176 Ein Pazifischer Goldregenpfeifer(Pluvialis fulva) im Spätsommer 1997 in der Ziltendorfer Niederung
Genaue Beobachtung ergab, daß die Flügel im Stehen deutlich über den Schwanz hinausragten, die Schirmfedern bis fast an die Schwanzspitze reichten und die Handschwingenprojektion etwa 30-40% betrug. Bei sehr guten Beobachtungsbedingungen am 6. September(unter 40m Distanz zum Vogel und Verwendung von 50-facher Vergrößerung) waren drei Handschwingenspitzen sichtbar. Bereits im Verlauf der ersten Beobachtungswoche fand im Bereich der Schirmfedern auf einer Seite eine Veränderung(Mauser, Abnutzung?) statt, die sich durch das Ausfallen(?) der längsten Schirmfeder auf einer Seite bemerkbar machte. Dadurch entstand ein anderer Eindruck der Handschwingenprojektion, der zuerst W. Mädlow auffiel und später auf Fotos erkennbar war(nur 2 statt 3 Schirmfedern) und deutlich vom Erscheinungsbild des ersten Beobachtungstages abwich. Im Flug konnte mehrfach deutlich das Hinausragen der Zehen über die Schwanzspitze erkannt werden. Die Flügel wirkten dabei relativ spitz.
* Färbung:
Die Oberseite war schwarz und hell beigebraun gemustert. Sie wirkte dunkler, brauner und nicht so"goldig" wie beim Goldregenpfeifer. Die Armdecken wirkten durch einen etwas höheren Schwarzanteil ein kleines bißchen dunkler als der Rücken und die Schulterfedern. In den Armdecken schienen die hellen Federanteile eher weiß als beigebräunlich. Die helleren Federpartien schienen im Zeitablauf kleiner zu werden, so daß der Vogel oberseits dunkler wurde(fortschreitende Mauser oder Abnutzung). Die Handschwingen waren schwarz. Der Nacken war feiner gemustert, die Kopfplatte wirkte dunkler und schwarzbraun gestrichelt(im Vergleich zu Goldregenpfeifer ). Die Stirn war breit schmutzig weißlich-gelblich; diese Färbung reichte bis zum Schnabelansatz und ging in den sehr auffallenden weißen Überaugenstreif über. Dieser weiße Streifen läuft weiter um die Ohrdecken und erreicht seine größte Breite an den Halsseiten. Gesicht, Kehle und Halsmitte waren von sehr dunkler unsauber bräunlich-schwarzer Färbung, die nach und nach heller wurde. Der Bauch war bis weit nach hinten reichend schwarz gefärbt. Einige weiße Federn, deren Zahl im Verlauf der Anwesenheit des Vogels fast täglich zunahm, verdeutlichten ebenfalls die möglicherweise beginnende Umförbung des Vogels. Die Flanken hatten eine weiße Grundfärbung in Fortsetzung der weißen Halsseiten, die allerdings mit groben, breiten schwarzen Bändern gemustert war. Diese Musterung verdeckte in bestimmter Stellung manchmal die Weißfärbung und erinnerte dannn an Kiebitzregenpfeifer. Aufgrund dieser Tatsache wurde vermutet, daß es sich bei dem Vogel um ein Männchen handelte. Die Unterschwanzdecken zeigten ebenfalls eine weiße Grundfärbung, der Anteil schwarzer Federn nahm vom Übergang zum Bauch in Richtung der Spitze der Unterschwanzdecken ab. Die äußerste Spitze war rein weiß. Im Flug fielen die grauen Unterflügel auf, die Achseln und Unterarmdecken wirkten etwas dunkler als die Unterhanddecken(beim Goldregenpfeifer umgekehrt). Der Schnabel war matt schwarz gefärbt, die Beine schwärzlich-dunkelgrau.
Aufgrund der beginnenden Umfärbung des Vogels und der offensichtlich vorliegenden Variabilität insbesondere der Färbung der Unterseite bei den kleinen Goldregenpfeifern(siehe u.a. JONSSON 1992, wonach auch PGRP fast ganz schwarze Flanken und Unterschwanzdecken haben können) waren bei der Bestimmung in erster Linie strukturelle Merkmale ausschlaggebend. Durch Gestalt und Größe konnte eine klare Abgrenzung zu Gold- und Kiebitzregenpfeifer vorgenommen werden, wobei der Kiebitzregenpfeifer deutlich und der Goldregenpfeifer in vielen feinen Einzelheiten auch farblich abweichen. Als eindeutiges Merkmal zur Abgrenzung gegenüber dem Amerikanischen Goldregenpfeifer wird in der Literatur der Zehenüberstand im Flug genannt. Auch die Flügelverhältnisse und die Anzahl der sichtbaren Handschwingenspitzen im Stand liefern deutliche Hinweise, wobei die relativ große Handschwingenprojektion möglicherweise eine Folge der Abnutzung der Schirmfedern darstellt und das spätere Erscheinungsbild möglicherweise auf das Ausfallen der längsten Schirmfeder zurückzuführen ist. Die Färbung
erscheint dagegen weniger eindeutig, unterstützt aber im wesentlichen die Bestimmung, insbesondere der hohe Weißanteil der Flanken sowie der Stirn.
Der Vogel bevorzugte im Gegensatz zu Goldregenpfeifern ebenso wie die Kiebitzregenpfeifer eher die feuchteren Stellen des Gebietes. Die Beobachtung ging einher mit tagelangen Winden aus östlichen Richtungen.
Die Beobachtung stellt den ersten Nachweis der Art für Brandenburg und den 13. Nachweis für Deutsch land dar. Sie wurde von der Deutschen Seltenheitenkommission anerkannt(BUNDES-DEUTSCHER SELTENHEITENAUSSCHUSS 1997).