Heft 
Band 7 Heft 1/2
Seite
175
Einzelbild herunterladen

OTIS 7(1999); 175-177 175

Ein Pazifischer Goldregenpfeifer(Pluvialis fulva) im Spätsommer 1997 in der Ziltendorfer Niederung

ULRICH TAMMLER

Wie bereits von HAUPT& NOAH(1998) geschildert, wirkten die infolge des Oderhochwassers sowie eines Deichbruchs im Bereich der Ziltendorfer Niederung im Spätsommer 1997 entstandenen Feuchtflä­chen auf große Vogelmengen, vor allem Limikolen, sehr anziehend. Natürliche Feuchtflächen, wie sie hier und an anderen Stellen des Oderunterlaufs(z.B. im Nationalpark Unteres Odertal) kurzfristig entstanden waren, existieren in diesem Umfang in Brandenburg nicht mehr. Dieses Ereignis führte daher einerseits zu für das Binnenland vergleichsweise hohen Dichten bei Wasservögeln und Limikolen sowie andererseits zum Auftreten außergewöhnlich vieler in Mitteleuropa selten zu beobachtender Arten.

Begleitumstände der Entdeckung

Und so machte auch ich mich wiederholt in dieses mir vorher unbekannte Gebiet auf- z.B. am 31.08.1997 angelockt von aufregenden(und aufgeregten) Meldungen, die u.a. Steppenkiebitz und Rosenstar betrafen. An einem für Limikolen zu diesem Zeitpunkt attraktiven, flach überfluteten ehemaligen Rübenacker mit zahlreichen Schlammbänken traf ich mit F. Sieste zusammen und zählte die anwesenden Vögel. Ein zu­nächst nur flüchtig registrierter großer Regenpfeifer schien bei genauerer Betrachtung in Gestalt, Größe und Färbung nicht vollständig in das bekannte Muster von Gold- und Kiebitzregenpfeifer zu passen. Zu­nächst etwas ratlos, wurde dann gemeinsam mit den inzwischen hinzugekommenen A. Bräunlich, Dr. K. Witt u.a. der Vogel eingehend studiert, die Merkmale notiert sowie eine Feldskizze durch A. Bräunlich angefertigt.

Durch Hinzuziehung von JONSSON(1992) konnte die Bestimmung als Pazifischer Goldregenpfeifer (PGRP) im beginnenden Übergangskleid erfolgen. Zum selben Zeitpunkt waren H. Haupt u.a. mit dem erbaulichen Studiums des erwähnten Steppenkiebitzes ungefähr 200m(!) entfernt beschäftigt, verließen die Stelle jedoch fluchtartig bei Übermittlung der Neuigkeit. Kurze Zeit später erschien M. Kühn, um über die Wiederentdeckung des ebenfalls schon erwähnten Rosenstars zu informieren(ca. 300m entfernt!). Vorübergehende Abwesenheit des PGRP führte zunächst zu einem langen Beobachtergesicht. Während sich der Rosenstar den in diese Richtung weiterbewegenden Beobachtern nicht mehr zeigte, erschien der PGRP bald darauf wieder und konnte nun auch von M. Kühn und D. Stripp genossen werden. Insgesamt waren an diesem Tag rund 15 Beobachter. Neben diesen Höhepunkten des Tages wurden gleichfalls an­wesende Seiden- und Silberreiher, Schwarzkopfmöwe, Weißflügelseeschwalben und die ungewöhnlichen Anzahlen von mehr küstentypischen Limikolenarten eher nebenbei registriert.

Bestimmung, Merkmalsbeschreibung und Diskussion 7 Auch dem späteren Literaturstudium hielt die Bestimmung stand. Die intensive Beschäftigung mit der Art wurde durch von W. Mädlow beobachtete Details noch einmal verstärkt. Bis mindestens zum 17.09. konn­te der Vogel von den Erstbeobachtern sowie vielen weiteren Beobachtern täglich in einem eng begrenzten Gebiet(ca. 200m x 200m) im Bereich der Entdeckung beobachtet werden. Folgende Merkmale führten zur Bestimmung:

Gestalt und Größe:;|

Ein großer Regenpfeifer, deutlich kleiner als Kiebitz und auch im direkten Vergleich zu einem Goldre­8enpfeifer(ca. 50m entfernt auf gleicher Höhe) auffallend kleiner. Insbesondere im Vergleich mit dem Goldregenpfeifer wirkte er schlanker und nicht so"rundlich". Auffallend waren vor allem die Hochbei­Nigkeit(insbesondere längerer Unterschenkel als Goldregenpfeifer), die nach hinten spitzer auslaufende Gestalt sowie der ver gleichsweise lange Schnabel(vielleicht 3/4 mal kopflang, beim Goldregenpfeifer Vielleicht knapp 1/4 mal kopflang). Die Stirn war flacher als die recht steile Stirn des Goldregenpfeifers.