Heft 
Band 8
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paarte Vögel im Gesamtergebnis nicht berücksichtigt. Hingegen fließen heute üblicherweise alle revier­anzeigenden Individuen in Kartierungen ein. Es muss zudem bezweifelt werden, dass es SCHIERMANN gelang, alle Nester zu finden, und den realen Status sämtlicher auf den Probeflächen vorkommenden Vögel ohne individuelle Markierung mit Sicherheit zu definieren.

Welche Konsequenzen ergeben sich nun aus dieser nach heutigen Maßstäben fehlerhaften und nur wenig vergleichbaren Arbeitsweise? Zweifellos haben Bunt- und Mittelspecht, aber wohl auch Grün- und Schwarzspecht in ihrem Bestand zugenommen, weil in den 1920er Jahren die niederwaldartigen Forst­flächen wesentlich weniger Alt- und Totholz aufwiesen. Beim Kleinspecht dürfte es aus diesem Grund zu einer Abnahme gekommen sein. Detailliertere Aussagen ohne Berücksichtigung der Lebensraumverän­derungen und Erfassungsmethoden wären nicht von vagen Vermutungen zu trennen.

Schließlich reagieren nicht nur Vogelbestände mit einer, häufig erst in Ansätzen bekannten Dynamik auf veränderte Umweltbedingungen. Auch die Avifaunistik unterliegt mit dem Bestreben nach modifizierten Erfassungsformen einer steten Entwicklung. Dafür liefert diese Arbeit ein wiederholtes Beispiel und zeigt erneut, dass mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen gewonnene Ergebnisse nur mit gebührender Vorsicht vergleichbar sind.

Zusammenfassung

Im 18,3 km großen inneren Unterspreewald, dessen Waldfläche(13,3 km?) aus überwiegend sehr natur­nahen, feuchten Laubwaldgesellschaften besteht, wurden 1997 und 1998 die Vorkommen der echten Spechtarten kartiert. Dabei kamen Klangattrappen zum Einsatz. Neben der möglichst realistischen Bestandsaufnahme stand eine Analyse der besiedelten Waldgesellschaften im Vordergrund der Unter­suchung. Präferenzen für die verschiedenen Waldtypen wurden auf der Basis einer genauen Waldtypen­kartierung in Verbindung mit der Nutzung eines geographischen Informationssystems ermittelt. Bemer­kenswert ist u.a. das Vorkommen des Mittelspechts in Erlenwäldern, weil derartige Habitate bislang nicht beschrieben wurden. Bereits von 1923-29 wurden in sehr aufwendigen Untersuchungen die Bestands­größen der Spechte im selben Waldgebiet erhoben(SCHIERMANN 1930). So bot sich die Möglichkeit, beide Erfassungen miteinander zu vergleichen. Es liegt die Vermutung nahe, dass mit Ausnahme des Kleinspechts alle Spechtarten langfristig(z.T. sehr stark) zugenommen haben. Der Bestandsanstieg von Grün-, Schwarz- und Buntspecht wird in erster Linie auf verbesserte Habitatbedingungen zurückgeführt. Die Zunahme des Mittelspechts ist darüber hinaus wohl auch von den unterschiedlichen Erfassungs­methoden erheblich beeinflusst. Ferner werden die Erfahrungen im Umgang mit Klangattrappen mitge­teilt.

Literatur ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Natur& Text, Rangsdorf (i. Dr.). ANONYMUS(1854): Abschätzwert der Königlichen Oberförsterei Klein Wasserburg. ANONYMUS(1931): Oberförsterei Klein Wasserburg, Regierungsbezirk Potsdam. Nach der auf den Waldzu­stand vom 1. Oktober 1927 berichtigten Spezialkarte ausgegeben in der Forsteinrichtungsanstalt Magdeburg. BAUER, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas: Bestand und Gefährdung. AULA-Verlag , Wiesbaden . BiBBY, C. J., N. D. BURGESS& D. A. HıLL(1995): Methoden der Feldornithologie: Bestandserfassung in der Praxis. Neumann- Verlag, Radebeul .

Kl