Heft 
Band 7 Heft 1/2
Seite
193
Einzelbild herunterladen

OTIS 7(1999); 192-193 193

der Naturschutzstationen in Buckow für den Großtrappenschutz und der Naturschutzstation in Parey

für die Betreuung des Ramsar -Gebietes. Auch nach der Wende widmete er sich dem Schutz bedeutender Lebensräume in Brandenburg , insbesondere des Naturparks Westhavelland und der Döberitzer Heide. Erich Rutschke hat die Ornithologie in Brandenburg neu belebt und nachhaltig beeinflußt und die Ornitho­logen mit seinem Engagement motiviert. Die von ihm mit initiierte"Interessengemeinschaft Avifaunistik der drei brandenburgischen Bezirke und Berlins " erarbeitete als Gemeinschaftswerk unter seiner Leitung "Die Vogelwelt Brandenburgs". Sie erschien 1983 als Band 2 der Avifauna der DDR ; schon 1987 folgte die zweite Auflage. Vorangegangen war in jahrelanger Zusammenarbeit mit zahlreichen Ornithologen Brandenburgs und Berlins die Sammlung und Aufbereitung des umfangreichen avifaunistischen Datenma­terials. In Form der"Grünbücher" wurden zunächst die Artbearbeitungen den Mitgliedern der Interessen­gemeinschaft für Korrekturen und Ergänzungen zugänglich gemacht. Diese Form der Gemeinschaftsarbeit hat sich trotz ihres hohen Aufwandes bewährt und wird heute von der ABBO weitergeführt.

Bekanntlich galt das besondere wissenschaftliche Interesse Rutschkes den Wildgänsen. Sie waren ihm über Jahrzehnte, in denen er sich mit ihrer Verbreitung, ihrer Populationsentwicklung und ihrem Verhalten beschäftigte, ans Herz gewachsen. Ihrem Studium widmete er viel Zeit und Mühe und hat, mitunter in kontroverser Position zu anderen Ornithologen, das Wissen über diese Vogelgruppe um neue Erkenntnisse bereichert. Als die Gänse mehr und mehr zu"Problemvögeln" wurden, scheute er sich nicht, auch"heiße Eisen" wie die Schäden durch Wasservögel in Landwirtschaft und Fischerei anzupacken, was ihm nicht nur Freunde einbrachte. Es lag in seinem Verständnis der Beziehungen des Menschen zur Natur, daß er dies nie ohne konstruktive Lösungsvorschläge getan hat. Davon zeugte z.B. seine Mitwirkung an der Ges­taltung des Gänsemanagements in Brandenburg . In diesem Sinne wandte er sich auch anderen"Problem­vögeln" wie den Schwänen und dem Kormoran zu.

Es ist kaum möglich, das Wirken Erich Rutschkes in der Öffentlichkeit umfassend zu würdigen. Neben Beiträgen in Presse, Funk und Fernsehen waren dies die zahlreichen öffentlichen Vorträge in Potsdam und anderenorts im Lande. Auch hier hatten außer der Wissensvermittlung über Biologie, Ökologie und Ver­halten der Vögel auch die Aspekte der sinnvollen Nutzung von Naturressourcen und des fachlich fundier­ten Arten- und Lebensraumschutzes ihren festen Platz. Wohl niemals fehlten emotionale Komponenten, mit denen er ein breites Publikum zu begeistern vermochte. Für sein Wirken in der URANIA erhielt

er 1994 den Wilhelm-Förster -Preis dieser Gesellschaft. Seiner Feder entstammen neben den weit über 300 Publikationen in Zeitschriften auch die bekannten Bücher über Wildgänse, Wildenten und Wildschwäne Europas , ferner"Adler im Aufwind" und"Der Kormoran ". In mehreren anderen Buchpublikationen war er Mitautor.

Der Tod hat dem unermüdlichen Schaffen Erich Rutschkes und seinen vielen Plänen für weitere Vorhaben ein jähes Ende gesetzt und uns eines fachkundigen, dem Leben verbundenen Wissenschaftlers beraubt, der stets den Gedanken eines ökologisch begründeten Naturschutzes förderte. Allen, die ihn kannten, wird er darüberhinaus als begabter Redner, geschickter Organisator und humorvoller Gesprächspartner in Erinne­rung bleiben.

Johannes Naacke, im Dezember 1999