Heft 
Band 7 Heft 1/2
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168 HAUPT, H.& M.: Ein Tordalk(Alca torda ) bei Frankfurt/Oder Ein Tordalk(Alca torda ) bei Frankfurt/Oder

HARTMUT& MARLIES HAUPT

Beobachtungsumstände

Am 1. November 1997 besuchten wir den Helenesee bei Frankfurt/Oder in der Hoffnung, vielleicht einen der im November auf diesem Grubensee regelmäßig rastenden Pracht-(Gavia arctica) oder Sterntaucher (Gavia stellata) beobachten zu können. Bereits von unserem ersten Beobachtungspunkt am Westufer be­merkten wir beim Absuchen der Seefläche mit dem Spektiv, weit entfernt in Richtung gegenüberliegendes Ufer auch prompt einen kleinen Trupp von drei Prachttauchern, denen in kurzem Abstand ein kleinerer Vogel folgte, bei dem es sich für uns völlig überraschend um einen Alkenvogel handelte. Auf Grund der großen Beobachtungsentfernung von über einem Kilometer war zunächst eine genaue Artdiagnose nicht möglich und, wir vermuteten zunächst eine Trottellumme(Uria aalge ).

Durch eine lange Tauchstrecke der Prachttaucher riß die Verbindung des Alkenvogels zu diesen ab,

und sichtlich erregt darüber flog er daraufhin von der Seefläche auf. Etwas beunruhigt, daß der Vogel nicht sicher bestimmt abziehen könnte, verfolgten wir seine Flugstrecke. Nach einem großen Bogen

um den gesamten See kam er dann jedoch in nur 50 Meter Entfernung an uns vorbeigeflogen und war

nun sicher als Tordalk zu bestimmen. Schließlich landete er wieder bei den Prachttauchern, die inzwi­schen der Gefiederpflege nachgingen und teilweise auch ruhten. Wir verkürzten nun unsere Beobachtungsentfernung auf 100-200 Meter und beobachteten den Tordalk noch längere Zeit, wie er in Gesellschaft der Prachttaucher, zeitweise auch sein Gefieder pflegte oder einfach nur auf dem Wasser ruhend und sich oft umsehend dahintrieb.

An den folgenden Tagen hatten auch weitere von uns verständigte Beobachter die Möglichkeit sich diesen sehr seltenen binnenländischen Gast anzusehen. Von S. Weiß(Alt Zauche) und T. Noah(Schlepzig ) konn­ten am Folgetag auch mehrere Belegfotos angefertigt werden und bis zum 8. November ließ sich die An­wesenheit des Tordalkes noch mehrfach bestätigen. Der körperliche Zustand des Vogels hinterließ einen gesunden und keinenfalls geschwächten Eindruck. Er tauchte oft langanhaltend nach Nahrung, pflegte sein Gefieder oder ruhte in der Seemitte. Als während der Beobachtung am 8. November der Wind etwas auflebte, flügelte er oft und wirkte recht unruhig. Ab dem 9. November war er dann nicht mehr feststellbar und hatte das Gebiet somit wieder verlassen.

Der Beobachtung voraus ging eine Wetterlage mit länger anhaltendem Nebel im Ostseeraum und auch in Brandenburg . Die Umstände lassen vermuten, daß der Tordalk sich einem regulär nach Süd ziehenden Trupp Prachttaucher angeschlossen hatte und durch die schlechten Sichtverhältnisse mit diesen von der Ostsee ins Binnenland geflogen war. Nach mehrtägiger Rast und guter körperlicher Verfassung des Vo­gels ist eine Rückwanderung durchaus wahrscheinlich.

Kurzbeschreibung anhand angefertigter Notizen

Der Vogel ist etwa so groß wie eine Reiherente(Aythya fuligula), jedoch ist der Körper länglicher, der Kopf sehr dick und der Hals so kurz und dick, daß er mit dem Kopf verschmilzt. Sein schwarzer Schnabel ist hoch und klobig mit extrem stumpfer, wie abgeschnitten wirkender Spitze. Das Fehlen einer weißen Querbinde auf dem Schnabel kennzeichnet ihn als Jungvogel. Die gesamte Unterseite(Kinn, Vorderhals, Brust, Bauch, Flanke, Unterschwanzdecken) ist rein weiß und nur an den Brustseiten befindet sich eine schwärzliche Zunge die wie ein Brustseitenfleck aussieht. Oberseits(Scheitel, Hinterkopf und-hals, Man­tel, Flügel, Schwanz) ist das Gefieder schwarz und nur an den Kopfseiten befindet sich hinter dem Auge eine weißliche Ausbuchtung, die in Richtung Scheitel verläuft. Auf den Flügeln wird eine schmale weiße Flügelbinde durch den weißen Endsaum der Armschwingen gebildet. Im Flug wird sichtbar, daß die Flü­gel recht schmal, länglich und an der Spitze abgerundet sowie die Unterflügeldecken weiß sind, die Bürzel seiten ein deutliches weißes Feld aufweisen und die Beine den zugespitzten Schwanz nicht überragen.

Beim ruhigen Schwimmen wird der recht lange zugespitzte Schwanz oft schräg aufgerichtet gehalten.