OTIS 7(1999); 183-184 183
Zweitbrut beim Drosselrohrsänger(Acrocephalus arundinaceus) im Spreewald
THOMAS NOAH
Drosselrohrsänger benötigen für eine Brutperiode(Nestbaubeginn bis zum Ausfliegen der Jungvögel) durchschnittlich 36 Tage(errechnet nach Mittelwerten bei LEISLER in GLUTZ v. BLOTZHEIM& BAUER 1991). FISCHER(1993b) teilt für die gesamte Brutsaison(erste Eiablage bis Ausflug des
letzten Jungvogels) 1991 am Müggelsee einen Zeitrahmen von 72 Tagen(anhand der dort aufgeführten Daten jedoch 77 Tage, korrigiert vom Verf.) mit. Schon daraus läßt sich ableiten, daß ein Drosselrohrsängerpaar bei Ausnutzung des Zeitbudgets und unter günstigen Umweltbedingungen(z.B. Witterung, Nahrung, fehlende Prädation) durchaus in der Lage ist, mit zwei erfolgreichen Bruten in einem Jahr zu reagieren. Allerdings betont LEISLER(in GLUTZ v. BLOTZHEIM& BAUER 1991), daß Zweitbruten in Mit teleuropa nicht häufig sind, was zu einem geringen Teil auch auf der relativ schwierigen Nachweisführung beruhen könnte.
Im für Brandenburg relevanten Schrifttum(z.B. RUTSCHKE 1987; FISCHER 1991, 1993a, 1993b, 1994, DITTBERNER 1996: KAATZ 1997) werden Zweitbruten beim Drosselrohrsänger nicht erwähnt. Daher Soll hier der Verlauf einer dokumentierten Zweitbrut aus dem Jahr 1999 kurz geschildert werden.
Im Rahmen einer bereits seit mehreren Jahren laufenden Untersuchung zur Bestandsentwicklung des Drosselrohrsängers an den Schlepziger Teichen(Lkrs. Dahme-Spreewald ) wurde 1999 damit begonnen, sämtliche Neststandorte zu lokalisieren, um u.a. die Jungvögel zu beringen. Es wurden 35 Männchenreviere festgestellt, in denen sich 38-39 Weibchen aufhielten. Aus Zeitgründen beschränkte sich die Markierung auf nichtflügge Jungvögel. Adulte Drosselrohrsänger wurden nur dann gezielt gefangen, wenn sich durch Beobachtungen herausstellte, daß sie Ringe trugen. Bei einer solchen Fangaktion, die dem beringten Männchen des betreffenden Brutpaares galt, wurde auch das dazugehörende Weibchen gefangen und markiert,
Nachfolgend die Chronologie der Bruten(in Klammern ist der nach 0.g. Quellen errechnete Lege
beginn aufgeführt):
Nest I:(Legebeginn ca. 15.05.1999) 10.06. 5 juv.( ca. 7-8 tägig) beringt OA 71983- 87 12.06. Weibchen beringt OA 71993
Nest 2:(Legebeginn ca. 04.07.1999) 13.07. 4 Eier; ca. 10 m von Nest 1 entfernt 24.07. 3 pull.( 2-3 tägig); 1 Ei 31.07. 3 juv.(ca. 10 tägig) beringt OA 83455- 57; 1 unbefr. Ei Weibchen kontrolliert OA 71993
Das am rechten Tarsus beringte Männchen des Paares ließ sich trotz mehrerer Versuche nicht habhaft werden, doch wurde es an beiden Nestern(auch bei Fütterungen) regelmäßig beobachtet. Zudem war dieser Vogel mit einem zweiten Weibchen liiert, in dessen ca. 70 m von Nest 1 entfernten Nest am 26.06. Vier ca. 6-8 tägige Jungvögel beringt wurden. Eine Beteiligung fremder Männchen an den Bruten| kann aufgrund der räumlichen Strukturen nahezu ausgeschlossen werden, zumal das benachbarte Revier eines unberingten und monogam verpaarten Männchens etwa 150 m entfernt angesiedelt war. Nach WÜST(1986) zit. in GLUTZ v. BLOTZHEIM& BAUER(1991) umfaßt der Zeitraum zwischen dem Legebeginn von Erst- und Zweitbrut 43-50 Tage. Mit etwa 50 Tagen Abstand zwischen den Legebeginnen fügt sich der hier beschriebene Brutverlauf gut ein. LEISLER(in GLUTZ v. BLOTZHEIM& BAUER 1991) ermittelte eine durchschnittliche Spanne von 13 Tagen für das Verlassen der Jungvögel des ersien Nestes und dem Eiablage beginn der Zweitbrut. Bei der Schlepziger Zweitbrut betrug die Differenz nach Zurückdatierung etwa 18 Tage.