal der Lage der Verengungsstellen in den Handschwingen-Außenfahnen konnte im Nachhinein anhand der gemachten Fotos als für eine Zwergammer zutreffend erkannt werden.
Meteorologische Situation am Fangtag: Das Wettergeschehen wurde durch ein Tiefdruckgebiet aus Nordfrankreich bestimmt. Es brachte milde Luftmassen nach Mitteleuropa ; über Frankreich wehte
Westwind Stärke 3 bis 4; der Luftdruck war gefallen B eine klassische°HeimzugswetterlageA (BERTHOLD 1990)! Nachdem es an den Vortagen deutlich kühler war, erreichten die Tagestemperaturen bei sonnig-wechselhaftem Wetter 20°C. Der Wind wehte mäßig aus Südwest. Zum Fangzeitpunkt ging ein zweistündiger Starkregen wenige hundert Meter vom Fangplatz entfernt(auf der gegenüberliegenden Seite des Rietzer Sees) nieder.
Fragen: Ist es denkbar, daß die Ammer den Sog wärmerer Luftmassen und den leichten Rückenwind zum Heimzug aus einem zu vermutenden südwesteuropäischen Überwinterungsgebiet nutzte?